Die eigene Geschäftsidee vor potenziellen Geldgebern und anderen Interessierten zu pitchen, ist eine der Fertigkeiten, die jeder Gründer beherrschen sollte. Und da ein Fahrstuhl ein reichlich ungeeigneter Ort dafür ist, haben junge Startups im Format „Frischlingsfragen“ von nun an die Möglichkeit, sich und ihr Geschäftsmodell kurz und präzise vorzustellen: Gründerszene stellt zehn Fragen, und dieses Mal antwortet Gigly (www.gigly.de).

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1. Wer seid Ihr und was macht Ihr?

Gigly wird ein Online-Konzertkalender mit umfassendem Künstler-, Band-, und Locationverzeichnis. Zudem gibt es für die größten deutschen Städte eigene Stadt-Konzertkalender. Für den B2B-Bereich ist Gigly ein „Self-Service eTicketing“-Marktplatz, über den Konzertveranstalter und Spielstättenbetreiber selbst eTickets vertreiben und Konzerte vermarkten können. Wir fokussieren dabei klar auf den Longtail der vielen kleinen und mittleren Konzerte in den großen Ballungsgebieten. Dort sehen wir momentan das größte Potenzial für uns.

2. Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie seid Ihr auf Eure Idee gestoßen?

Ich selbst bin ein notorischer Konzertgänger. Mich hat es immer gestört, wie intransparent die lokalen Konzertszenen sind. Man muss die Szenen vor Ort kennen, um zu erfahren, wo, wann coole Gigs (für kleines Geld) gespielt werden. Kein Konzertkalender bildet diese Szenen ab. Ich habe es selbst mal recherchiert. Alleine in einer Stadt wie Köln gibt es in manchen Monaten zum Beispiel im Jazzbereich über 200 Live-Gigs und Konzerte. Suchen zum Beispiel über Google oder die etablierten Konzertkalender oder Ticketshops kratzen nur an der Oberfläche des tatsächlichen Angebots. Wir gehen momentan von rund 220.000 Live-Musikveranstaltungen im sogenannten Konzert-Longtail pro Jahr in Deutschland aus. Das ist ein riesiger Live-Musikmarkt, um dem sich bisher kein Anbieter richtig kümmert.

Wie cool wäre es, wenn ich über Gigly schnell und einfach einen angesagten Gig zum Beispiel in der Hip-Hop-Szene finden könnte, wenn ich mal übers Wochenende in Hamburg oder Berlin bin. Diese Szene-Gigs sind in der Regel sehr authentisch und die Eintrittspreise noch vollkommen fair. Im krassen Gegensatz dazu kann man momentan beobachten, was preismäßig im High-End-Bereich (Jay-Z, Madonna, Lady Gaga und so weiter) so an Ticketpreisen verlangt wird. Das ist zum Teil einfach nur noch irre!

Wir wollen mit Gigly lokale Musikszenen erfahrbar und auch buchbar machen.

3. Noch wichtiger als die Idee ist häufig das Team. Wer sind die Gründer, was habt Ihr vorher gemacht und wie habt Ihr zueinander gefunden?

Ich (Roberto de Simone) bin 35 Jahre alt und komme aus Köln. Dort habe ich auch BWL und Wirtschäftspädagogik studiert. Während und nach meinem Studium habe ich stets im Web-Umfeld gearbeitet, mal als Praktikant, mal als Festangestellter oder zuletzt sehr viel als Freelancer im Bereich IT-Projektmanagement, SaaS-Konzeption und Social-Media Best Practises.

Wie haben wir zueinander gefunden? Gigly ist da etwas anders gestartet als die meisten anderen Startups. Ich wollte unbedingt im Live-Musikbereich was verändern und sehe hier einen echten Bedarf. Da ich selbst bereits Erfahrung im Aufbau komplexerer SaaS-Lösungen und beste Kontakte nach Cluj-Napoca in Rumänien habe, habe ich mich entschlossen, die erste Version von Gigly zusammen mit zwei Freunden aus Rumänien zu entwickeln.

Das ist uns auch sehr gut gelungen. Eine erste launchfähige Version von Gigly ist bereits fertig entwickelt, das Feedback dazu wirklich sehr gut. Momentan suchen wir für den Standort Köln einen „CTO/Co-Founder Tech (m/w)“. Wer Interesse hat (in unserem Blog steht mehr dazu), kann sich gerne bei uns melden. Die weitere Entwicklung von Gigly wird somit hier in Köln stattfinden. Später soll noch ein(e) Geschäftsführer(in) Marketing und Vertrieb dazu kommen.

4. Viele Gründungsideen sind nicht gänzlich neu. Was ist Euer USP und was macht Ihr anders als alle anderen?

Bei Gigly sind im Grunde drei Dinge vollkommen neu in diesem Bereich. Durch den konsequenten Self-Service-Ansatz sind wir in der Lage, eine extrem kostengünstige und voll-skalierbare eTicketing-Lösung am Markt anzubieten. Der Longtail-Markt ist für etablierte Ticket-Lösungs-Anbieter uninteressant, da hier im einzelnen wenige Tickets zu geringen Preisen verkauft werden, beziehungsweise sind deren Vertriebsprozesse und Preismodelle nicht konsequent auf diesen Umstand ausgerichtet.

Ein weiterer USP soll sein, dass Gigly zum Technologieführer in diesem Bereich ausgebaut wird. Es gibt so viele tolle neue Möglichkeiten und Services, die einen echten Mehrwert bieten, wenn man nur die beiden Themen Web und eTicketing konsequent vereint. Als letzten Punkt ist das Henne-Ei-Problem zu benennen. Hier wartet Gigly nicht, bis Veranstalter und Spielstättenbetreiber bei uns Konzerte und Profile von Künstlern und Bands eintragen. Diesen Punkt werden wir aktiv selbst in die Hand nehmen und vom Start an ein relevantes Informationsangebot für unsere Nutzer bereit stellen.

Ein letzter Punkt wäre noch der Service. Dieser sollte jedoch selbstverständlich sein. Hier wollen wir auch eine Führungsrolle übernehmen.

5. Zum Business: Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell? Und wie groß ist das Marktpotenzial?

Unser Geschäftsmodell ist der Kommissionsverkauf, also das der transaktionsabhängigen direkten Provisionserlöse. Unser Marktpotenzial richtet sich an den knapp 3.300 Spielstätten/Konzerthallen in Deutschland aus. Dort finden rund 300.000 Konzerte pro Jahr in Deutschland statt. Das ist genau unser Markt. Insgesamt werden im Bereich Live-Musik deutlich über 2 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland umgesetzt.

6. Ideen umzusetzen kostet Geld. Wie finanziert Ihr Euch?

Gigly ist zu 100 Prozent eigenfinanziert. Wir sind somit bis jetzt den harten, aber auch freien Weg des Bootstrappings gefolgt. Momentan sind wir auf Seed-Suche und bereits mitten in den ersten spannenden Gesprächen.

7. Gibt es etwas, das Euch noch fehlt? Ein Mitarbeiter, ein Investor oder ein Büro?

Wie bereits erwähnt suchen wir einen „CTO/Co-Founder Tech (m/w)“, der echten Spaß an diesem Thema hat. Neben Anteilen an Gigly und einem angemessenem Gehalt kann und soll sich der CTO richtig austoben dürfen. Wie gesagt, Gigly soll der klare Technologieführer im deutschen Markt werden. Weiterhin suchen wir einen oder mehrere Seed-Investoren, die zu uns passen.

8. Gibt es ein großes Vorbild für Euch?

Gute Frage. In Deutschland leider nicht. Livenation.com und Songkick.com machen im Bereich Live-Musik und Web momentan einen sehr guten Job. Zudem finden wir Eventbrite.com sehr spannend. Die sind jedoch nicht auf Live-Musik spezialisiert, haben aber eine sehr gute Self-Service-Strategie und sind zudem bereits megaerfolgreich.

9. Stellt Euch vor, Ihr könntet ein Lunch gewinnen. Wen würdet ihr aus der deutschen Startup-Branche gerne mit an den Tisch holen?

Meine beiden Wunschkandidaten sitzen bereits regelmäßig mit am Lunch-Tisch. Das sind unsere beiden Coaches Daniel Attallah (CEO von Pixum.de) und Ibrahim „Ibo“ Evsan (Gründer von Fliplife (fliplife.com) und Sevenload (de.sevenload.com)).

10. Wo steht Ihr heute in einem Jahr?

In einem Jahr soll das Kernteam stehen, Gigly bereits online sein und von den ersten Veranstaltern und Spielstättenbetreibern genutzt werden. Zudem soll Gigly zum größten Konzertkalender Deutschlands gewachsen sein. Das werden wir natürlich nicht dem Zufall überlassen ;-).