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car2go_wasser Wollen BMW und Daimler im Alleingang über die Zukunft von DriveNow und Car2Go entscheiden? Besser nicht!

Gemeinsam gegen die US-Konkurrenz – die beiden Carsharing-Wettbewerber DriveNow und Car2Go sollen fusioniert werden, meldete das Manager Magazin vergangene Woche. Die Mutterkonzerne BMW und Daimler würden demnach eine Zusammenarbeit gegen Wettbewerber wie Uber forcieren, hieß es in der Meldung.

Zwei Tage bevor die Meldung veröffentlicht wurde, führte NGIN Mobility mit DriveNow-Chef Sebastian Hofelich ein ausführliches Interview. Über eine mögliche Zusammenarbeit äußerte er sich zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht. Im Gegenteil: Hofelich schilderte wortreich, wie sich sein Unternehmen von der Daimler-Konkurrenz abheben soll.

Dass Verhandlungen stattfinden, bestreitet die BMW-Tochter im Nachhinein vehement: DriveNow befände sich aktuell weder in Fusionsgesprächen mit Car2go, noch werde über eine engere Zusammenarbeit der beiden Firmen verhandelt, so das Unternehmen gegenüber NGIN Mobility. „Anders lautende Darstellungen möchten wir daher explizit dementieren.“ Der Autobauer BMW entgegnete auf die Nachfrage, dass der Konzern sich grundsätzlich nicht zu „Spekulationen“ äußere. Car2Go und Daimler wollten trotz mehrfacher Nachfrage bisher keine Stellungnahme dazu abgeben.

Wenn es überhaupt Verhandlungen von BMW und Daimler zur Fusion geben sollte, so werden diese offenbar unter Ausschluss der beiden Unternehmenstöchter geführt. An der Reaktion von DriveNow lässt sich zumindest ablesen, dass der BMW-Tochter eher wenig an einer Zusammenarbeit gelegen scheint.

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Doch passen die beiden Konkurrenten überhaupt zusammen? Der Münchner Carsharer DriveNow ist bislang in vier deutschen Großstädten verfügbar. Mit Ausnahme von Düsseldorf meidet die BMW-Tochter bislang kleinere Städte. Durch einen Zusammenschluss mit Car2Go würde noch Stuttgart, Ulm und Frankfurt am Main mit ins deutsche Portfolio kommen. In den Großstädten und Düsseldorf stehen sich die beiden Carsharing-Angebote als Wettbewerber gegenüber. Was das Auslandsgeschäft anbelangt, würden sich beide Anbieter bislang recht wenig in die Quere kommen.

Mit dreißig Standorten weltweit ist Car2Go in fast drei Mal so vielen Städten aktiv wie der Konkurrent. Eine Expansions-Politik, die DriveNow-Chef Hofelich gegenüber NGIN Mobility kritisiert. „Sowohl die Stadt als auch wir brauchen ein gutes Gefühl. Das hat zur Folge, dass wir langsamer sind als andere Wettbewerber“, so Hofelich im Interview. „Aber dafür mussten wir uns auch noch nie aus einer Stadt zurückziehen.“ Sein Unternehmen stelle in Zusammenarbeit mit den Stadtverwaltungen ausführliche Begleitforschungen an, um die Parkplatz- und Verkehrssituationen in den Städten vorab zu sondieren. Die Expansions-Politik beider Unternehmen könnte das erste Konfliktpotenzial bereithalten.

Dass beide Flotten zusammengelegt werden, scheint zudem aus Branding-Gründen schwierig. Nicht nur, dass beide Carsharer alleinig ihre Hausmarken Daimler und BMW im Angebot haben. Hofelich betont im Interview, dass sein Unternehmen von alternativen Geschäftsmodellen wie privates Carsharing absehe, weil sie in Konflikt mit der Markentreue stehe. Es bräuchte also letztlich eine gemeinsame neue Marke und damit auch auf Software-Seite eine gemeinsame Plattform. Denn anders ließe sich schwerlich gegenüber Wettbewerbern wie Uber eine für den Endkunden übersichtliches Angebot schaffen.

Mitspracherecht zu einer möglichen Fusion melden hier auch die anderen beiden Anteilseigner an DriveNow und Car2Go an. Die Autovermietung Sixt ist an DriveNow beteiligt, Europcar an Car2Go. Wie das Manager Magazin schreibt, habe Sixt bereits eine Fusion abgelehnt. Dass offenbar Gespräche zwischen der Führungsebene der Autobauer stattfinden, verprellt nicht nur die Carsharing-Töchter, sondern auch die Gesellschaftspartner.

Vor allem die beiden Carsharing-Anbieter von den Verhandlungen auszuschließen, ist fahrlässig. Hier kollidiert das Hierarchie-Denken der Automobilkonzerne mit den Strukturen junger Technologie-Unternehmen. Es wird zwar immer Startup-Kultur gepredigt, doch der Austausch offenbar nicht in Gang gebracht. Stattdessen wird über Köpfe hinweg entschieden, sollten sich die Carsharer tatsächlich zusammen tun.

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Bild: Getty Images /  Drew Anthony Smith / Freier Fotograf