Die eigene Geschäftsidee vor potentiellen Geldgebern und anderen Interessierten zu pitchen, ist eine der Fertigkeiten, die jeder Gründer beherrschen sollte. Und da ein Fahrstuhl ein reichlich ungeeigneter Ort dafür ist, haben junge Startups im Format „Frischlingsfragen“ von nun an die Möglichkeit, sich und ihr Geschäftsmodell kurz und präzise vorzustellen: Gründerszene stellt zehn Fragen, und dieses Mal antwortet GiftMe (www.giftme.de).

Frischlingsfragen

Wer seid ihr und was macht ihr?

Wir sind GiftMe und möchten die Art und Weise, wie Leute einkaufen und Produkte auswählen, verändern. Unser Startup entwickelt dazu Applikationen, die die Organisation von Gruppengeschenken in Social-Networks ermöglicht – von der Auswahl des Produktes über die Finanzierung bis hin zum Versand. Außerdem kategorisieren wir persönliche Empfehlungen in Social-Networks und geben den Nutzern die Möglichkeit, über Produkte zu kommunizieren.

Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie seid ihr auf eure Idee gestoßen?

Alles begann mit dem Geburtstag von Philipps Freundin, deren Freunde versucht hatten, ein Geschenk zu organisieren. Doch sie wussten weder was sie schenken sollten und wer sich beteiligt, noch wie das Ganze organisiert wird. Und da dachten wir uns, dass man so etwas doch viel einfacher über Facebook organisieren könnte, wo sich täglich sowieso schon tausende Menschen zum Geburtstag gratulieren. Daraus entstand zuerst die Idee des weltweiten Schenkens, inzwischen ist das Produkt jedoch weitaus differenzierter: Es geht um Social-Commerce, Empfehlungen, Kommunikation und Gruppengeschenke.

Noch wichtiger als die Idee ist häufig das Team. Wer sind die Gründer, was habt ihr vorher gemacht und wie habt ihr zueinander gefunden?

Wir kennen uns alle schon länger aus der Universität in Friedrichshafen – auch wenn wir aus komplett verschiedenen Feldern kommen. Daniel Alonso Garcia Rodriguez ist studierter Elektroingenieur und Computerwissenschaftler – unser Coder – und hat gerade seinen Master in Wirtschaft abgeschlossen.

Maximilian Weiss ist Wirtschaftler im Bachelorstudium und Philipp Herkelmann eigentlich Politikwissenschaftler. Aber die Ausbildung war nicht ausschlaggebend. Wir funktionieren als Team extrem gut und jeder bringt seinen Teil und seine Eigenarten positiv mit ein. Der Startschuss fiel dann, wie so oft, bei einem Bier in einer Bar und dem Entschluss: Reden kann jeder – wir machen das jetzt.

Viele Gründungsideen sind nicht gänzlich neu. Was ist euer USP und was macht ihr anders als alle anderen?

Das ist wohl wahr, auch wenn wir am Anfang davon überzeugt waren, die einzigen mit dieser Idee zu sein und daher sehr „diskret“ damit umgegangen sind – typisch für das erste Mal, wie wir heute wissen. Ein erfahrener Gründer sagte uns dann: „Wenn ihr nicht bereit seid über eure Idee zu reden, ist sie nicht gut oder ihr seid einfach noch nicht so weit“.

Es gibt Anbieter außerhalb von Facebook die ähnliche Services anbieten. Unser USP ist dabei die Einbindung von Shops, die stärkere Fixierung auf Social-Commerce und die nahtlose Integrierung in Facebook. Bei GiftMe geht es nicht nur darum Geld zu sammeln, sondern mit Freunden Dinge zu teilen, die man mag – und diese anschließend gemeinsam zu finanzieren.

Zum Business: Wie funktioniert euer Geschäftsmodell? Und wie groß ist das Marktpotential?

Unser Business ist schnell erklärt: Wir verbinden Onlineshops, Zahlungssystem und Social-Networks und vereinfachen somit die Organisation von Gruppengeschenken. Außerdem gehören falsche Geschenke durch unsere Wunschlisten-Funktion von nun an der Vergangenheit an. Der Service von GiftMe ist für den User dabei kostenlos:

Über ein Provisionsmodell verdienen wir an jedem verkauften Produkt. Falls der Nutzer einfach nur Geld sammeln möchte, so nehmen wir aber einen sehr kleinen, prozentualen Betrag – der aber sicherlich niemandem weh tut. Unsere Zielgruppe besteht dabei aus den Facebook-Nutzern in Europa und Amerika, die zwischen 18 und 35 Jahren alt sind – natürlich mit Segmentierungen.

Ideen umzusetzen kostet Geld. Wie finanziert ihr euch?

Anfangs haben wir uns durch Eigenkapital finanziert –  das bedeutete für uns unter anderem, eine vereinfachte App des Kraken-Orakels Paul für das Blackberry zu verkaufen und die täglichen Lebenskosten zu reduzieren. So konnten wir einen kleinen Betrag bereitstellen. Damit haben wir dann einen Prototyp gebaut und auf dem Markt getestet. So konnten wir einen Proof-of-Concept liefern, mit dem wir uns dann an Investoren gewandt haben.

Inzwischen haben wir die erste Finanzierungsrunde hinter uns und haben drei Investoren, die uns in den nächsten Monate unterstützen. Momentan arbeiten wir in Madrid im Startupbootcamp – das ist ein europäischer Accelerator im Netzwerk von Techstars, mit engen Verbindungen direkt ins Valley.

Gibt es etwas, das euch noch fehlt? Ein Mitarbeiter, ein Investor oder ein Büro?

Natürlich – es kommt bei uns auf Schnelligkeit an, und dafür brauchen wir im Team effiziente Arbeitsteilung und nach außen ergänzende Partnerschaften. Wir suchen noch nach einem User-Interface-Designer und einem erfahrenen E-Commerce-Experten – und natürlich nach fähigen Codern. Außerdem sind wir stetig an Partnerschaften mit Online-Retailern interessiert, die Netzwerke in ganz Europa und vor allem in den USA pflegen und langfristig mit uns zusammenarbeiten wollen.

Gibt es ein großes Vorbild für euch?

Eine Mischung aus Richard Branson, Mahatma Ghandi, Mark Zuckerberg – und unseren Müttern.

Stellt euch vor, ihr könntet ein Lunch gewinnen. Wen würdet ihr aus der deutschen Startup-Branche gerne mit an den Tisch holen?

Wir würden wirklich gerne das Team von Friendfund (www.friendfund.com) kennenlernen – das ist ein deutsches Startup aus Berlin, die einen ähnlichen Service anbieten. Außerdem wäre es klasse, einige der Ventures kennenzulernen, die aus der hiesigen Startup-Szene hervorgegangen sind.

Wo steht ihr heute in einem Jahr?

Wir glauben fest daran, dass kollektives Einkaufen nicht nur für das Organisieren von Geburtstagsgeschenken oder BBQs geeignet ist. GiftMe hat darüber hinaus großes karitatives Potential, welches wir ausschöpfen möchten, sobald wir gewisse Meilensteine erreicht haben.

GiftMe, vielen Dank für das Gespräch.