GetYourGuide-Gründer Johannes Reck

Vor einer Woche gab die Tourenbuchungsplattform GetYourGuide eine riesige Finanzierung bekannt: In seiner Serie-C-Runde sammelte das Unternehmen aus Berlin satte 50 Millionen US-Dollar ein. Angeführt wurde das Investment von der New Yorker Beteiligungsgesellschaft KKR. Aber auch die Altinvestoren Spark Capital, Highland Capital Partners und Sunstone Capital sowie der neu eingestiegene VC Nokia Growth Partners beteiligten sich.

Seit der Gründung hat das mittlerweile 200-köpfige Unternehmen nun fast 95 Millionen US-Dollar eingesammelt, die neueste Finanzierung eingerechnet. Johannes Reck, Pascal Mathis, Tobias Rein, Martin Sieber und der heutigen COO Tao Tao haben die Plattform 2009 ins Leben gerufen. 

Kurz nach der erfolgreichen Finanzierungsrunde ist CEO Reck in den USA auf der Reise-Messe PhocusWright unterwegs. Wie es zu der Runde kam und ob sich nun für das Unternehmen etwas ändern wird, erzählt der Gründer im Interview.

Johannes, 50-Millionen-Dollar-Runden sind nicht nur für in Berlin ansässige Unternehmen eine Seltenheit. Wie habt Ihr das geschafft?

Reisende haben es heutzutage leicht, einen billigen Flug und ein gutes Hotel online zu buchen. [Aber] die Zeit während der Reise optimal zu nutzen, die besten Aktivitäten einfach zu finden und zu buchen, war bisher äußerst schwierig. GetYourGuide hat ein sehr starkes Produkt entwickelt, dass Reisenden einen riesigen Mehrwert bietet und den Trip in ein einzigartiges Erlebnis verwandelt. Unser Erfolg bei den Kunden war der Grundstein für die erfolgreichen Finanzierungen. Die Investoren haben langsam verstanden wie groß das Problem ist, das wir lösen.

Was war für Euch die größte Herausforderung beim Einsammeln dieser Runde?

Unser Geschäft wächst momentan extrem schnell und eine so große Finanzierungsrunde neben dem Tagesgeschäft zu stemmen, war nicht immer leicht. Insgesamt mussten wir aber keine anderen größeren Herausforderungen meistern. Es ist alles sehr geräuschlos gelaufen.

Wie kommt man an einen Investor wie KKR?

Gerade bei so großen Finanzierungsrunden ist es wichtig, ein gutes Verhältnis [zum VC] aufzubauen. KKR hat uns über einen längeren Zeitraum beobachtet und schon ein sehr gutes Verständnis von unserem Geschäft gehabt, bevor sie eingestiegen sind.

Welche Auswirkungen werden die neuen Gesellschafter und das nun vorhandene Kapital auf das Unternehmen haben?

Wir bauen unser Geschäft genauso weiter auf wie vorher. KKRs Netzwerk und Know-how werden sicher einige Dinge beschleunigen, aber die Kernidee des Investments ist es ja nicht, etwas anders zu machen. Ganz im Gegenteil, KKR baut auf unser Team und wir wollen gemeinsam den Turbo anschalten.

Wie habt Ihr das Closing gefeiert?

Wir sind noch nicht dazu gekommen. Durch die Paris-Anschläge halte ich das auch für unangebracht. Wir waren in den letzten Tagen eher damit beschäftigt, unseren Kunden in dieser Krise zu helfen.

Du hast das Unternehmen mit Deinen Mitgründern 2009 gestartet. Ist GetYourGuide Deiner Meinung nach noch immer ein Startup?

Das kommt auf die Definition an. Ich definiere ein Startup über die Geschwindigkeit des Wachstums. Firmen, die mit 100 Prozent oder mehr wachsen, sind für mich Startups, da sich die gesamte Struktur und die Best Practice permanent entwickeln. Das trifft auf uns zu.

Lass uns bei Euren Anfängen bleiben: Gab es Investoren, die Euch damals abgewiesen haben?

Uns haben so gut wie alle abgewiesen. Wir waren sechs Studenten ohne jeglichen Hintergrund und mit einer damals unausgegorenen Idee. Es gab viele gute Gründe, uns abzuweisen.

Im Endeffekt kommt es nicht auf die Idee an, sondern darauf, was man aus der Idee macht und wie man mit den Niederlagen umgeht. Alle Gründer haben deutlich mehr Misserfolge als Erfolge. Die besten Gründer schaffen es, aus den Niederlagen zu lernen und sich ihren Weg zu bahnen.

Mittlerweile habt Ihr allerdings 95 Millionen Dollar eingesammelt. Werden wir bald einen Exit sehen?

Wir sind hundertprozentig darauf fokussiert, den weltweiten Marktführer in unserem Segment aufzubauen und den Reisemarkt umzukrempeln. Alle anderen Dinge spielen in unserer momentanen Planung wirklich keine Rolle. Wir sind erst ganz am Anfang einer längeren Reise.

Bild: GetYourGuide