Finn Plotz Simplex
Finn Plotz Simplex Finn Plotz, Gründer von Simplex

„Man wird als 18-Jähriger nicht auf Anhieb ernst genommen“

Finn Plotz ist 19 Jahre alt und wohnt in Glückstadt, Schleswig-Holstein. Im Frühjahr hat er seine Abi-Prüfungen. Was ihn von anderen Schülern unterscheidet? Mit 17 hat er angefangen, aus einer Idee ein Startup zu entwickeln: Simplex. Und außerdem hat er vor Kurzem die nicht unbedeutende Summe von 600.000 Euro eingesammelt – unter anderem von der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Schleswig-Holstein, einem privaten Business Angel sowie Partnerunternehmen.

Im Interview mit Gründerszene spricht der Schüler über seine Erfahrungen als junger Gründer, seine Technik-Begeisterung und Welpenschutz in der Investorenlandschaft.

Finn, wie bist du als damals 17-jähriger Schüler dazu gekommen, ein Unternehmen zu gründen?

Ich war schon immer irgendwie umtriebig. Ob es der Brötchenlieferservice in der Jugend war oder das Kellnern neben der Schule. Die Sache mit dem Gründen hat etwa vor anderthalb Jahren angefangen – und eher aus einem persönlichen Bedarf heraus. Meine Eltern haben mich immer und immer wieder um Technik-Unterstützung gebeten. Konkret ging es da um dieses Fernbedienungs- und Geräte-Wirrwarr, das wir alle im Wohnzimmer haben. Und irgendwann hatte ich dann die Idee, wie man das einfach besser machen könnte. Und ganz unbedarft habe ich mich dann daran gemacht. Das war ein ganz organischer Prozess, die Sache ging langsam los und ist dann immer mehr gewachsen.

Und was genau ist deine Lösung für das Fernbedienungs-Wirrwarr?

Simplex ist ein kleines Gerät. In dem stecken schon die gesamte Film- und Musikauswahl sowie deine Lieblingssender, egal ob bei ARD oder Sky. Du kannst diese Box einfach an deinen Fernseher oder deine Stereoanlage anschließen. Und da sie auch noch clever ist, steuert sie deinen Fernseher und deine Anlage automatisch. Somit hast du den gesamten Inhalt einheitlich aus einer Hand. Das gesamte System wird zentral bedient und du brauchst nur eine einzige kleine Fernbedienung dafür.

Das klingt ziemlich technisch für einen 19-jährigen Schüler. Hast du dir dafür externe Unterstützung geholt?

Die technische Grundarbeit, die Spezifikationen und die ganze Herausarbeitung kommen von mir. Ich habe mich schon immer sehr für Technik interessiert und mich immer weiter reingearbeitet. Aber natürlich kann ich das nicht alles alleine machen, sondern es gibt eine ganze Reihe von Partnerunternehmen, die mich dabei unterstützen. So gibt es zum Beispiel ein Unternehmen, das kümmert sich um die Platinen, weil sie genau das richtig gut können. Genauso ist es zum Beispiel auch bei der Softwareentwicklung. Das Konzeptuelle kommt also von mir, das Operative von den Partnerunternehmen.

Und du hast auch einen Mitgründer, richtig? Der ist allerdings deutlich älter als du.

Genau, den Jo Gesing. Das ist schon eine lustige Mischung, Jo ist im Vergleich zu mir ein sehr erfahrener Unternehmer – und hat inzwischen auch die Zeit, sich mit neuen Projekten zu beschäftigen. Nachdem ich zirka ein halbes Jahr an der Technik gebastelt hatte, haben wir uns zusammengesetzt. Jo war vorher für den Kreativbereich bei einer großen Werbeagentur verantwortlich und ist ein sehr spannender, kreativer Mensch.

Wie habt ihr euch denn überhaupt kennengelernt?

Jo ist zu uns nach Glückstadt gezogen, nachdem er seinen Job beendet hatte. Und Glücksstadt ist eine sehr kleine Stadt, da kennt jeder jeden – man bekommt mit, wenn eine neue Person in die Stadt kommt. An einem Samstagnachmittag saß er im Café und ich hab mich einfach mal an seinen Tisch gesetzt und mich mit ihm unterhalten. Nach dem ersten Gespräch waren wir uns so grün, dass wir quasi von dem Zeitpunkt an zusammengearbeitet haben.

Kommen wir mal zum Finanziellen. Du hast einen ganzen Haufen Geld eingesammelt – 600.000 Euro. Wie hast du dich dabei gefühlt?

Überragend!

Wie bist du denn überhaupt an potenzielle Geldgeber herangetreten?

Also das war eine super-spannende Angelegenheit als damals unerfahrener 18-Jähriger. Ich hatte mich vorher schon mit einem erfolgreichen Gründer zusammengesetzt. Der hat mir auch dabei geholfen, den Businessplan zu schreiben. Ab dem Punkt wusste ich, dass ich Geld brauchte – aber eben noch nicht, wo ich es herbekomme. Eine sehr hilfreiche Stelle dabei war das Innovationszentrum in Itzehoe. Die haben mir die ersten Kontakte vermittelt, unter anderem die MBG-SH – unser erster Investor. Die haben mir für 125.000 Euro zugesagt, allerdings unter der Prämisse, dass noch ein privater Investor einsteigt. Dann ging es los mit den Pitches. Von den ersten Pitches bin ich mit Absagen nach Hause gegangen. Aber das war gut so, denn durch das Feedback, das ich bekommen habe, konnte ich immer weiter daran feilen. Und nachher hat es dann eben geklappt.

Und wie haben die Investoren auf dich und dein Alter reagiert?

Mit Überraschung. Auf jeden Fall hat es viele Türen geöffnet, dass ich noch so jung war – ich denke, ich bin dadurch vielleicht besonders im Gedächtnis geblieben. Und es war bestimmt auch etwas Welpenschutz dabei. Meine Gesprächspartner haben mir alle bis zum Ende zugehört und alle haben mir konstruktive Kritik gegeben, was ich sehr wertvoll fand. Aber man wird als 18-Jähriger nicht auf Anhieb ernst genommen, das habe ich auf jeden Fall gemerkt. Aber wenn man nach den ersten Minuten des Gesprächs in positiv überraschte Gesichter blickt, dann ist das Alter kein Hinderungsgrund mehr, sondern eher sogar förderlich.

Wie ist denn der aktuelle Stand bei Simplex und wie soll es weitergehen?

Das Technik an sich ist fertig. Mit der Finanzierung können die verschiedenen Bausteine, also Hardware, Software, Design und Inhalte, zusammengefügt werden. Das wollen wir bis Ende März geschafft haben. Dann wollen wir an die Händler herantreten, unser Produkt mit Kunden testen und ihm den letzten Feinschliff verpassen. Wenn alles passt, wollen wir im Juli mit der Massenproduktion loslegen. Das ist der Plan.

Und wie bekommst das unter einen Hut – Startup und Abi?

Ich habe zum Glück eine Schule mit einem tollen Direktor und einem tollen Lehrerkollegium, die es mir ermöglichen, Termine wahrzunehmen und mal einen Tag nicht anwesend zu sein. Natürlich muss ich dann selbstständig alles nacharbeiten. Zum Glück komme ich in der Schule ganz gut klar. (lacht)

Was würdest du anderen jungen Gründern aus deinen Erfahrungen mitgeben?

Dass es machbar ist – und dass es viel Unterstützung gibt. Man muss nur konsequent und mit Überzeugung an seiner Idee arbeiten, sich Partner suchen und offen an jedes Gespräch herangehen. Vitamin B ist unerlässlich in der Startup-Szene. Es hilft einem natürlich nicht dabei, sein Gegenüber zu überzeugen, das muss man schon selbst schaffen. Aber es hilft dabei, die Gespräche zu bekommen, die man braucht.

Finn, danke für das Gespräch.

Bild: Simplex Technologie GmbH