Ein Beitrag von Lukas Herbst, Gründer des Software-Update-Systems UpdateNode sowie der PR-Plattform StartupBrett.

Vor drei Jahren fing ich damit an, ein eigenes Software-Update-System zu entwickeln. Die Lösungen, die der Markt bot, erschienen mir unbefriedigend und ich sah genügend Raum für ein neues Produkt. Die Programmierung meines Systems UpdateNode lief gut an: Eine neue Software zu entwickeln, hatte mir schon immer viel Spaß gemacht. Ich kam schnell voran und hatte nach relativ kurzer Zeit meinen ersten Prototypen fertig. Währenddessen fasste ich den Entschluss, für die Kommerzialisierung des Produktes ein eigenes Startup zu gründen.

Im Nachhinein hat sich dieser Schritt als absolut richtig erwiesen. Trotzdem würde ich heute einiges anders machen.

Produktentwicklung: zeitintensive Details

Mein Prototyp funktionierte im Großen und Ganzen, allerdings noch nicht im Detail. Bei der Software-Entwicklung kommt es vor, dass kleinteilige Probleme sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Ein winziges Detail kann einen Programmierer durchaus länger beanspruchen. Es stellte sich heraus, dass ich diesen Faktor unterschätzt hatte: Bei meiner Software brauchte ich für das Feintuning ein ganzes Jahr.

Aus vielen Unterhaltungen, die ich später mit anderen Gründern und Programmierern geführt habe, weiß ich, dass dieser Fehler weit verbreitet ist. Techies wie ich neigen offensichtlich dazu, sich in Details zu verlieren. Es wäre jedoch sinnvoller gewesen, sich zunächst auf die Grundfunktionalitäten zu konzentrieren, um anhand der Bedürfnisse erster Kunden zusätzliche Features zu entwickeln.

Eine Gründung und ihre Kosten

Nach einem Jahr mühevoller Kleinarbeit sah ich endlich meine erste Beta-Version vor mir. Also gründete ich eine Unternehmergesellschaft mit wenig Eigenkapital, um erfolgreich starten zu können. Damals wusste ich eigentlich gar nicht, was dieser Schritt bedeutete.

Zwei Drittel meines Budgets gab ich für Rechtstexte aus. Denn: Mir wurde gesagt, dass in Zeiten der New Economy an jeder Ecke ein abmahnwütiger Anwalt sitzt. Die teuren AGBs und Lizenzen mussten auch ins Englische übersetzt werden – schließlich wollte ich einen internationalen Markt bedienen.

Nachdem die rechtlichen Fragen geklärt waren, kaufte ich diverse Domains wie .com-, .de-, .at-, .net- und .org-Adressen. Für Vertipper sicherte ich mir ebenfalls eine Domain. Heute bin ich mir sicher: Die einfache .com-Adresse hätte allemal gereicht.

Lehrgeld im Online-Marketing

Nun galt es, an den Markt zu gehen – und hierfür weiteres Geld zu investieren. Also steckte ich mein Marketingbudget in Google AdWords. Schließlich würde Google die Leute durch seine Reichweite schon dazu bringen, zu mir zu kommen und mein Produkt zu kaufen.

Schnell stellte sich heraus, wie naiv dieser Ansatz war. Die ersten zwei Monate bekamen ausschließlich indische Internetnutzer meine Anzeige zu Gesicht – nichts passierte. Ich änderte die Zielgruppe, doch auch sie interessierte sich nicht für meine Software. Die Besucher kamen jetzt über Begriffe wie „psp update system hang“ oder „undo apple software update“ auf meine Seite.

Diese Google-Experimente kosteten mich viel Zeit und Geld, ohne mir die gewünschten Erfolge zu bescheren. Heute würde ich zumindest in der Anfangsphase auf Adwords verzichten.

Social Media: learning by doing

Ähnlich unerfahren war ich anfangs im Bereich Social Media: Facebook, Twitter und Co. kannte ich damals tatsächlich nur vom Hörensagen. Im Zuge meiner ersten Marketing-Bemühungen erstellte ich ein Google-Profil, richtete mir eine Facebook-Page ein und legte einen Twitter-Account an.

Tatsächlich passierte auch hier zunächst nicht allzu viel. Die Follower-Zahlen blieben gering. Heute weiß ich: Damals versuchte ich viel zu verkrampft, mein Produkt zu verkaufen – und versäumte dabei, mit der Community in einen Dialog zu treten. Social-Media-Kanäle mögen ein enormes Marketing-Potential haben, aber nicht, wenn man sie zur offensichtlichen Werbung missbraucht. Ich hätte wahrscheinlich mehr Erfolg gehabt, meine Software-Lösung auf dem Münchener Marienplatz zu verkaufen, als sie marktschreierisch in sozialen Netzwerken zu bewerben.

Ein Social-Media-Training bei einem Kommunikationsprofi wäre im Nachhinein eine sinnvollere Investition gewesen als meine horrenden Ausgaben für Google AdWords.

Wie es trotz Fehlern weitergeht

Aufgrund meiner anfänglichen Unerfahrenheit dauerte es länger als erwartet, bis sich erste Erfolge einstellten. So habe ich mein Startkapital zu eng berechnet, oftmals den Fokus zu sehr auf Details gelegt und gedacht, dass die Kundengewinnung über Social Media und Adwords ein Selbstläufer ist. Heute funktioniert mein Startup – wenn auch nicht genauso, wie ich es mir anfangs vorgestellt habe. Auch bei meinem neuesten Projekt, der PR-Plattform StartupBrett, konnte ich von früheren Erfahrungen profitieren.

Und bei einer zukünftigen Gründung? Da werde ich die Fehler, die ich bisher gemacht habe, erneut korrigieren.

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