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foodfriends gruender Dating und Essen: Jan und Anja Marks wollen Menschen in Restaurants verkuppeln

Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Diesen Traum lebt Jan Marks zusammen mit seiner Frau Anja Marks. Denn der Gründer der App FoodFriends betreibt sein Startup von Mallorca aus. In seiner App können sich Nutzer über lokale Restaurants informieren und via Chat zum Essen verabreden. So kommen auch wildfremde Menschen an einem Tisch zusammen.

Marks ist Deutscher, 55 Jahre alt, arbeitete zuvor für TUI und war anschließend unter anderem als deutscher Chef für Lastminute.com tätig. FoodFriends baut er gemeinsam mit seiner Frau auf.

In diesem Jahr will das Ehepaar 300.000 Euro von Business Angels einsammeln. Zur Zeit befinden sich im Gesellschafterkreis des Unternehmens Family and Friends. Im Herbst oder Winter plant FoodFriends dann eine größere Finanzierungsrunde für die internationale Expansion. Der Gründer und CEO im Gespräch.

Jan, in Deutschland herrschen gerade Minusgrade. Wie ist das Wetter auf Mallorca?

Das willst du gar nicht wissen (lacht). Hier scheint die Sonne und es sind 18 Grad.

Lebst du deshalb als Deutscher auf Mallorca?

Nein, ich habe mich mit meiner Familie auf Mallorca angesiedelt, weil hier ein bemerkenswerter europäischer Mix von Menschen lebt.

Du arbeitest mit deiner Frau zusammen, wie kam es dazu?

Wir haben zusammen zwei Kinder, das hat mich motiviert, auch andere Projekte gemeinsam auf den Weg zu bringen (lacht).

Mit FoodFriends startest du gerade eine App, die Menschen über Essen zusammen bringt. Wäre Deutschland dafür nicht der größere und damit bessere Markt gewesen?

Für den Anfang ist der Markt nicht das entscheidende Kriterium, da wir unser Startup sowieso international ausrollen wollen. Hier gibt es Kreativkräfte, niedrige Personalkosten und gute Fluganbindungen an die wichtigen Standorte in Europa. Und es gibt Kultur, Natur und eine hervorragende Gastronomie. Mallorca und Palma im Speziellen könnten das Silicon Valley von Europa werden.

Wann wollt ihr denn expandieren?

Das hängt davon ab, welche Investoren wir von uns überzeugen können. Solange wir in der Anfangsphase mit begrenzten Mitteln arbeiten, solange funktioniert eine Expansion nur über Partnerschaften. Wir sprechen gerade mit Medienunternehmen mit großer Reichweite, Gastronomiefirmen und Business Angels in Hamburg, Lissabon und Barcelona, um dort Foodfriends ins Leben zu rufen.

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In eurer Präsentation heißt es, dass Essen ein größeres Netzwerk sein kann als Facebook. Soll deine App größer werden als das Netzwerk von Mark Zuckerberg?

Dass eine soziale Beziehung über ein Essen beginnt, ist tausende Jahre älter als Facebook. Bei dem Zitat aus der Präsentation geht es aber nicht um die Frage, wann wir mit FoodFriends mehr Nutzer haben als Facebook, sondern es geht um normale Netzwerke, also Menschen, die etwas miteinander zu tun haben.

Wie groß soll die App denn dann werden?

Laut unserer Umfragen essen 98 Prozent der Menschen lieber mit anderen als alleine. Wenn wir einen Weg finden, einen Mehrwert in der App zu entwickeln, die das gemeinsame Essen leichter und unterhaltsamer macht, dann könnten sich unsere Nutzerzahlen so entwickeln wie die von Whatsapp.

Derzeit können sich Nutzer in deiner App nur in Restautants zum Essen verabreden, warum?

Man sollte sich auf eine Sache konzentrieren und nicht gleichzeitig mehrere Dinge auf den Kopf stellen wollen. Langfristig wollen wir uns aber nicht darauf beschränken, Essen in Restaurants zu bieten. In London beispielsweise wird das Lunch gerne auf der Parkbank eingenommen. Wir essen aber auch Zuhause, am Strand oder auf Booten. Wir schaffen dafür einen technischen Direktzugang für die Angebotsseite, wo also beispielsweise Restaurants oder andere Anbieter ihr Angebot einstellen können. Und nach einer Qualitätsprüfung durch uns schalten wir das Angebot dann online.

Und wie verdient ihr damit Geld?

Mittelfristig setzen wir auf eine Reservierungsgebühr von einem Euro pro Gast, den wir in die angeschlossenen Restaurants bringen. Inzwischen zeichnet sich ab, dass viele Restaurants eine Flat-Fee bevorzugen und gerade am Anfang unserer Entwicklung ist diese Abrechnungsmodalität auch für uns vorteilhaft. Zur Zeit arbeiten wir an dem Modell „foodfriends Plus“. Weitere Erlöspotentiale sehen wir in der Organisation und Vermarktung von Lunch- und Dinner-Events sowie im Vertrieb von Partner-Angeboten wie Gourmet-Reisen.

Über deine App treffen sich auch Menschen, die sich noch nicht kennen. Ist das nicht eigentlich Dating?

Ich habe das am Anfang immer verneint. Aber mittlerweile denke ich, ja, das ist Online-Dating. Das zeigt sich darin, wie viele Zwei-Personen-Chats es in der App gibt. Es geht aber nicht um das heiße Tinder-Date, sondern zum Beispiel darum, jemanden zum Italiener einzuladen, der neu in der Stadt ist. Daraus kann später natürlich auch ein Date werden.

Laden sich also eher fremde Menschen zum gemeinsamen Essen ein – oder doch eher Bekannte?

Das beliebteste Modell scheint zu sein, dass man sich zuerst Verstärkung im Freundeskreis sucht und sich dann anschließend mit fremden Leuten trifft.

Wer sind eure Wettbewerber?

Meine Lieblingswettbewerber sind Restaurant-Reservierungs-Apps wie OpenTable. Sie sind Weltmarktführer in einem Markt von 1,5 Millionen Restaurants in Europa, Amerika und Asien. Aber sie haben nur 38.000 Restaurants, denn sie sind Gastronomen zu technisch und kommen nicht aus der Erlebnis-Ecke. Wenn es auf der anderen Seite um die Restaurantsuche geht, dann ist TripAdvisor der Platzhirsch. Aber Restaurants fühlen sich durch das Businesskonzept der Bewertungen erpresst. Und die Nutzer beschweren sich über Fake-Infos. Wir wollen den bei uns angeschlossenen Restaurants nicht ein System oder jede Menge Meinungen von Reisenden bringen, sondern Gäste.

Es gibt bereits Startups, die das Kennenlernen über Essen versprechen, wie Eatwith, Let’s Lunch oder Traveling Spoon. Wie setzt ihr euch von denen ab?

Sie haben den Fehler gemacht, dass sie mehrere Innovationen gleichzeitig entwickelt haben. Zum einen haben sie dazu aufgerufen, sich zum Essen zu treffen. Das war neu. Andererseits haben sie aber auch neue Formen des gemeinsamen Essens vorgestellt, wie das Treffen in neuen Konstellationen oder in privaten Räumen. Das ist ein Kardinalfehler. Ein anderer lag in der Rechnungsabwicklung, das Geld wurde schon vor dem Restaurantbesuch bezahlt. Das bricht mit alten Gewohnheiten, denn der Nutzer ist daran gewöhnt, dass er sein Essen im Restaurant bezahlt. Wenn das Essen völlig ungenießbar ist, will er es aber nicht bezahlen.

Täglich werden auf Snapchat oder Instagram Millionen Essensfotos hochgeladen. Wieso greift ihr das nicht in der App auf?

Wir haben schon 2015 angefangen, die App zu entwickeln. Immer auf halber Kraft, neben unseren normalen Jobs. Wir müssen die nächste Version der App stärker auf Bildmaterial fokussieren. Aber vielleicht überspringen wir die Fotophase auch und gehen direkt zu Kurzvideos über. Das gilt sowohl für Bilder von Essen und Restaurants, als auch für die Menschen, die sich zum Essen verabreden möchten.

Bild: FoodFriends