Nur 40 Prozent der Menschen haben Zugang zum Internet

Eine Milliarde Dollar investiert der Internetkonzern Google in ein Weltraumprojekt von SpaceX, der Firma des Tesla-Gründers Elon Musk. Er will ein Netzwerk von 700 Satelliten in die Höhe schießen und damit das Internet in jeden Winkel der Erde tragen.

Bisher sind solche Verbindungen noch langsam und teuer. Durch die niedrige Flughöhe von 1200 Kilometern könnte Musks Netzwerk aber das erste sein, dass günstiges Internet in Entwicklungsländern verfügbar macht.

Aktuell haben etwa 40 Prozent aller Menschen auf der Welt Zugang zum Internet. Um den Rest liefern sich die Tech-Konzerne aus dem Silicon Valley ein Wettrennen – das nicht nur positive Auswirkungen haben wird.

Facebook & Co schließen Konkurrenten aus

Neben Google beschäftigen sich auch Microsoft und Facebook mit der Frage der weltweiten Netzverbreitung. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos gaben sich die Chefs der Konzerne als Gutmenschen: Die Online-Anbindung löse alle großen Probleme der Dritten Welt, lautet ihre These. Sicher hilft eine gute Kommunikations-Infrastruktur bei der wirtschaftlichen und demokratischen Entwicklung.

Doch altruistisch sind auch Internetkonzerne nicht. Facebook hat – um die nächsten vier Milliarden Nutzer erreichen zu können – die Initiative Internet.org gegründet und finanziert Partnerschaften mit Mobilfunkbetreibern in Dritte-Welt-Ländern.

In Sambia bietet Facebook zusammen mit dem indischen Telekom-Dienstleister Bharti Airtel Gratis-Datenverbindungen fürs Handy an. Der Haken: Die Geräte zeigen nur Facebook, die Google-Suche, Wikipedia, den Wetterbericht und Lokalnachrichten. Konkurrenten bleiben außen vor.

Netzneutralität ist nicht garantiert

Das zeigt die Krux des privaten Internet-Ausbaus: Die Netzneutralität ist in den Infrastrukturen von Google, Facebook und Co keineswegs garantiert. Darüber hinaus könnten die Konzerne lokale Konkurrenten aus dem Geschäft drängen, indem sie den Kunden ihren werbefinanzierten Zugang umsonst anbieten.

Letztlich ist die Verbindung eines Dienstes wie Google mit dem Netzzugang eine klassische vertikale Integration – in der Theorie ein Fall für die Wettbewerbshüter. Nur wer will in Sambia praktisch eingreifen, wenn Facebook den Armen des Landes umsonst ins Internet bringt?

Auf den ersten Blick ist der Nutzen größer als jeder potenzielle Schaden aus der Wettbewerbsverzerrung. „Das Internet verschwindet“, sagte Google-Aufsichtsratschef Eric Schmidt in Davos.

Er meinte damit, dass künftig selbstverständlich alles online sei. Für die vier Milliarden Menschen, die noch nicht im Netz sind, könnte der Satz aber bedeuten, dass Internet gleich Facebook oder Google wird.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Welt

Bild: Alex Hofmann / Gründerszene