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helpling-grnder-philip-huffmann-und-benedikt-franke_21851109918_o Die Helpling-Gründer Philip Huffmann und Benedikt Franke (rechts)

Bereits im Herbst fand Gründerszene erste Anzeichen dafür, jetzt geht Helpling an die Öffentlichkeit: Die Berliner Reinigungsplattform erweitert ihr Geschäftsmodell. In Zukunft sollen Privatkunden über das Portal Dienste wie eine professionelle Fensterreinigung, Möbelaufbau, Teppichreinigung, Entrümpelung oder Malerarbeiten buchen können.

Helpling arbeitet dafür nach eigenen Angaben mit mehr als 150 Partnern in 15 verschiedenen Städten Deutschlands zusammen. In den nächsten Monaten wollen die Gründer Benedikt Franke und Philip Huffmann das Angebot kontinuierlich erweitern und in weitere Länder bringen.

Rocket Internet hatte Helpling bereits 2014 gegründet. Seitdem sammelte das Startup mehr als 56 Millionen Euro von Investoren ein, wobei ein großer Teil des Geldes von Rocket selbst stammt. Mit dem aktuellen Schritt entfernt sich Helpling von seinem ursprünglichen Geschäftsmodell, selbstständige Putzkräfte über eine Plattform zu vermitteln. Der Strategiewechsel kommt nach einer Phase der Konsolidierung: Im Herbst 2015 musste das Startup nach rasantem Wachstum ein Fünftel seiner Belegschaft entlassen. Rocket Internet korrigierte später im ersten Halbjahr 2016 den Wert Helplings in seinen Büchern um 12,4 Millionen Euro nach unten.

Größter deutscher Konkurrent des Ventures ist das von Nikita Fahrenholz und Claude Ritter im April 2014 gegründete Startup Book A Tiger. Es bietet Reinigungsleistungen für Privat- und Firmenkunden an. Im Gegensatz zu Helpling ging Book A Tiger dazu über, Reinigungskräfte fest einzustellen. Ziel war, den Einsatz der Reinigungskräfte und die Qualität der Arbeit besser planen zu können. Helpling hält bis heute am klassischen Marktplatzmodell fest.

„Unsere Vision war es vom ersten Tag, sämtliche haushaltsnahe Dienstleistungen so einfach wie möglich online zugänglich zu machen“, sagt der Helpling-CEO Benedikt Franke auf Anfrage von Gründerszene. Deshalb heiße es ja auch Helpling und nicht Putzling. Die Vermittlung von privaten Wohnungsreinigungen werde aber weiter das Kerngeschäft bleiben.

Mit den neuen Geschäftsbereichen erhält er nun Konkurrenz von Startups, die es auf die gleiche Kundengruppe abgesehen haben: Über MyHammer können Kunden sich Angebote von Handwerkern einholen, Renovago und Renovinga bieten solche Dienste zu festen Preisen an.

Einen Interessenkonflikt mit dem im vergangenen Sommer kriselnden Handwerker-Startup Homebell, in das ebenfalls Rocket Internet investiert ist, sieht Franke jedenfalls nicht – obwohl beide Unternehmen Privatkunden nun Malerarbeiten anbieten. „Ich sehe uns nicht in direkter Konkurrenz, da wir uns vor allem auf niederschwellige Dienstleistungen im und rund um das Zuhause konzentrieren, die mit einer gewissen Regelmäßigkeit verbunden sind“, sagt er. Homebell setze dagegen seiner Meinung nach eher den Fokus auf Renovierungsarbeiten. Rocket selbst will sich dazu auf Nachfrage von Gründerszene nicht äußern.

Um bei Helpling den neuen Service zu buchen, geben Kunden den genauen Auftragswunsch auf der Webseite ein. Das Startup nennt ihnen dann drei mögliche Termine, zu denen der Auftrag erfüllt werden kann, und vermittelt ihn zum Festpreis. Die Preise richteten sich nach Art der Dienstleistung und dem lokalen Preisniveau, so der Gründer. Die Anbieter seien dabei etablierte Betreibe mit zehn bis 50 Mitarbeitern, die zuvor von Helpling geprüft worden seien.

Bis Mitte des Jahres will das Startup sein Angebot auf gleich 30 deutsche Städte ausweiten, im Sommer dann in Großbritannien starten.

Rückzug von Unternehmenskunden

Aus dem B2B-Bereich, der ebenfalls ab vergangenem Herbst getestet worden war, zieht sich Helpling zurück. Hier konnten Firmen ursprünglich Leistungen anfragen, zum Beispiel die Reinigung des Treppenhauses, Winterdienst, Gartenpflege oder einen Hausmeisterservice. Die Dienste scheinen allerdings nicht lukrativ genug gewesen zu sein, um sie weiter zu verfolgen. „Wir haben die strategische Entscheidung getroffen, uns vollends auf Privathaushalte zu fokussieren“, so Franke. Das B2B-Team sei nun für Privatkunden zuständig.

Helpling beschäftigt aktuell 200 Mitarbeiter, weltweit vermittelt es über 10.000 Reinigungskräfte. Das Unternehmen ist in neun Ländern aktiv: neben Deutschland in Australien, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Singapur und in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Bild: Helpling