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rocket-kimpel-samwer-kudlich-v-r Wollen das Internet rocken: Alexander Kudlich, Oliver Samwer und Peter Kimpel

Gesund-bereinigt. So könnte man wohl die heute vorgelegte Halbjahresbilanz von Rockets Global Fashion Group nennen. Durch den Verkauf des indischen Zalando-Klons Jabong und einigen anderen Unternehmungen in Thailand und Vietnam hat sich die Gruppe von Teilen getrennt, die offenbar nicht mehr tragbar waren. Diese herausgerechnet, konnte Rocket-Finanzchef Peter Kimpel heute von einem um 47,5 Prozent auf 456 Million Euro gestiegenen Nettoumsatz berichten. Noch wichtiger: Der operative Verlust (Ebitda) wurde im Vergleich zum ebenfalls angepassten Vorjahreszeitraum halbiert – auf 67,6 Millionen Euro.

Während die bereinigten Ergebnisse die Global Fashion Group erst einmal gar nicht so schlecht aussehen lassen, hat ein erheblicher „Sondereffekt“ allein Rocket Internet, das ein Fünftel an der GFG hält, in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres belastet. So wurde der Wert der Fashion-Gruppe im Rahmen der letzten Finanzierungsrunde von drei auf nun eine Milliarde Euro korrigiert. Mit Abschreibungen in Höhe von 383 Millionen Euro wirkte sich dies auf das Rocket-Ergebnis im ersten Halbjahr aus. Dazu will sich Rocket-Internet-Boss Oliver Samwer in der kommenden Woche erklären, wenn die Halbjahresergebnisse von Rocket präsentiert werden.

Rockets Mode-Konglomerat umfasst nach dem Jabong-Verkauf insbesondere Dafiti in Lateinamerika, Lamoda in Russland, Zalora in Südostasien und Australien und Namshi im Nahen Osten. Letzteres, da zeigte sich Kimpel stolz, sei das erste der Unternehmen der Gruppe, das die Profitabilität erreicht habe und einen kleinen Ebitda-Gewinn von 1,6 Millionen Euro ausweise. Mit einem Nettoumsatz von 67,1 Millionen Euro ist Namshi allerdings das kleinste der vier Hauptgesellschaften. Für die positive Entwicklung bei den Mode-Unternehmen haben laut Kimpel ein verbessertes Management der Lagerbestände und ein strenges Sparprogramm gesorgt.

Der Blick auf die Halbjahresergebnisse zeigt dabei, dass sich das Wachstum des Umsatzes merklich verlangsamt hat. Stieg dieser im Gesamtjahr 2015 noch um 71,5 Prozent, waren es von Januar bis Juni 2016 nur noch 47,5 Prozent. Ein weiteres interessantes Detail fällt auf: Und zwar, wie dringend die GFG die letzte Finanzspritze gebraucht hat. Lagen die Liquiditätsreserven zum Ende des ersten Halbjahrs 2015 noch bei 75,7 Millionen Euro, wäre nun ohne das neue Kapital nur noch ein knapp zweistelliger Millionenbetrag übrig. Im Jahr 2014 hatte die GFG ihre Liquidität noch auf mehr als 200 Millionen Euro beziffert. Zur Überbrückung der Geldnot hatten der Hauptgesellschafter Kinnevik sowie Rocket Internet und Tengelmann rund 150 Millionen Euro als kurzfristige Kredite zur Verfügung gestellt.

Ob es bald weitere Verkäufe geben wird? „Wir fühlen uns mit dem derzeitigen Portfolio sehr wohl“, sagte Finanzchef Kimpel. Das heiße natürlich nicht, dass man sich gute Gelegenheiten für weitere Verkäufe nicht anschauen werde. Und was als nächstes komme? „Sie werden verstehen, dass wir dazu nichts sagen können.“ Einen Satz, den man oft bei Rockets Pressekonferenzen hört.

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Bild: Gründerszene