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hakan Auto1-Gründer Hakan Koç

Wenn die Sprache unter Investoren auf Auto1 kommt, klingt eine gewisse Ehrfurcht mit. Viele Geldgeber hätten das – mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertete – Startup aus Berlin gerne in ihrem Portfolio. Bald wird Auto1 den Abschluss der Serie E verkünden, über erste Details hat Gründerszene gerade berichtet, beispielsweise über neue prominente Investoren. Und über eine Bewertung, die wohl noch einmal massiv gestiegen ist.

Ansonsten dringt wenig über das schweigsame Startup nach außen. Interview-Anfragen hat Gründer Hakan Koç bislang stets abgelehnt. Auch zur aktuellen Finanzierungsrunde wollte er sich gegenüber Gründerszene zu diesem Zeitpunkt nicht äußern.

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Dabei gibt es genug Fragen, die sich zu dem Einhorn stellen. Wie verdient Auto1 eigentlich sein Geld? Was für Zahlen sind bekannt? Warum gibt es Kritik an dem Startup? Ein Überblick.

Wie funktioniert das Modell von Auto1?

Der Nutzer, der sein Auto verkaufen möchte, erhält auf den Auto1-Websites wie Wirkaufendeinauto.de einen geschätzten Ankaufspreis für seinen Wagen. Danach fährt er zu einem Standort des Startup, wo der Wagen beispielsweise auf Schäden untersucht wird. Die Ergebnisse des Tests übermitteln die Auto1-Mitarbeiter an die Zentrale. Nach kurzem Warten erhält der Kunde das tatsächliche Angebot. Also den Preis, den das Startup tatsächlich bereit ist, für das Auto zu zahlen.

Auto1 verkauft den Gebrauchtwagen nun an andere Autohändler weiter. Europaweit ist das Unternehmen nach eigenen Angaben mit 25.000 Partner-Händlern vernetzt. Durch ein länderübergreifendes Logistiknetz kann das Unternehmen das optimale Match zwischen Verkäufer und Käufer finden – und dadurch einen höheren Preis erzielen.

„Ein Autohändler in Deutschland, der einen Fiat kaufen möchte“, erklärte Hakan Koç bei einer Konferenz, könne über die Plattform überall in Europa nach dem speziellen Fiat-Modell suchen. Sobald jemand mit dem entsprechenden Modell zu einem Prüfcenter des Startups kommt, wird der Händler benachrichtigt.

Auto1 bringt so Angebot und Nachfrage zusammen – und löst dabei ein weiteres Problem: Durch die Kontrolle des Autos vor Ort könne das Unternehmen gleich feststellen, ob der Fiat auch in Ordnung sei, erklärte der Auto1-Gründer auf der Tech-Konferenz Noah im Sommer. Der Händler kauft den Gebrauchtwagen dann von Auto1 – und das Startup verdient an der Marge zwischen Ankauf und Verkauf.

Wie schnell wächst das Unternehmen?

Der Umsatz des Unternehmens ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Laut eigenen Angaben lag er 2013 bei 16 Millionen Euro. Schon im kommenden Jahr stieg er massiv an: auf 130 Millionen. 2015 machte er einen weiteren großen Sprung und lag bei 758 Millionen Euro. In diesem Jahr setzt das Unternehmen wohl eine Milliarde Euro um, wie das Manager Magazin schreibt.

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Die Frage ist allerdings, wie viel bei dem Startup hängen bleibt: also, was dem Unternehmen zwischen Ankauf und Verkauf bleibt. Selbst Prüfung und Ankauf zu übernehmen unterscheidet das Unternehmen von anderen Online-Konkurrenten wie Ichwillmeinautoloswerden. Es ist aber auch der Grund, warum Auto1 auf hohe Summen aus den Finanzierungen angewiesen ist. Zumindest auf dem deutschen Markt arbeite das Startup bereits profitabel, schrieb das Manager Magazin. Deutschland ist unter den 23 Ländern, in denen Auto1 aktiv ist, einer der Fokusmärkte.

Auch bei den Mitarbeitern ist das Unternehmen stark gewachsen. Im vergangenen Jahr kommunizierte das Unternehmen noch 400 Angestellte. Bei einem seiner seltenen Auftritte sprach Hakan Koç kürzlich von 2.000 Leuten, die für Auto1 arbeiteten. Durch die vielen selbst betriebenen Standorte ist das Startup auf viele Mitarbeiter angewiesen.

Hinter welchen Marken steckt Auto1?

Das Startup arbeitet mit mehreren Marken. Die bekannteste in Deutschland ist Wirkaufendeinauto. Für diese Marke hat das Startup auch Fernsehwerbung geschaltet. Aber Auto1 betreibt sein Geschäft auch über andere Marken. Beispielsweise steht das Berliner Unternehmen auch hinter Jetztautoverkaufen.de, wie das Verbraucherportal Finanztip berichtete. Eine weitere Marke ist Autohero, mit der Auto1 zuerst in den USA gestartet ist. Mittlerweile ist die Marke auch mit einer deutschen Website vertreten.

Warum gibt es Kritik?

Im Internet und in Zeitungsberichten taucht immer wieder ein Kritikpunkt auf: Die privaten Autoverkäufer beschweren sich, weil sie im Netz einen höheren Angebotspreis angezeigt bekommen, als ihnen dann vor Ort tatsächlich für das Auto geboten wird. Und diese Unterschiede sind teilweise gravierend.

Die Zeitung Welt berichtete beispielsweise von einem Fall, in dem der Kunde ein Angebot von 2.290 Euro für sein Auto vor Ort bekam, auf der Website war aber von 4.000 Euro die Rede. Das Unternehmen beruft sich in den Einzelfällen auf Schäden, die beim Test entdeckt worden seien. Auch ein Tester von Finanztip bekam ein deutliches schlechteres Angebot vor Ort. Bei seinem Test von anderen Online-Angeboten erhielt er dort bessere Angebote.

Bild: Noah Conference