burnout gruender

Ein Beitrag von Andrew Filev. Er gründete das Startup hinter der Projektmanagement-Software Wrike 2006 und führt es als CEO. Filev lebt in San Jose, Kalifornien, und berät junge Unternehmer aus dem Silicon Valley.

Burnout ist überall dort eine echte Gefahr, wo hohe Erwartungen eine herausragende Leistung fordern. In den zehn Jahren seit der Gründung meines Startups hatte ich wahrlich keinen Mangel an Stress. Einschließlich der vielen 80-Stunden-Wochen, die nötig waren, um die Anfangsphase mit wenig Kapital und das Wachstum des Unternehmens nach der ersten Finanzierungsrunde zu überstehen. Der Aufbau eines Unternehmens beginnt mit einem Sprint, aber schon bald geht der Sprint in einen Marathon über.

1. Kleine Pausen finden

Nicht wenige Male stand ich kurz vor einem Burnout. Gründer können in der Regel keine langen Urlaube nehmen, weil täglich wichtige Entscheidungen anstehen. Da werden längere Urlaube zum Luxus. Um richtig abzuschalten, musste ich kleinere Wege finden, um mich schnell zu erholen und wieder zurück in ein inneres Gleichgewicht zu finden.

An manchen Wochenenden war ich so erschöpft, dass ich den Samstag damit verbracht habe, den ganzen Tag Serien zu schauen, und den Sonntag damit, gar nichts zu tun. Jetzt, da ich Kinder habe, ist das natürlich nicht mehr ganz so einfach.

2. Einem Ausgleich nachgehen

Auch wenn der Arbeitstag gerade in der Anfangsphase oft nicht um 18 Uhr endet, sollte man nicht den Fehler machen, alle Hobbies aufzugeben. Im Gegenteil: Bewegung und frischer Input geben die Stärke, die man als Gründer braucht. Ich selbst habe mich für den Kampfsport Jiu-Jitsu entschieden. Das regelmäßige Training hält mich nicht nur körperlich fit, es gibt mir auch wichtige Impulse für meine Arbeit.

Im Jiu-Jitsu kommt es nicht auf die Körpergröße an, sondern auf Technik und kluges Vorgehen. Startups sind meist in der Situation, dass sie als kleine Firmen einen neuen Markt betreten und großen Konkurrenten gegenüberstehen. Da ist es wichtig, sich bewusst zu machen, worauf es ankommt und dass man mit der richtigen Strategie auch als kleines Startup erfolgreich sein kann – ähnlich wie im Jiu-Jitsu.

3. Work smart, not hard

Um Burnout vorzubeugen, ist es wichtig zu verstehen, dass länger arbeiten nicht unbedingt heißt, dass man auch mehr erreicht. Denn die erledigte Arbeit steigt nicht proportional zu den geleisteten Stunden. Bei einer sehr hohen Anzahl an Wochenarbeitsstunden nimmt die Produktivität sogar ab. Zusätzlich riskiert man, dass man aus Übermüdung Fehler macht, die dann wiederum noch mehr Zeit kosten. Daher liegt die Lösung auf lange Sicht nicht darin, noch mehr zu arbeiten, sondern effizienter zu werden.

Gründer müssen sich deshalb fragen: Welche Aufgaben muss ich wirklich selbst erledigen? Welche kann ich abgeben? Und: Wie kann das Team effizienter zusammenarbeiten?

4. Positive Unternehmenskultur aufbauen

Die Unternehmenskultur ist der wichtigste Schlüssel, um Burnout zu verhindern, sowohl für Gründer als auch für Team-Mitglieder. Es ist wichtig, eine Kultur zu schaffen, in der jeder liebt, was er tut, seine Teamkollegen zu schätzen weiß und die Freiheit hat, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Mit dem Aufbau einer positiven Unternehmenskultur sollten am besten von Tag 1 an begonnen werden.

Wenn Mitarbeiter die Vision des Unternehmens verstehen, dann können Gründer darauf vertrauen, dass Mitarbeiter die richtigen Entscheidungen treffen und sich verantwortlich fühlen. Das reduziert die Arbeitsauslastung der Gründer, denn sie müssen kein Micro-Management betreiben und das Team bis ins Detail überwachen. Auf der anderen Seite schützt es auch Mitarbeiter vor dem Burnout, weil sie Wertschätzung erfahren und die Freiheit haben, in ihrer jeweiligen Rolle kreativ zu sein. Ein Burnout ist nicht nur die Folge einer Überarbeitung, sondern ebenso Folge des Gefühls, nicht genug Anerkennung zu erfahren.

5. Im Team gegensteuern

Wenn ein Team-Mitglied erste Anzeichen eines Burnouts zeigt, sollten Gründer frühzeitig etwas dagegen tun. Zum Beispiel eine Auszeit anbieten oder demjenigen ermöglichen, für ein paar Tage auf eine Konferenz zu fahren. Sich mit anderen aus der Branche zu treffen und frische Ideen auszutauschen, kann neue Energien freisetzen.

Außerdem sollte sichergestellt werden, dass das Team Budget für regelmäßige gemeinsame Aktivitäten hat, zum Beispiel um nach Feierabend etwas trinken zu gehen oder Erfolge mit einem Abendessen zu feiern. Wenn das Team gerne gemeinsam arbeitet, dann hält es zusammen und trägt sich gegenseitig durch schwierige Tage.

Bild: Wrike