So sah die App des Concierge-Services GoButler einmal aus.

Selten fand Frank Thelen in der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ so direkte Worte. „Das ist eine verrückte und dumme Idee“, sagte der Investor über das Konzept des Concierge-Startups Sixtyone Minutes. Die Folge lief vergangenes Jahr, als der Butler-Hype gerade erst losging.

Ein paar Monate später zeigt sich nun: Die Vision eines Butlers im Smartphone, der jedem beliebigen Nutzer alle Wünsche erfüllt, ist nicht richtig aufgegangen. Startups wie James, bitte und Sixtyone Minutes schwenkten auf B2B um. Der einstige Hoffnungsträger GoButler steuert in eine neue Richtung, wie das Unternehmen diese Woche offiziell bekannt gab.

Das grundsätzliche Problem der Butler-Angebote: Es ist nicht gelungen, alle verschiedenen Wünsche  – von der Chips- bis zur Strumpf-Bestellung – zu automatisieren. Die vielschichtigen Informationen müssten dafür aus dem Chat-Dialog zwischen Butler und Nutzer gefiltert und von der Software verstanden werden. Die müsste dann die Bestellung einleiten. „Das ist einfach noch zu krass“, sagt Investor Thelen heute im Gespräch mit Gründerszene. „Allein Blumen oder ein Taxi mit allen möglichen Parametern zu bestellen, ist für sich genommen technisch kompliziert umzusetzen.“ Alles zusammen funktioniere noch nicht, erst in fünf bis zehn Jahren könnte es soweit sein, so Thelen.

Nach dem Umzug von Berlin nach New York hatte GoButler sein Angebot auf die Suche nach Flügen reduziert. Im Gegensatz zu dem ursprünglichen Service, der vor allem von Mitarbeitern gestemmt wurde, automatisierte das Hype-Startup dieses Angebot. Anstatt nun den Dienst auf andere Fälle auszuweiten, bietet GoButler unter dem neuen Label Angel.ai einen Dienst der Spracherkennung anderen Unternehmen an.

Kein zusätzlicher Layer

Das Startup hätte erkannt, dass es für viele Kundenwünsche bereits gute Apps gebe, erklärt Gründer Navid Hadzaad. Zum Beispiel Uber. „Wir wollen nicht einen zusätzlichen, menschlichen Layer drüberlegen“, so der Gründer. Stattdessen soll nun für Unternehmen die Kommunikation mit den Kunden vereinfacht werden – auf Basis der Sprachtechnik des Startups.

Mit dem sogenannten Natural Language Processing (NLP) ermöglicht Angel.ai es, Bestellungen von Kunden aus einer Dialogform heraus an die Unternehmen strukturiert weiterzuleiten. Der Kunde gibt seinen Wunsch etwa in einen Messenger ein und erhält dann das Produkt. „Wir bieten den Service für alle Kategorien, über die wir bei GoButler Daten gesammelt haben“, sagt Hadzaad. Beispielsweise für Flüge, Hotels, E-Commerce, Restaurantresevierungen. Es gebe einen eigenen Datensatz nur über Bestellungen von Starbucks-Kaffee, so der Gründer weiter. Durch die GoButler-Monate hätten ihr System überhaupt erst lernen können, wie die Kundenwünsche in den Chats geäußert werden. „Durch die Flugsuche haben wir weitere Datensätze gesammelt“, erklärt Hadzaad.

GoButler- bzw. Angel.ai-Gründer Navid Hadzaad

Strategisch sei die Entscheidung, sich mit einem Tech-Team von zwölf Leuten auf ihr NLP-Angebot zu fokussieren, sagt der Gründer weiter. Aufgrund des neuen Schwerpunkts hätte Angel.ai weitere Data-Science-Experten in das Unternehmen geholt. Eine neue Finanzierung brauche es für das Vorhaben aber erstmal nicht. „Wir haben letztes Jahr mit GoButler zu einem günstigen Zeitpunkt Geld eingesammelt.“ Das Startup hatte im vergangenen Sommer acht Millionen bekommen. „Das wird natürlich nicht für immer reichen, aber unser Fokus ist es jetzt erstmal, unser Produkt zahlenden Kunden zur Verfügung zu stellen.“ Laut dem US-Magazin TechCrunch seien bereits Reiseunternehmen und Lieferdienste als Kunden an Bord.

Neuer Fokus mit starker Konkurrenz

Es ist wieder ein Hype-Thema, mit dem sich der GoButler-Nachfolger beschäftigt. Die großen Tech-Unternehmen aus den USA – etwa Facebook, Google und Microsoft – arbeiten bereits an Chat Bots und digitalen Butlern. Facebook kündigte an, Unternehmen in seinen Messenger zu integrieren. Übermächtige Konkurrenz für das Startup? Hadzaad sagt: „Wir arbeiten bei der Entwicklung der Chat Bots eng mit Facebook zusammen.“

In den kommenden Monaten entscheidet sich, wie die Angebote bei den Kunden ankommen und wie gut sie funktionieren. Google gab etwa an, dass sein digitaler Butler beständig die Unterhaltungen der Nutzer analysiere. Dadurch lerne der Bot ständig dazu, was die individuellen Nutzer beschäftige und interessiere.

Investor Frank Thelen sieht in dieser Lernfähigkeit eine große Chance für die Bots: „In Zukunft will ich nicht mehr alle Infos für meinen Flug eintippen, denn das erleichtert fast nichts“, sagt Thelen. „Stattdessen muss der Concierge-Dienst wissen, wenn ich einen Flug nach Berlin buche, dass ich nie vor neun Uhr in den Flieger steige.“

Bei Angel.ai sei der Fokus auf der Sprachverarbeitung, sagt Gründer Hadzaad. „Allerdings können wir auf Wunsch der Kunden zum Beispiel auch individuelle Präferenzen und Daten wie Adressen und Namen bei mehrmaliger Nutzung einbeziehen.“ Im Vergleich zu ihrer Sprachsoftware sei dies technisch die deutlich einfachere Aufgabe.

Bild: Michael Berger / Gründerszene