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Das Finleap-Team im Frühjahr 2015

Seit einem halben Jahr gibt es Finleap, die Fintech-Firmenschmiede um Hitfox-Gründer Jan Beckers – jetzt schaltet der Inkubator bereits die zweite Branche hinzu: Finleap will sich nun auch den Versicherungsmarkt vornehmen.

Dafür holt Finleap den Versicherungsexperten Mark Ortmann als Venture Partner und übernimmt gleichzeitig 50 Prozent an dessen Beratungshaus, dem Berliner Institut für Transparenz (ITA). Das ITA berät Banken und Versicherungen, aber auch Ministerien, und erstellt Studien beispielsweise zu Themen wie Altersvorsorge oder Finanzdienstleistungen.

Um Expertisen des Instituts hatte es in der Vergangenheit mehrfach Diskussionen gegeben. Zuletzt hatte das Handelsblatt 2014 die Qualität einer Studie zu Renditen von Riester-Renten bemängelt, ITA-Chef Ortmann wies die Vorwürfe zurück. Das Deutschlandradio lobt ihn ebenfalls 2014 dafür, dass er Versicherungen offen für mangelhafte Transparenz kritisiere. Bis zu diesem Frühjahr gehörte das Berliner Institut zur Hälfte zum Hofheimer Analysehaus Morgen & Morgen. Wie viel Finleap für die ITA-Anteile gezahlt hat, wollte das Unternehmen auf Nachfrage nicht verraten.

Das erste gemeinsam mit Mark Ortmann angeschobene Venture heißt Clark und startet an diesem Montag. Clark will der erste Online-Versicherungsmakler sein, „der modernste Internet-Technologie mit Produkt- und Kostentransparenz sowie einer bedarfsorientierten Beratung vereint“, wirbt das Startup. Neben Ortmann, der für das erste halbe Jahr als Interims-COO an Bord ist, bilden die Gründer Christopher Oster, ehemals COO bei Wimdu, und CTO Steffen Glomb die Führungsspitze des Startups.

Für Christopher Oster hat die Gründung von Clark auch viel mit eigenen Erfahrungen zu tun: „Ich bin 32, habe zehn Versicherungen und fünf Ordner, habe schon zwei Mal den Makler gewechselt und nach jedem Termin hat man mir einen neuen Vertrag verkauft“, erzählt Oster gegenüber Gründerszene. Das sei, verglichen mit der Erfahrung einer Online-Direktbank, doch sehr kompliziert und intransparent.

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Clark soll das alles anders machen – dafür übernimmt das Portal die gleichen Rechte und Pflichten wie ein herkömmlicher Makler wie MLP oder Hoesch & Partner. Mit drei wichtigen Ausnahmen: Erstens will Clark alle Provisionen offenlegen – auf Euro und Cent genau. Zweitens werden die Kundenberater unabhängig von Vertragsabschlüssen bezahlt und „nur für Kundenzufriedenheit incentiviert“, so Oster. Drittens will Clark günstiger sein als die Konkurrenz – Beratung gibt es nur über Internet oder Telefon, Filialen fallen genauso weg wie bürokratischer Papierkram.

Oster schätzt, damit gut die Hälfte der Operations-Kosten einsparen zu können. Das Geld will Clark seinen Kunden als Cashback zurückgeben – was nach aktueller Gesetzlage allerdings nicht möglich ist (das sogenannte Provisionsabgabeverbot verhindert Weitergabe eingesparter Provisionen an Kunden). Solange das so bleibt, will Clark das Geld für den guten Zweck spenden – die Empfängerorganisation darf der Kunde auswählen.

Geld verdient das Makler-Startup, das zum Start 15 Mitarbeiter stark ist, dennoch ganz traditionell über Provisionen. Die Versicherer zahlen für Vertragsabschlüsse und für das Bestandsmanagement.

Über 150 Versicherungen sind angeschlossen, mit 20 davon bestehen Direktverträge, der Rest ist über Maklerpools dabei. Im Angebot ist dabei alles, was ein guter Versicherungskunde braucht: von Haftplicht über Lebens- bis hin zu Krankenversicherungen.

Bild: Finleap