Der Ankauf von gebrauchten Waren über das Internet boomt. Anbieter wie ReBuy, das bereits profitable Momox und Flip4new – gerade erst als das am schnellsten wachsende Unternehmen der europäischen Digitalwirtschaft ausgezeichnet –, aber auch Marktriesen wie Amazon oder Ebay haben sich in dem Geschäft längst einen Namen gemacht. Dass dem Re-Commerce noch gutes Wachstum bevorsteht, dürfte sich auch am regen Interesse der Investoren ableiten lassen: Hasso Plattner Ventures hält mittlerweile zwölf Prozent an dem Berliner Startup ReBuy.

HPV hält zwölf Prozent an ReBuy

Richtig neu ist das Thema nicht, Re-Commerce ist schon seit weit mehr als einem Jahr ein Boomthema. Hinter dem Begriff verbirgt sich zwar zunächst einmal nicht viel mehr als der An- und Verkauf von Gebrauchtwaren über das Internet. Und dennoch: Weil der Aufwand, gebrauchte Produkte über die traditionellen Kanäle von Ebay oder Amazon zu versteigern beziehungsweise am Marktplatz anzubieten, vielen potenziellen Verkäufern zu groß ist, wollen mittlerweile eine ganze Reihe von Plattformen diesen Prozess vereinfachen.

ReBuy (www.rebuy.de) ist einer dieser Anbieter. Von den beiden Freunden Lawrence Leuschner (hier im Interview) und Marcus Börner als Hobbyprojekt mit dem Fokus auf den Austausch von Computerspielen gestartet, entwickelte sich ReBuy hin zum Universalanbieter für Gebrauchtwaren mit mittlerweile über 300 Beschäftigten und zuletzt zweistelligen Millionenumsätzen. ReBuy erwirbt gebrauchte Bücher, CDs, DVDs, Hardware und andere Medienprodukte von Privatpersonen zum Festpreis und verkauft sie anschließend mit durchschnittlich 40 Prozent Preisaufschlag.

Auch Hasso Plattner Ventures scheint an dem Konzept Gefallen gefunden zu haben. Die Gründerszene-Datenbank verrät, dass sich der Investor mittlerweile rund zwölf Prozent an den Berliner Startup gesichert hat. Bereits seit Längerem beteiligt ist auch DuMont Venture (www.dumontventure.de) mit derzeit 16 Prozent, der private Investor Klaus Wecken ist mit 14 Prozent engagiert und Madsack MediaLab hält wie HPV zwölf Prozent. Die beiden Gründer besitzen jeweils noch fünf Prozent der Geschäftsanteile.

Amazon, Ebay: steigender Wettbewerbsdruck

Da sich aktuell auch die beiden Marktplätze Ebay und Amazon am Thema Re-Commerce versuchen, dürfte dem Segment ein härterer Wettbewerb bevorstehen. Seit seinem Launch hat insbesondere Amazon seine Ankäufe neben Büchern nun auch auf Elektronikartikel ausgeweitet. Und mit dem bereits profitablen Momox (www.momox.de), Wirkaufens (www.wirkaufens.de) oder Flip4New (www.flip4new.de) wollen auch ein paar direkte Wettbewerber ihren Anteil am Markt für Gebrauchtwarenankäufe reklamieren. Letzterer gilt als das am schnellsten wachsende Unternehmen der europäischen Digitalwirtschaft. Diesen Titel verlieh zumindest die Investmentbank GP Bullhound den Frankfurtern vor wenigen Tagen. Seit Mitte 2011 kooperiert Flip4New mit Ebay für den Re-Commerce.

Nichtsdestotrotz expandiert ReBuy munter weiter. Anfang Mai wurde in Berlin-Neukölln ein neues Logistikzentrum mit angegliedertem Bürokomplex eingeweiht. Das Lager bietet auf mehr als 9.000 Quadratmetern Platz für rund 1,9 Millionen Artikel. Damit ist Platz für ordentliches Wachstum; derzeit lagert das Unternehmen weniger als die Hälfte davon. Jeden Tag erreichen mehr als 30.000 Artikel das Lager und 15.000 Pakete werden versandt.

Auch das Unternehmen selbst soll entsprechend mitwachsen. Zusätzlich zu den bislang gut 300 Arbeitsplätzen sind bis zum Jahresende 250 neue geplant. Damit kommt der “mittlere einstellige Millionenbetrag”, den HPV in zwei Etappen bereit stellte, zum richtigen Zeitpunkt. Zuletzt hat das Berliner Startup jährliche Umsätze im zweistelligen Millionenbereich vermeldet.

Dass das Re-Commerce-Geschäft derzeit zwar boomt, allerdings bei Weitem kein Selbstläufer ist, hat ReBuy am eigenen Leib erfahren müssen. Eigentlich hatte man Mitte vergangenen Jahres auf eine Übernahme durch die Media-Saturn-Gruppe spekuliert. Letztlich kam es anders, was dem Vernehmen nach weniger an Zweifeln gegenüber dem Geschäftsmodell des Startups, sondern vielmehr an internen Unstimmigkeiten über die zukünftige Online-Strategie des Elektronik-Dinosauriers gelegen haben soll.

Allem Anschein nach hat das Scheitern der Gespräche mit der Metro-Gruppe bei ReBuy keine Schäden hinterlassen. Ob mit der Expansion bereits auf einen noch größeren Exit hingearbeitet wird?

Bildmaterial: ReBuy