Für Kritiker der Berliner Firmenfabrik Rocket Internet ist Foodpanda ein typisches Beispiel für das, was sie als schamlose und uninspirierte Kopiertaktik bezeichnen würden. Klar: Das Konzept eines Onlineportals, über das Essen bei lokalen Lieferdiensten geordert werden kann, hat Rocket tatsächlich nicht erfunden. Als Foodpanda im Jahr 2012 startete, waren Pioniere wie Just-Eat aus Dänemark oder Take-away.com aus den Niederlanden bereits mehr als zehn Jahre lang im Markt.

Trotzdem: Für den Aufbau eines Unternehmens, das heute auf vier Kontinenten aktiv und 3.700 Mitarbeiter stark ist, braucht es harte Arbeit, Kreativität, Ambition – lauter innovative Qualitäten. Innovation, das hat schon Kapitalismus-Vordenker Joseph Schumpeter gepredigt, ist nämlich nicht nur die Erfindung neuer Produkte und Lösungen – es geht auch um deren Durchsetzung. Und dafür gehen die Samwer-Brüder neue Wege: Sie wagen sich zum Beispiel in Weltregionen, die andere Internetriesen für nicht eroberungswürdig halten. Foodpandas erster Markt war der kleine Stadtstaat Singapur, es folgten Indonesien, Malaysia, Thailand, die Philippinen.

Rockets legen los

Dann schalteten die Rockets den Turbo ein – es ging in Dutzende weitere Schwellen- und Entwicklungsländer in Afrika, Lateinamerika und Osteuropa, später auch im Nahen Osten. Heute, nach drei Jahren, sind es insgesamt 38 Länder, darunter riesige Märkte wie Brasilien, Indien und Russland. Bei mehr als 40.000 Restaurants kann über Foodpanda bestellt werden. Damit hat das Unternehmen, das in einigen Ländern auch unter der Marke Hellofood auftritt, sogar mehr Märkte erobert als jeder andere Lieferdienstvermittler.

Platz Nummer 14: Foodpanda GmbH

Bei der entscheidenden Zahl der Partner-Restaurants liegt allerdings ein Konkurrent vorn, der ebenfalls noch von Berlin aus agiert – und inzwischen selbst zum Rocket-Venture geworden ist: Delivery Hero. Das 2011 im konkurrierenden Inkubator Team Europe geformte Unternehmen ist nur in 34 Märkten präsent, hat aber über 200.000 Restaurants an Bord. Es hat aber auch über eine Milliarde US-Dollar an Risikokapital aufgenommen – und wird heute mit über drei Milliarden Dollar bewertet. Seit Anfang 2015 ist Rocket Internet auch in den Foodpanda-Konkurrenten investiert, inzwischen hält Rocket etwas mehr als 38 Prozent an Delivery Hero.

Widerstand von Delivery Hero

Die Foodpanda-Bewertung steht heute bei 600 Millionen Dollar, erreicht wurde das mit einem Funding von „nur“ gut 200 Millionen. Rocket besitzt noch genau 50 Prozent der Anteile. Von den knallhart kalkulierenden Rockets würde man eigentlich erwarten, die beiden Konkurrenten längst kostensparend fusioniert zu haben – doch mehr, als die jeweiligen Anteile in eine gemeinsame Holding namens „Global Online Takeaway Group“ zu verschieben, gelang bisher nicht. Der Widerstand kommt vor allem von Delivery Hero, wo man auf das eigenständig Erreichte stolz ist und die eigene Unabhängigkeit nicht preisgeben will.

Wer Foodpanda-Chef Ralf Wenzel über die Beziehung zum Ex-Konkurrenten befragt, der bekommt nur Positives zu hören: „Unser Verhältnis ist ausgesprochen gut“ – auch, weil man „sehr komplementär aufgestellt“ sei. Wenzel ist allerdings auch kein Mann für öffentliche Kampfansagen, er sucht das Rampenlicht deutlich seltener als sein Kollege Niklas Östberg von Delivery Hero. Wenzel treibt seine Unternehmung lieber im Stillen voran: Gerade geht es zum Beispiel darum, „in allen unseren Ländern eine Lieferung in unter 45 Minuten zu erreichen“, so Wenzel. Und noch etwas: Foodpanda fokussiere sich gerade darauf, „über die nächsten Monate profitabel zu werden“.


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