Deutschlands Gründerinnen stehen derzeit im Fokus – über sie wird viel berichtet, von ihnen wird viel erwartet. Immer wieder wird versucht zu ermitteln, wie viele Gründerinnen es in Deutschland überhaupt gibt. Die Zahlen sind meistens ernüchternd. Umso bekannter sind diejenigen, die schon ein Unternehmen aufgebaut haben.

Die Hypovereinsbank hat nun zusammen mit der Technischen Universität und der Hochschule Macromedia München eine Studie durchgeführt, um herauszufinden, wie Deutschlands Gründerinnen eigentlich so ticken. Das erklärte Ziel der Untersuchung: zu erfahren, wie Gründerinnen „mit dem digitalen Wandel umgehen und ihn prägen“, schreiben die Macher. Außerdem hat die Studie ermittelt, welche Werte den Gründerinnen wichtig sind. Oder was sie von ihren männlichen Kollegen unterscheidet.

Für die Studie wurden 484 Frauen stichprobenartig online befragt, außerdem 14 Experten in Leitfadeninterviews. Die komplette Studie kann hier heruntergeladen werden, wir haben die die Kernergebnisse für Euch zusammengefasst.

Leadership

  • 1. Gründerinnen führen konservativ, aber auch demokratisch, ergab die Studie. So verwenden Gründerinnen konservative Methoden und führen ihr Team mithilfe von Richtlinien und direkten Anweisungen. Gleichzeitig gehe der Trend aber zu demokratischer Führung: Die Befragung ergab, dass 75 Prozent der Gründerinnen Meinungen von Mitarbeitern einholen, bevor sie eine Entscheidung treffen. 72 Prozent treffen Entscheidungen gemeinsam mit ihren Mitarbeitern. Das ist bei ihren männlichen Kollegen aber nicht anders.
  • 2. Für die befragten Gründerinnen ist eine Führungskraft anpassungsfähig und nimmt andere mit. Sie bezieht ihre Mitarbeiterinnen bei Entscheidungen ein (siehe Punkt 1.), ist positiv bestärkend, erklärend und anpassungsfähig. Autoritär oder nur zahlengetrieben sollte eine gute Führungskraft nicht sein.
  • 3. Gründerinnen ist das regelmäßige Coachen und eine starke Vielfalt im Team deutlich wichtiger als ihren männlichen Kollegen. Ihnen ist zudem eine einfühlsame und wertschätzende Führung deutlich wichtiger. „Männliche Gründer finden dagegen vor allem das Setzen von klaren Zielen, die Delegation vieler Aufgaben und den Fokus auf Effizienz wichtiger“, heißt es in der Studie.
  • 4. Für die jüngeren Gründerinnen, die zu den sogenannten Digital Natives zählen, ist die Vielfalt von Aufgaben viel wichtiger als für Ältere. Sie wollen frei entscheiden können, von wo sie arbeiten. Coaching und Mentoring sind ihnen überdurchschnittlich stark wichtig (siehe Punkt 3.)

Sharing Economy

  • 5. Die befragten Gründerinnen sind überzeugt, dass das Konzept der Sharing Economy in Zukunft wichtiger werden wird.
  • 6. Bei der Befragung gaben die Gründerinnen an, dass sie Smart Working befürworten. Heißt: Die Mitarbeiter sollen selbst entscheiden können, wann und wo sie arbeiten und die volle Verantwortung für ihre Arbeit tragen. Entscheidend ist, ob sie ihre Ziele erreichen.
  • 7. Materielle Dinge wie ein teures Auto oder ein Luxus-Urlaub sind für die Gründerinnen nicht mehr wichtig. Immaterielle Statussymbole wie Gesundheit, Selbstbestimmtheit sowie ein spannender Beruf bedeuten ihnen hingegen viel.

Digital Age

  • 8. Der digitale Wandel in Deutschland sei schon weit vorangeschritten, sagen die Gründerinnen. Aber nur wenige finden, dass die Digitalisierung ausreichend gefördert werde. Bei den Digital Natives ist es sogar nur jeder Zehnte, der mit dem Status quo zufrieden ist.
  • 9. Gründerinnen sehen kaum Gefahren für den Arbeitsmarkt durch Automatisierung und Roboter.
  • 10. Nur jede vierte Gründerin „prägt das digitale Zeitalter mit eigener Innovation oder dem eigenen Produkt“, heißt es in der Studie. Die übrigen Befragten setzen auf nicht-digitale Geschäftsmodelle. Bei den männlichen Gründern sind es mehr als 40 Prozent, die als „prägend“ eingeschätzt werden.
Bild: Getty Images / Tom Merton