Es war eine herbe Niederlage für die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und für die Bestrebungen jener Goodgame Mitarbeiter, die sich für diesen Weg der Mitbestimmung ausgesprochen hatten: Anfang Januar stimmten die Mitarbeiter der Hamburger Spieleschmiede Goodgame Studios gegen den Aufbau eines Betriebsrats. Nun haben die sogenannten Goodgamer wieder abgestimmt, diesmal für ein alternatives Gremium, dass die Führung des Unternehmens von Beginn an durchsetzen wollte.

Insgesamt votierten rund 86 Prozent für den zugrundeliegenden Vertrag zwischen Mitarbeitern und Geschäftsführung, teilte die Hamburger Spieleschmiede mit. Die Wahlbeteiligung habe bei ebenfalls rund 86 Prozent der wahlberechtigten Mitarbeiter gelegen. Der Vertrag räumt den Mitarbeitern Initiativ- und Mitbestimmungsrechte ein, heißt es von Goodgame Studios. Zu den wichtigsten Punkten zählen den Angaben zufolge „Gehalt, flexible Arbeitszeiten und Kündigungsschutz im Einzelfall sowie bei Restrukturierungsmaßnahmen“. Was genau sich dahinter verbirgt, verrät das Unternehmen nicht.

Darüber hinaus hat die Vertretung das Recht, bei allgemeinen Angelegenheiten mit bedeutenden Auswirkungen auf alle Mitarbeiter eine Schlichtung durchzusetzen. Bei Bedarf lässt sich der Vertrag flexibel auf weitere Bereiche ausweiten, heißt es vom Unternehmen weiter. Und: Der Vertrag verfüge „über Sicherungsmechanismen, die Zuwiderhandlungen effektiv sanktionieren und einvernehmliche Lösungen herbeiführen sollen“.

Bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi spricht man sich auf Nachfrage deutlich gegen ein solches Mitarbeitergremium aus. Denn: Nur ein dem Betriebsverfassungsgesetz entsprechender Betriebsrat habe auch eine garantierte rechtliche Relevanz. Die werde mit der Goodgame-Lösung in jedem Fall umgangen, so ein Verdi-Sprecher. Ohne die rechtliche Legitimation habe die Mitarbeitervertretung auch nicht die Macht, die Belange der Mitarbeiter wirklich durchzusetzen. Derzeit schaue man sich das Konstrukt im Detail an, so der Sprecher weiter.

Im Vorfeld hatte es eine heftige Kontroverse um die Mitbestimmung der Goodgame-Mitarbeiter gegeben. So seien Bestrebungen einiger Mitarbeiter zur Gründung eines ordentlichen Betriebsrats von der Unternehmensführung unterbunden worden, bis zu 30 davon, so war zuvor aus mehreren Quellen zu hören, habe das Unternehmen sogar gefeuert. Goodgame selbst bestritt das gegenüber Gründerszene, sprach von leistungsbedingten Kündigungen. Auch ein Schwerbehinderter war betroffen, schrieb Bento. Seitens des Managements seien zudem deutliche Drohkulissen aufgebaut worden.

Stattdessen habe ein fünfköpfiges Gremium „aus gewählten Mitarbeitern mit Unterstützung verschiedener Kompetenzteams und professioneller externer Rechtsberatung [in den vergangenen Monaten] ein passgenaues Vertragswerk entwickelt und mit der Geschäftsführung von Goodgame Studios ausverhandelt“, heißt es von Goodgame Studios. Die Gewerkschaft Verdi, die zuvor zu den Betriebsratswahlen aufgerufen hatte, hatte die Entscheidung der Mitarbeiter im Januar, keinen Betriebsrat gründen zu wollen, akzeptiert.

Bild: Michael Berger/Gründerszene