Heftig.co Einnahmen

Ein Beitrag von Roland Eisenbrand, Head of Content bei OMR.com. Er beschäftigt sich seit mehr als sechs Jahren als Journalist mit digitalem Marketing.

Heftig.co-Einnahmen eher gering eingeschätzt

Nachdem sie an die Öffentlichkeit gegangen sind, wollen die Macher von Heftig nun „ihr Angebot professionalisieren und Mitarbeiter einstellen“ – aber ist dazu langfristig das wirtschaftliche Potenzial vorhanden? OnlineMarketingRockstars hat sich unter Online-Marketing-Experten umgehört, um schätzen zu können, wie viel Michael Glöß und Peter Schilling bisher monatlich mit ihrem Portal verdient haben könnten. Selbst bei wohlwollender Berechnung sind die Zahlen erstaunlich niedrig.

Die Höhe der Einnahmen einer Website lassen sich anhand von zwei Faktoren berechnen: Die Zahl der monatlichen Seitenabrufe sowie der eTKP – der effektive Tausender-Kontakt-Preis, der besagt, wie hoch die Werbeeinahmen der Seitenbetreiber pro 1.000 Seitenabrufe sind.

Zu den Besuchszahlen von Heftig ließen sich im Web zuletzt zwei Angaben finden: Der Statistikdienst SimilarWeb schätzt die Zahl der Visits von Heftig.co im zurückliegenden April auf 9,2 Millionen. Die Betreiber selbst bezifferten noch bis vorgestern auf ihrer Seite für den gleichen Zeitraum die Zahl der Besuche auf 27,6 Millionen.

Noch niedrigere Einnahmen wegen Fokus auf Mobile-Vermarktung?

Die mögliche Höhe des eTKP lässt sich deutlich schwerer einschätzen. Eine genauere Analyse der Seite lässt jedoch einige Rückschlüsse zu. Zum einen findet sich aktuell auf Heftig.co keine Premium-Vermarktung. Die Betreiber verkaufen bisher die Werbeplätze auf der Seite nicht selbst, sondern lassen sich durch Google AdSense vermarkten. Googles Werbeprogramm vergütet jedoch nur auf Cost-per-Click-Basis – klickt kein Besucher auf die Werbung, nehmen die Seitenbetreiber nichts ein.

Anders als Traffic von Google ist jener, der über Facebook und andere Social-Media-Plattformen auf eine Seite gespült wird, nicht vorqualifiziert. Es ist also im Vorhinein schwer einzuschätzen, wer vor dem Bildschirm sitzt, wenn eine Anzeige ausgespielt wird. Die Klickraten der Banner dürften also deutlich niedriger sein als auf etwa auf einer Website, die auf bestimmte Suchbegriffe hin optimiert ist. Zum anderen sind die Heftig-Macher mit der Werbung auf ihrer Seite bisher sehr zurückhaltend: Banner finden sich hauptsächlich auf der Mobile-Version der Seite. Im mobilen Internet sind die Werbepreise noch einmal deutlich niedriger.

G Tipp – Lesenswert bei Gründerszene Geheimnis gelüftet: Das sind die Macher von Heftig.co

Nach Befragungen verschiedener Experten aus der Online-Marketing-Branche (darunter auch ein Betreiber eines General-Interest-Humorportals) – die Schätzungen zum eTKP von Heftig rangierten zwischen drei und fünfzehn Cent. Treffen diese Schätzungen zu, verdienen die Heftig-Macher also deutlich weniger als einen halben Euro pro Tausend Seitenabrufe.

Hier werden zwei Szenarien durchgerechnet, einmal den (aus Sicht von Heftig) Worst und einmal den Best Case. Zunächst der Schlimmstfall:

  • 9,2 Millionen Visits
  • Jeder Besucher ruft im Durchschnitt 1,5 Seiten auf (laut SimilarWeb)
  • – ergibt 13,8 Millionen Page Impressions
  • 13.800 x 0,03 Euro eTKP
  • = 414 Euro Werbeeinahmen

Selbst der Best Case ist eher ernüchternd:

  • 27,6 Millionen Visits
  • Jeder Besucher ruft im Durchschnitt 1,65 Seiten auf (laut Alexa)
  • – ergibt 45,5 Millionen Page Impressions
  • 45.500 x 0,15 Euro eTKP
  • = 6825 Euro Werbeeinahmen

Hierbei ist noch nicht berücksichtigt, dass bei Heftig.co nicht bei allen Seitenabrufen Werbung eingeblendet wird. Zudem sind die Kosten für Server und Domain sowie potenzielle Traffic-Kosten (wie sie beispielsweise durch Anzeigen bei Facebook entstehen könnten) noch nicht mit abgezogen.

Eigene Inhalte führen zu höheren Kosten

Ist also die Hoffnung der Macher, aus der riesigen Reichweite von Heftig in annähernd gleichem Maße Profit schlagen zu können, unberechtigt? Das ist schwer zu sagen. Eine Umstellung auf eine – aggressive – Eigenvermarktung könnte die Werbeeinnahmen sicherlich deutlich steigern. Mit Video-Advertising aus eigener Hand beispielsweise ließen sich deutlich höhere TKPs erzielen. Aggressivere Werbevermarktung könnte aber auf der Gegenseite das Nutzerwachstum ausbremsen. Und wenn die Macher wirklich wie angekündigt künftig Inhalte selbst produzieren wollen, werden ihre Kosten steigen.

Ebenfalls denkbar wäre ein Deal mit einem größeren Vermarktungshaus, das mit der hohen Reichweite von Heftig das eigene Portfolio aufhübschen möchte, ohne wirklich viel Geld damit verdienen zu wollen. Unbestätigten Gerüchten zufolge garantiert der Online-Vermarkter des größten deutschsprachigen Promiportals dessen Betreibern eine monatlichen Mindest-Umsatz von 250.000 Euro. Dieser Umsatz werde zwar nicht durch die Vermarktung erreicht – durch die hohe Reichweite des Portals rücke der Vermarkter jedoch im Reichweiten-Ranking der IVW nach oben.

Eine weitere Alternative für die Heftig-Macher könnte ein kompletter Verkauf sein – erste Verlage sollen schon Kontakt aufgenommen haben. Von der US-Website Viralnova, die den Heftig-Machern in vielerlei Hinsicht als Vorbild gedient haben dürfte, war Anfang des Jahres bekannt geworden, dass ihr Erfinder Scott DeLong einen Käufer sucht. Die Seite verzeichne mehr als 100 Millionen Visits pro Monat und erziele angeblich sechsstellige Umsätze im Monat, hieß es in einer Mail, die Business Insider öffentlich machte. „100 per cent of revenue is from Google Adsense. Direct ad sales would dramatically increase revenues.“ Doch bis dato ist von einem erfolgreichen Deal nichts an die Öffentlichkeit gedrungen.

DIESER BEITRAG ERSCHIEN ZUERST AUF OMR.com.
Bild: aptypkok / PantherMedia