Fairnopoly kündigungen krise
Fairnopoly kündigungen krise Gründungssitzung von Fairnopoly im Dezember 2012

Entlassungen bei Fairnopoly

Krisenzeit beim Online-Marktplatz Fairnopoly: Um eine Insolvenz abzuwenden, hat das Social Startup fast allen Angestellten gekündigt. Die Verträge von elf Mitarbeitern seien zum Jahresende beendet worden, bestätigt Geschäftsführer Felix Weth der taz. Im Dezember habe man zusätzlich bereits einige Gehälter zurückgestellt. Angestellt bleiben nur zwei Team-Mitglieder, für die Fairnopoly eine Arbeitgeberförderung erhalte, erklärt Weth in einem Blogpost. Der Rest muss nun erst einmal unentgeltlich weitermachen.

Update, 10. Februar 2014: Immerhin knapp 146.000 Euro hat Fairnopoly bei seiner Crowdfunding-Aktion eingesammelt und damit den Mindestbetrag von 125.000 Euro übertroffen. Allerdings ist das Social Startup damit nicht einmal in die Nähe der eigentlich angepeilten Zielsumme von 500.000 Euro gekommen. Eine halbe Million wäre laut Fairnopoly nötig gewesen, um bis zum Jahresende auf 200.000 Nutzer wachsen zu können. Stattdessen muss Fairnopoly nun weiter einen reduzierten Sparkurs fahren. Die erreichten 146.000 Euro dürften Fairnopoly nicht erlauben, den verbliebenen Mitarbeitern Gehälter auszahlen zu können.

Update, 3. Februar 2014: Mittlerweile steht Fairnopoly bei ungefähr 90.000 Euro auf Startnext, vier Tage läuft das Crowdfunding noch. Um der Sammelaktion zusätzlichen Schub zu verpassen, hat das Fairnopoly-Team eine ungewöhnliche PR-Maßnahme ergriffen: Für den Fotografen Kristoffer Schwetje zogen sich neun Team-Mitglieder aus, das Nacktfoto gibt es nun auf dem Unternehmensblog zu sehen. Fairnopoly begründet den Schritt so: Man wolle mit dem Bild „unsere Verpflichtung zur Transparenz noch bildlicher darzustellen“.

Die erste Version des Artikels erschien am 27. Januar 2014. 

Mit dem im Dezember 2012 gegründeten Marktplatz wollten Weth und seine Mitstreiter eine „faire Alternative“ zu Ebay und Amazon schaffen. Dafür werden Anbieter privilegiert, deren Produkte nach ökologischen oder sozialen Kriterien hergestellt wurden. Und: Das als Genossenschaft verfasste Startup hat sich maximale Transparenz verschrieben – alle Kontobewegungen lassen sich im Netz verfolgen. „So versuchen wir aktiv unsere Erfolge und Probleme zu kommunizieren, um so Vertrauen zu schaffen“, erklärten die Gründer im vergangenen Herbst im Gründerszene-Interview.

Derzeit ist Felix Weth vor allem mit Krisenkommunikation beschäftigt. Er muss erklären, warum die Entwicklung des Marktplatzes länger dauerte als geplant: Statt im Frühjahr konnte die Plattform erst Ende September 2013 live gehen, zunächst mit dem Schwerpunkt auf den Handel mit Büchern. Benutzer-, Artikel und Umsatzzahlen bleiben aber hinter den Erwartungen zurück. Das Startup musste seine Planungen anpassen. Jetzt rechnet Weth damit, im vierten Quartal „mit signifikanten Einkünften durch den Marktplatz“, im Dezember könnte Fairnopoly erstmals kostendeckend arbeiten.

Zu allem Überfluss muss sich Fairnopoly auch noch mit einem Markenstreit auseinandersetzen: Der US-Spieleproduzent Hasbro sieht seine Rechte an dem Gesellschaftsspiel Monopoly verletzt und fordert von Fairnopoly, Namen und Logo zu ändern.

Dabei will sich das Startup eigentlich gerade auf seine zweite Crowdfunding-Kampagne konzentrieren: Nachdem im Frühjahr 2013 schon einmal über 200.000 Euro über Startnext zusammenkamen, strebt Fairnopoly nun eine Anschlussfinanzierung von 500.000 Euro an. Doch noch ist nicht einmal sicher, dass die Fundingschwelle von 125.000 Euro überhaupt erreicht wird. Bis Wochenbeginn sind 63.000 Euro zusammengekommen, noch bis 7. Februar wird gesammelt.

Bleibt es bei der Mindestfinanzierung von 125.000 Euro, kann Fairnopoly allerdings auf absehbare Zeit immer noch keine Gehälter und Honorare zahlen. Deshalb werde das Team „mit aller Energie für diese Kampagne arbeiten und so viel Unterstützung mobilisieren, wie es eben geht“, schreibt Weth. Selbst wenn der Mindestbetrag nicht erreicht werden sollte, werde man mit einem „Plan C“ weitermachen: „Fairnopoly war nie ein Unternehmen, in das man wegen der Bezahlung oder der Aussicht auf große Reichtum einsteigt.“

Bild: Fairnopoly