Langfristig will GoButler mehr automatisieren – der Mittelpunkt des Unternehmens verlagert sich derweil nach New York

Dienstag, der 17. November, war für die Berliner SMS-Schreiber von GoButler kein guter Tag. Um zwölf Uhr erschien an dieser Stelle ein Interview mit ihrem Chef Navid Hadzaad. Er sagte darin: „Das strategische Geschäft wird in Zukunft in den USA stattfinden. Es ist für uns nicht sinnvoll, Entwickler- und Produktteams in New York und in Berlin zu unterhalten.“ Von Deutschland aus sollte nur noch ein verkleinertes Team mit SMS-Schreibern, den sogenannten Heroes, arbeiten.

Der Gründerszene-Artikel habe schnell die Runde gemacht, so erzählen es mehrere – ehemalige – Mitarbeiter. Sie hätten zunächst gerätselt, wen es treffen könnte. Einen Tag später hätten einige dann Gewissheit erhalten: Das Startup entließ mehrere Angestellte. Am Donnerstag darauf sei weiteren Mitarbeitern gekündigt worden, berichten mehrere Quellen. Ein Kommunikations-Desaster für das Startup, in das auch Joko Winterscheidt investiert hat. Bei den verbleibenden Angestellten soll die Stimmung seit den Entlassungen vergiftet sein.

GoButler bestätigt Kündigungen auf Nachfrage: Im Zuge der Verlagerung „wurden am Standort Berlin einige Stellen abgebaut oder nicht verlängert“, teilt Gründer Hadzaad per Mail mit. „Teammitglieder zu entlassen ist für uns sehr emotional – gerade weil wir mit GoButler in Berlin gestartet sind und immer auf die Unterstützung toller Mitarbeiter zählen konnten.“ Vehement wehrt er sich gegen den Vorwurf, man hätte das Berliner Team nicht vorgewarnt: „Selbstverständlich haben wir unsere Mitarbeiter über die Entwicklungen bei GoButler vorab umfangreich informiert.“ Die Betroffenen halten dagegen: Sie hätten von der Verlagerung erst auf Gründerszene erfahren, betonen sie.

Viele Mitarbeiter waren noch in der Probezeit

Zu konkreten Zahlen äußert sich das Startup nicht. Mit den Vorgängen vertraute Personen sagten gegenüber Gründerszene, es habe an den beiden Tagen insgesamt mindestens 20 Entlassungen gegeben. Einige Personen seien in der Probezeit gekündigt worden, bei anderen habe das Unternehmen die dreimonatigen Praktikumsverträge nicht verlängert. Wenige der Betroffenen hätten einen Vertrag außerhalb der Probezeit gehabt.

Die beiden Mitgründer Jens Urbaniak und Max Deilmann sowie ein weiterer GoButler-Mitarbeiter hätten die Entlassungen am ersten Tag vorgenommen, berichten Quellen. „Sie saßen in einem Glas-Kasten mit einem Stapel Kündigungen neben sich“, sagt einer der Betroffenen. Nach und nach hätten sie die Mitarbeiter dann hereingerufen – und gefeuert.

Bereits einige Wochen vorher habe sich das Startup von mehreren Leuten aus dem Management getrennt, so ein Insider. Auch zu diesem Umstand äußert sich GoButler auf Nachfrage nicht konkret.

Berliner Standort bleibt bestehen

Wie viele Mitarbeiter – SMS-Schreiber und Management – derzeit noch am Berliner Standort arbeiten, ist unklar. GoButler will dazu keine Angaben machen. Die Betroffenen berichten von etwa 30 Heroes und Quarterbacks (Teamleads, die Anfragen verteilen). Im Management seien eine Handvoll Mitarbeiter um die beiden Gründer Urbaniak und Deilmann geblieben. Letztere sollen allerdings auch bald in die USA wechseln, hatte Hadzaad im Gespräch mit Gründerszene angekündigt.

Ganz einstampfen will das Startup den Berliner Standort nicht. So betont Hadzaad nun: „Während das Headquarter in New York ist, wird ein Operationsteam in Berlin zukünftig bestehen bleiben.“

Die Gefeuerten sollen nicht mit der Presse reden

Offensichtlich setzt das Startup seine ehemaligen Mitarbeiter unter Druck, nicht mit der Presse zu reden. In einem Brief, der an mehrere Betroffene versandt wurde, „erinnert“ GoButler an die Geheimhaltungsverpflichtung aus dem Arbeitsvertrag. Schlechte Äußerungen über GoButler würden dem Unternehmen schaden – und ihnen selbst. Der Grund für den Brief: Das Startup habe von der Gründerszene-Recherche erfahren. Offiziell möchte sich GoButler nicht dazu äußern, ob sie ehemalige Mitarbeiter kontaktiert haben.

Unterdessen gibt es eine nicht-öffentlichen Facebookgruppe, in der sich die Ex-Mitarbeiter austauschen. Der Humor ist ihnen dabei nicht verloren gegangen –  ihre Gruppe haben sie mit einem passenden Namen getauft: „NoButler“.

Bild: Michael Berger