Die Grünspar-Geschäftsführer Gerrit Ellerwald (links) und Sebastian Kotzwander

Eigentlich war die Idee, einen reinen Online-Shop für Energiesparprodukte zu bauen. Aber: „Wir hatten nicht das Marketing-Budget eines Zalando“, erklärt Grünspar-Gründer und Chef Sebastian Kotzwander gegenüber Gründerszene. Die Lösung: Den Laden anderen Anbietern wie etwa Stadtwerken unter deren Marke anzubieten. Gerade im Zuge der Energiewende müsste das Modell funktionieren, glaubte man beim Münsteraner Startup.

Das hat es: Einer der größten Energieversorger Deutschlands, der Oldenburger EWE-Konzern, übernimmt nun 90 Prozent der Anteile an Grünspar. Kotzwander bleibt weiterhin Geschäftsführer – und mit den verbleibenden zehn Prozent beteiligt. Zusammen mit den bisherigen Geschäftsführern Gerrit Ellerwald und Michael Urban soll er die Geschicke des Shops für Energieeffizienz-Produkte auch unter neuer Eigentümerschaft weiterführen.

Das SaaS- und E-Commerce-Startup beschäftigt nach eigenen Angaben derzeit 40 Mitarbeiter. Im gleichnamigen Online-Shop werden Engergiespar-Produkte wie LED-Leuchten, Wasserspar-Duschköpfe oder energieeffiziente Trockner und Waschmaschinen verkauft. Der neue Eigentümer will einen eigenen White-Label-Onlineshop auf Basis des Grünspar-Angebots in die EWE-Internetseite integrieren. Zudem sei auch die von Grünspar angebotene App für EWE interessant, heißt es vom stellvertretenden EWE-Vorstandschef Matthias Brückmann.

Zur Verkaufssumme will sich Kotzwander offiziell nicht äußern. Dem Vernehmen nach soll es sich um einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag handeln. Zwar hatte Kotzwander das Unternehmen zunächst gebootstrapped, für schnelleres Wachstum dann aber doch Geldgeber an Bord geholt. Investiert waren bei Grünspar seit 2013 die schweizerische Mountain Cleantech AG, die KfW Bank, der Berliner Business Angel und Hitfox-Boss Jan Beckers, Kotzwander selbst und sein früh aus dem operativen Geschäft ausgestiegener Mitgründer Martin Ferfers sowie Markus Sudhoff, der einer der ersten Mitarbeiter war und mittlerweile ein eigenes Startup gegründet hat.

Was nach dem Exit kommt? Anfang September bezieht Grünspar erst einmal ein neues Büro. „Dem Standort Münster bleiben wir aber treu“, betont Kotzwander. Auch wenn der neue Eigentümer in Oldenburg sitzt.

EWE will nach eigenen Angaben auch künftig in Startups investieren. Der Schwerpunkt liege dabei auf Minderheitsbeteiligungen an Firmen, die jünger als fünf Jahre sind und weniger als fünf Millionen Euro Jahresumsatz erzielen. Auch Energiekonzerne haben angesichts sinkender Margen in der konventionellen Stromherstellung angekündigt, verstärkt auf Service- und Handelsangebote zu setzen, um sich neue Geschäftsfelder und Gewinnströme zu erschließen. Im vergangenen Jahr hatte sich etwa Eon mit 20 Prozent an Thermondo beteiligt und sucht seitdem die Nähe zur Szene.


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Bild: Grünspar