Wenn Mark Zuckerbergs gerade geborene Tochter Max in vielleicht einem Jahr die ersten Schritte macht, will der Papa – und Facebook-Chef – es filmen. Und zwar in 3D und 360-Grad-Perspektive. Es solle ein Virtual-Reality-Clip werden, hat Zuckerberg mitgeteilt.

Wenn es um virtuelle Realität (VR) geht, dann ziehen die Giganten der Digitalwelt alle Register. Dann müssen auch die Chefs ihr Privatleben einbringen, um für die Technik zu werben. Facebook hatte noch mehr zu bieten: Oculus Rift, Teil des Facebook-Imperiums, hatte jetzt zum Groß-Event geladen. Tausende Zuschauer waren im Microsoft Theatre in Los Angeles versammelt, Millionen verfolgten die Liveübertragung im Internet – nur um eine VR-Version der Software „Rockband“ vorzustellen.

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Fast zeitgleich versuchte Google-Chef Sundar Pichai, Facebook die Show zu stehlen, und präsentierte eine neue App für VR-Aufnahmen, um die Technik „für die Massen erschwinglich“ zu machen. Das dürfte nicht nur Facebook unter Druck setzen, sondern auch all die anderen Branchengrößen, die VR voranbringen wollen. Wie Samsung mit seiner Videobrille Gear VR oder HTCD mit seinem Modell Vive.

Einfache Fotos werden zur virtuellen 3D-Kulisse

Die Android-App hat tatsächlich das Potenzial, VR-Technik auf jedes Smartphone zu bringen, sie ist denkbar einfach zu bedienen: Der Nutzer startet sie, hält das Smartphone vor sich und dreht sich einmal um die eigene Achse. Das Filmen der Umgebung dauert etwa 30 Sekunden.

Einige Sekunden braucht die Software dann noch, um eine 3D-Version der Aufnahme zu erstellen. Mit einem Wisch auf dem Smartphone-Display wird so aus einfachen Panoramafotos eine lebendige, virtuelle 3D-Kulisse. Die VR-Bilder lassen sich auf YouTube hochladen, später soll der Nutzer sie auch direkt mit Freunden teilen können. Die setzen dann eine von Googles Cardboards – etwa 30 Euro teure Pappbrillen, in die das Smartphone gesteckt wird – auf und sind ebenfalls mitten im Geschehen.

Noch ist das Erleben nicht perfekt: Die App kommt nur mit einer Aufnahme rund um den Nutzer zurecht, nicht jedoch mit Ansichten über und unter ihm. So können Freunde zwar das Panorama vom norwegischen Bergrücken Besseggen genießen, nicht aber den Blick hinab in die tiefer liegenden Seen.

Mit VR tauchen Nutzer ins Leben von Freunden ein

Zur Präsentation nannte Googles Produktmanager Mike Podwal ein weiteres Anwendungsbeispiel: Man könnte noch einmal auf die Schnelle das Kinderzimmer in 3D und rundherum aufnehmen, bevor die Eltern das Haus verkaufen und die Familie wegzieht. Mit VR soll es ganz einfach mehr menscheln. Das verspricht sich auch Facebook von der Technik: Die Teilnehmer des Netzwerks sollen nicht nur Fotos und Texte miteinander teilen, sondern ganz in das Leben der Freunde eintauchen können.

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Das ist das übergeordnete Ziel. Vorerst aber setzt Facebook eher auf Spielereien, wie die jetzt präsentierte VR-Version der millionenfach verkauften Musik-Spielsoftware „Rockband“ des Anbieters Harmonix. Damit kann jeder erleben, wie es ist, ein Rockstar zu sein.

Mit der VR-Brille Oculus Rift vor den Augen ist die reale Welt ausgeblendet. Der Spieler steht auf der Bühne, er sieht nur noch die anderen Bandmitglieder, die Lichteffekte, die Instrumente – und ein frenetisches Publikum vor sich. Und das alles für 60 Euro.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Die Welt.

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