Alles so schön hell hier: Nora Eisermann (links) und Laura Muthesius

Treffen sich eine Fotografin mit Lebensmittelallergie und eine Modedesignerin, die extrem gut backen kann. So beginnt die Geschichte von FoodStories. Denn die Modedesignerin bereitet der Fotografin immer wieder Kuchen zu, glutenfrei, aber trotzdem hübsch anzusehen. Die Fotografin schießt Bilder vom Gebäck und teilt diese zusammen mit dem Rezept auf einem Blog. Die Reaktionen sind positiv, die Leser begeistert.

Die Fotografin heißt Laura Muthesius, 26, die backende Designerin Nora Eisermann, 33. Neben dem Foodblog, den die beiden nur noch sporadisch füllen, haben die Berlinerinnen mittlerweile einen Instagram-Account mit mehr als 693.000 Followern aufgebaut. Für deutsche Verhältnisse eine schier unglaublich große Fangemeinde. 2013 stellten sie den ersten Post auf ihren Account. Gerade noch rechtzeitig, um richtig groß zu werden, sagen sie.

„Gleich zu Beginn haben wir gemerkt, dass unsere Fotos und Rezepte sehr gut ankommen“, erzählt Muthesius bei einem Besuch in ihrem Studio in Weißensee. In einer alten Fabrik haben sich die Gründerinnen einen großen Raum renovieren lassen, mit meterhohen Decken und großen Fenstern mit Nordlicht. Umher stehen Vasen, Blumensträuße, Porzellan und verschiedene Unterlagen für Fotos – eine aus rauem Holz, eine lackiert in blassem Rosa.

Nora made this delicious glutenfree blueberry-meringue tart yesterday. Can’t wait to share the recipe with you soon

Ein von Our Food Stories (@_foodstories_) gepostetes Foto am

All diese Utensilien finden sich auf den Fotos von Foodstories wieder. Da wird eine Meringue-Tarte so liebevoll auf dunkelblauen Tellern drapiert, dass es wie ein Foto aus einem Märchenbuch aussieht. Ein paar Zweige Eucalyptus und das Motiv ist perfekt – und sieht so schön und appetitlich aus, dass man die Tarte sofort nachbacken will. Doch man würde es vermutlich nie so schön hinbekommen. Ähnlich schwierig dürfte es bei dem Erdbeeren-Rhabarber-Kuchen mit rosafarbenem Topping oder der Zimtrolle werden. Aber die meisten Instagram-Nutzer wollen ja ohnehin nur die Bilder ansehen.

Muthesius und Eisermann sind seit vier Jahren ein Paar. Sie lernten sich bei einem Filmprojekt kennen – und entdeckten sofort viele gemeinsame Interessen: „Wir sind beide sehr visuelle Menschen und haben ein Faible für Design und schöne Dinge wie Keramik“, erzählt Laura Muthesius. „Deswegen hat Foodstories von Anfang an sehr viel Spaß gemacht.“

Knapp 570 Bilder zählt der Kanal auf Instagram inzwischen. Bei großen Unternehmen haben die Gründerinnen damit Interesse geweckt: Für Edeka, Starbucks, Villeroy & Boch oder Farrow & Ball haben sie schon Produkte inszeniert und Fotos geschossen. Die Liste der Kooperationspartner ist lang, die Liste der Anfragen noch viel länger.

Alle bezahlten Bilder sind auf dem Kanal mit Hashtags wie #Ad oder #sponsored gekennzeichnet. Schleichwerbung sei bisher kein Thema gewesen, sagt Muthesius. „Die meisten Unternehmen, mit denen wir kooperieren, erinnern uns sogar daran, dass wir den Post kennzeichnen.“ Was ein bezahlter Post kostet oder wie viel Foodstories umsetzt, das wollen die Gründerinnen nicht verraten.

Ihren Stil bezeichnen die Foodstories-Macher als „moody, rustikal, handgemacht, imperfekt“. Die Bilder richtig zu komponieren sei echte Arbeit, betonen sie. „Wir haben viel reingesteckt, sehr viel Zeit investiert“, sagt Muthesius. Besonders der Instagram-Account koste viel Zeit. „Viele denken, man postet ab und zu mal ein Foto und das war’s. Dabei ist es harte Arbeit, so viele Follower zu bekommen. Wir interagieren und reagieren ständig, laden regelmäßig neuen Content hoch.“

Ein Foodstories-Arbeitstag hat 16 Stunden, ein freies Wochenende haben sie schon lange nicht mehr gehabt. Immer und überall arrangieren sie Gegenstände, schießen neue Fotos. Nur sich selbst fotografieren die beiden kaum. „Wir wollen selbst nicht im Rampenlicht stehen, deswegen würden wir auch nicht unbedingt bei einer Kochshow mitmachen.“

Einen konkreten Plan für die nächsten Jahre haben die beiden Frauen nicht. „Wir sind zufrieden, wie es gerade ist“, sagt Eisermann. Ihre Mitgründerin ergänzt: „Nur mal wieder ein klassisches Wochenende mit etwas weniger Arbeit – das wäre schön.“

Bild: Foodstories