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Familienministerium will jetzt mit Startups zusammenarbeiten

Das Bundesfamilienministerium will den jungen Putz-Startups wie Helpling, Book A Tiger oder CleanAgents offenbar doch keine Konkurrenz machen: Der Plan für eine eigene Online-Vermittlung für Haushaltskräfte soll noch einmal überdacht werden. „Das Vorhaben ein eigenes Portal aufzubauen, wird derzeit geprüft“, sagte Staatssekretär Ralf Kleindiek (SPD) gegenüber dem Tagesspiegel.

Im Mai hatte das Bundesfamilienministerium angekündigt, 2015 mit dem Aufbau einer Plattform beginnen zu wollen, die Haushaltskräfte vermittelt. Berufstätige Eltern sollten so im Haushalt entlastet werden. Außerdem wollte die Regierung die grassierende Schwarzarbeit in diesem Markt bekämpfen.

Eigentlich eine gute Idee – allerdings wird dieses Konzept schon von mehreren Startups erfolgreich umgesetzt: Das Berliner Unternehmen Cleanagents, das Rocket-Startup Helpling oder Book A Tiger von den Lieferheld-Gründern Nikita Fahrenholz und Claude Ritter drängen bereits seit Monaten in diesen Markt. Auch das US-Vorbild Homejoy ist seit kurzem in Deutschland aktiv. Und erst gestern startete das Babysitter-Startup Kinderfee seinen Ableger Putzfee.

Familienministerium will jetzt Übersicht über bestehende Angebote geben

Als „völlig überflüssig“ bezeichnete der Hightech-Verband Bitkom das öffentlich geförderte Bundesprojekt kurz nach Bekanntgabe der Pläne im Mai. In einem Statement äußerte Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder scharfe Kritik: „Aktuell gibt es mehrere Startups, die entsprechende Angebote machen – und denen es gelungen ist, Investoren für ihre Projekte zu gewinnen.“ Eine aus Steuermitteln finanzierte Plattform „würde hier in einen gerade wachsenden Markt eingreifen”, schimpfte Rohleder. „Leistungen, die privatwirtschaftlich durch Unternehmen im Wettbewerb erbracht werden können, sollten nicht durch Steuermittel finanziert werden.“

Auch die Gründer der Putzkraft-Vermittlung Helpling, Benedikt Franke und Philip Huffmann, hatten sich gegenüber Gründerszene kritisch über die mögliche staatliche Konkurrenz geäußert: „Grundsätzlich glauben wir, dass es sinnvoller ist, die Rahmenbedingungen für legale Tätigkeiten zu verbessern, als von staatlicher Seite direkt in den Markt einzugreifen.“

Anstatt eines eigenen Portals will das Familienministerium nun eine Plattform aufbauen, über die Nutzer eine Übersicht über das bestehende Angebot bekommen. „Ich kann mir gut vorstellen, auch mit einem Startup zusammenzuarbeiten, das uns hilft, einen internetbasierten Weg zu diesen Angeboten zu weisen“, betont Staatssekretär Kleindiek. Zusätzlich wolle das Ministerium die Angebote verschiedener Unternehmen überprüfen und ein Gütesiegel vergeben, um den Nutzern Sicherheit zu geben: „Wir wollen gemeinsam mit den kommerziellen Anbietern, aber auch mit dem Verbraucher und dem Arbeitsministerium, technische Standards entwickeln, um gute Anbieter zertifizieren zu können.“

Union fordert die Umsetzung des Portals

Dass das SPD-geführte Familienministerium keinen kompletten Rückzieher macht und das geplante Portal einfach stoppt, hat gute Gründe: Die Pläne dafür sind im Koalitionsvertrag vereinbart worden, die Union drängt deswegen jetzt dennoch auf die schnelle Umsetzung des Portals: „Es ist wichtig, dass die betroffenen Familien die Angebote möglichst einfach finden“, sagte Marcus Weinberg, familienpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, dem Tagesspiegel.

Bild: Panthermedia, Colour