Mit Favor.it (www.favor.it) hat Gründerszene dieser Tage ein neues Mobile-Konzept ausgemacht, das an den Start geht, um Deals auf dem Handy noch salonfähiger zu machen und der digitale Marketingkanal lokaler Händler zu werden. Startet mit Favor.it bloß ein weiterer mehr oder minder elaborierter Groupon-Nachahmer oder bietet das Berliner Unternehmen einen neuen Ansatz, der endlich das mobile Gutschein-Geschäft in den Griff bekommt? Die ersten Eindrücke des Startups lassen auf ein spannendes Konzept schließen…

Deals auf dem Handy Favor.it

Knackt Favor.it den mobilen Gutscheinmarkt?

Egal, wie viele kritische Berichte zuletzt über Groupon kursierten – eines bleibt unbestritten: Der Couponing-Riese hat das Geschäft mit Gutscheinen in Deutschland (zumindest auf Nutzerseite) salonfähig gemacht und dabei zahlreiche Nachahmer und Spezial-Dienstleister befördert. Ein junges, noch unter dem Radar fliegendes Startup will nun auch ein Stück vom Kuchen haben und spezialisiert sich auf Deals auf dem Handy.

„Die lokalen Unternehmen um die Ecke, von der Bar bis zum Modeladen, haben bisher oft keinen guten digitalen Marketingkanal“, meint Mitgründer Florian Hübner zum Konzept von Favor.it. „Wir glauben an freie, ungefilterte digitale Kommunikation und bauen deswegen eine offene Plattform für die Interaktion zwischen Kunden und ihren Lieblingsläden.“

Neben Hübner sind mit David Federhen, Jakob Miller und Gabriel Matuschka, der zuletzt mit dem Verkauf des Reise-Shoppingclubs Triphunter an Brands4Friends in der Gründerszene präsent war, drei weitere Gründer an Bord. Finanziell unterstützt wird das Konzept für mobile Deals bisher von Burckhardt Bonello, der dafür bekannt ist, innovative Ansätze zu – Achtung, themenrelevantes Wortspiel – favorisieren. Bonello hält derzeit zehn Prozent an Favor.it. Der USP von Favor.it soll dabei in einer Kombination aus vielen Freiheiten auf Händlerseite und einem Interessen-Abonnement bei den Nutzern bestehen.

Der Nutzer entscheidet, welche Deals auf dem Handy erscheinen

Strukturell steht Favor.it für eine Emanzipation des Nutzers – sowohl auf Händler- als auch auf Endkundenseite. So können die Nutzer selbst entscheiden, welche Deals sie auf dem Handy konsumieren wollen, indem sie sich einen Stream für jene lokalen Geschäfte erstellen lassen, die sie favorisieren. Oder einfacher ausgedrückt: User wählen ihre Lieblingsläden in der Favor.it-App aus und erhalten dann von eben diesen Angebote auf dem Handy, die direkt in der App gekauft werden können. Besonders der Payment-Part – häufig einer der kritischsten Teile von Käufen und Deals auf dem Handy – präsentiert sich bei Favor.it bereits als sehr flüssig.

Deals auf dem Handy Favor.it

Egal, ob der jeweilige Händler schon mit Angeboten aktiv ist oder erst noch für Favor.it gewonnen werden muss, kann der Nutzer sich so darüber auf dem Laufenden halten, ob seine jeweiligen Favoriten Deals anbieten. Für Favor.it birgt dies den positiven Nebeneffekt, dass dem Unternehmen kommuniziert wird, welche Merchants beim Publikum angesagt sind und salesseitig angegangen werden sollten.

Durch die Verknüpfung der Nutzer innerhalb der Favor.it-App (unter anderem über Facebook Connect) können diese ganz einfach Neues entdecken, indem sie über die Lieblingsläden und empfohlenen Angebote der eigenen Freunde informiert werden. Mit einer gewissen Selbstironie versichert das Favor.it-Team dabei auch, dass User nur relevante Angebote und News erhalten – keine Nagelstudios, kein Spam. Dementsprechend verweist Favor.it auch darauf, bei der Auswahl seiner Merchants sehr wählerisch zu sein und diesen im Umkehrschluss viele Freiheiten einzuräumen.

Favor.it emanzipiert den Händler

Wie bei so vielen Marktplatz-Ansätzen dürfte sich auch Favor.it dem bekannten Henne-Ei-Problem gegenübersehen: Es müssen Nutzer und Händler gleichzeitig gewonnen werden. Und dass Groupon & Co. auf der Händlerseite durch ihre aggressiven Sales-Riegen einige verbrannte Erde hinterlassen haben, dürfte kein Geheimnis sein. Favor.it will dieses Manko durch besondere Freiheiten und Selbstbestimmung auf der Händlerseite ausgleichen: Unternehmen haben die Möglichkeit, ihre Angebote selbst und frei zu gestalten. Sowohl bei der Art des angebotenen Inhalts als auch bei der Bepreisung des mobilen Deals.

„Die Unternehmen entscheiden selbst, wem sie was, wann und in welchem Umfang anbieten. Wir helfen ihnen nur, das alles einfacher, schneller, direkter und präziser zu machen als jemals zuvor“, erklärt Favor.it-Mitgründer David Federhen das Konzept. Neben den üblichen Rabattaktionen um Etablissements bekannt zu machen und Leerzeiten zu füllen, können so etwa Restaurants ihren Mittagstisch bewerben oder Diskotheken ihren Stammgästen die Warteschlange ersparen. Der Phantasie sollen hier keine Grenzen gesetzt sein, meint das Favor.it-Team.

Deals auf dem Handy Favor.it

Auch beim Pricing beschreitet Favor.it einen eigenen Weg: Während Gründerszene anhand von Groupon-Unterlagen belegen konnte, dass Groupon seine Merchants anhält, Rabatte von bis 70 Prozent zu gewähren, da sich die Angebote so besonders gut verkaufen, folgt Favor.it dieser Haltung bei seinen Firmenkunden nicht. Jeder Merchant kann über ein einfaches Interface selbst entscheiden, wie viel ein Nutzer für den jeweiligen Deal auf dem Handy bezahlen soll. „Anders als bei Groupon & Co geht es nicht darum, möglichst hohe Rabatte zu realisieren, sondern vielmehr den Kunden ein Gefühl der Intimität und exklusiven Behandlung durch ihre Lieblingsläden zu geben“, skizziert David Federhen das Vorgehen.

Der Sales-Pitch gegenüber den teilnehmenden Unternehmen ist dabei relativ typisch: Unternehmen sollen über die App einen einfachen, offenen und profitablen Sales- und Marketingkanal erhalten. Der eigene Erfolg werde durch detaillierte Analytics eindeutig mess- und kontrollierbar. Durch das Einstellen von Angeboten und News sollen so Bestandskunden dazu animiert werden, den Händler erneut aufzusuchen, während dieser über den Social-Graph seiner Kunden seine Reichweite multipliziere und das eigene Word-of-Mouth beschleunige.

Kann sich Favor.it im Wettbewerb behaupten?

Ganz allein ist Favor.it mit seinem Ansatz in diesem Segment freilich nicht. Neben den großen Couponing-Anbietern wie Groupon (www.groupon.de) oder DailyDeal (www.dailydeal.de), die auch mit mobilen Versionen ihrer Services vertreten sind, bieten etwa auch Coupies (www.coupies.de) und Dealomio (www.dealomio.com) entsprechende Übersichten für Deals auf dem Handy. Coupies und Dealomio sehen sich ebenfalls als mobile Werbenetzwerke für lokale Angebote, setzen dabei aber auf einen leicht anderen Modus als Favor.its Favoriten-Stream, indem vor allem auf einen Kartenansatz, mit dem Nutzer Angebote in ihrer Nähe ausmachen können, zurückgegriffen wird.

Wirkliche Marktdominanz konnte bisher keiner der verschiedenen Mobile-only-Akteure erreichen, den meisten Nutzern dürfte bisher wohl aber Coupies ein Begriff sein. Vor allem scheint der deutsche Markt aber an vielen Stellen noch nicht reif für mobile Ansätze zu sein. Deals auf dem Handy scheinen zunächst als ein No-Brainer, der jeden Nutzer interessieren sollte und einfach umzusetzen ist, in den Details stecken dann aber doch viele Aufwände, während die Nutzer-Penetration bisher eher überschaubar scheint.

Offiziell wird Favor.it seinen Launch wohl im Juli 2012 begehen und will dabei mit rund 100 ausgewählten Anbietern wie etwa Astra oder Lido Deals auf dem Handy anbieten. Ob es den Berlinern gelingt, das Segment aufzubrechen, wird sich dann zeigen. Mit seinem sehr freiheitlichen Ansatz könnte Favor.it auf jeden Fall neuen Wind in das Deal-Segment bringen.

Hinweis: Favor.it informierte Gründerszene, dass die Verwendung des Wortes „Deal“ in den Favor.it-Räumen zu einer Strafe von einem Euro in die imaginäre Kaffeekasse des Unternehmens führe – Gründerszene schuldet den Berlinern somit 17 symbolische Euro für diesen Artikel.