Als Vural Öger Anfang des Jahres mit seinen beiden Touristik-Unternehmen Insolvenz anmelden musste, war das Aufsehen groß. Hatte er doch als Juror in der Fernshow „Die Höhle der Löwen“ die Gründer immer mit altklugen Tipps beraten. Konnte er das jetzt überhaupt noch glaubhaft tun? Nein, entschied Öger schnell für sich und zog sich aus der Vox-Sendung zurück.

Seine Erklärung für die Insolvenz war immer gewesen: Der Markt für Türkei-Reisen sei zusammengebrochen, etwa wegen des Syrienkriegs oder der unsicheren Lage im arabischen Raum. Ein ausführlicher Bericht auf Spiegel Online wirft jetzt Zweifel zu dieser Geschichte auf.

Laut des Magazins habe Öger mit seinem Unternehmen Öger Türk Tur (ÖTT) vor allem sein Geschäft mit in Deutschland lebenden Türken gemacht, die immer wieder in die Türkei fliegen. Mit diesem Unternehmen habe er eng mit SunExpress – einem Joint Venture von Lufthansa und Turkish Airlines – zusammengearbeitet.

Seit 2010 soll Ögers Firma massenhaft Tickets von SunExpress gekauft und an kleine Reisebüros weitergeleitet haben. Ohne eigenes Risiko mit hohen Provisionen, heißt es in dem Bericht. Insgesamt 350 Millionen Euro Umsatz soll ÖTT bis 2015 mit den Ticketverkäufen gemacht haben. Sie hatten ein Modell gefunden, dass Öger nicht zum Ticket-Kauf, sondern erst beim Flugantritt an SunExpress zahlen musste.

Und um dieses Geld geht es nun in einer juristischen Auseinandersetzung zwischen SunExpress und Ögers Unternehmen: Etwa 17 Millionen soll er SunExpress noch schulden. Der Touristik-Unternehmer hatte eine sogenannte selbstschuldnerische Bürgschaft unterschrieben und haftet also mit seinem Privatvermögen.

Als Folge der juristischen Auseinandersetzungen hat das Landgericht Frankfurt – laut Spiegel Online – am 6. Mai einen sogenannten Arrestbefehl erlassen. Dabei handelt es sich nicht um einen Haftbefehl, sondern um eine Einschränkung des persönlichen Vermögens. Die Justiz befand, die Kläger hätten den „Arrestgrund glaubhaft“ gemacht, schreibt das Nachrichten-Portal. Es gibt den Verdacht Öger habe im Zuge der Insolvenz sein Vermögen verschoben. Beispielsweise indem er seine Privatvilla unter Marktwert an einen Freund verkaufte.

Ögers Anwalt teilte gegenüber Spiegel Online mit, aufgrund der gerichtlichen Auseinandersetzung werde Öger „keine Stellung zu Details nehmen“ können. Für ein Statement gegenüber Gründerszene war er kurzfristig nicht zu erreichen.

Als Vorwurf gegen den ehemaligen Geschäftspartner heißt es: SunExpress habe „intensiv daran gearbeitet (…), ÖTT aus dem Markt zu drängen“. Als weitere Verteidungslinie argumentiert der Anwalt, Öger stehe als prowestlicher Unternehmer für Werte, die „unter der derzeitigen türkischen Regierung einen anderen Stellenwert haben“. Es sei „der türkische Teil des Joint Venture Unternehmens SunExpress gewesen, der eine einvernehmliche Regelung der offenen Fragen zwischen Herrn Öger und SunExpress verhindert hat“, sagt Ögers Anwalt gegenüber Spiegel Online.

Bild: Vox