Jasmin Taylor, Anne Riechert, Ehssan Dariani und Paula Schwarz (von links)

Ehssan Dariani und Jasmin Taylor betrifft das Diskussionsthema „Refugees“ auf eine besondere Weise – sie sind vor Jahren aus dem Iran geflohen. Und beide können Erfolgsgeschichten als Unternehmer erzählen. Auf der Heureka-Bühne sprechen sie über die Frage „Sind Flüchtlinge eine Chance für die Startup-Szene?“

„Wir sehen, dass viele, die hierher immigrieren und hier sozial und kulturell nicht verwurzelt sind, erfolgreich ihr eigenes Business starten“, sagt StudiVZ-Gründer Dariani. Doch diese Strategie sei nicht etwa eine Entscheidung aus Leidenschaft, sondern vor allem aus der Not geboren.

Denn Bewerbungen zu schreiben und sich in den vorhandenen Arbeitsmarkt zu integrieren, sei oftmals eine größere Hürde, als sich selbstständig zu machen, sagt Anne Riechert. „Und damit verspielt sich die deutsche Wirtschaft Chancen“, sagt sie. Die Dänin gründete letztes Jahr das Startup ReDI in Berlin. Dort werden Flüchtlinge im Programmieren ausgebildet und in Firmen vermittelt. Immerhin gibt es tausende unbesetzte Stellen für Programmierer. „Wir wollen dabei helfen, die beiden Seiten zusammenzubringen“, so Riechert.


Ehssan Dariani erzählte auf der Heureka, was Unternehmertum wirklich ausmacht

Dazu merkt Dariani an, dass die Interkulturalität in Startups bislang in vielen Fällen eine Lüge sei. Natürlich hätten Absolventen der WHU oder der Uni St. Gallen Freunde aus aller Welt – aber im Endeffekt seien es alles Menschen aus derselben sozial-ökonomischen Schicht. Bei der Suche nach Mitarbeitern für ihre Startups bliebe dieser Kreis unter sich. „Erst, wenn wir diesen Umstand anerkennen, können wir anfangen, an wirklicher Integration zu arbeiten“, meint der Deutsch-Iraner.

„Diversify or die!“

Riechert betont, dass es letztlich nicht möglich sei, Flüchtlinge wirklich zu verstehen. „Trotzdem können wir Freunde werden und starke Mentoren finden.“ Eine Erfolgsgeschichte könne viele andere nach sich ziehen. „Deshalb lohnt es sich, für jeden einzelnen zu kämpfen“, sagt Riechert.

Dass die Vermittlung von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt viele Vorteile hat, davon ist auch Jasmin Taylor, die Gründerin von JT Touristik, überzeugt: „Wir haben gesehen, dass internationale Teams kreativer sind und motivierter zusammenarbeiten.“

Alle sind sich einig, dass Bildung der Schlüssel zum Erfolg ist. Auch Taylor engagiert sich in diesem Bereich. Sie erzählt, dass sie eine Hilfsorganisation gegründet hat, die Frauen aus Flüchtlingscamps holt, ihnen ein Jahr lang Sprachunterricht gibt und Landeskunde vermittelt. „Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, dass viele der Flüchtlinge traumatisiert sind. Sie auszubilden geht manchmal nicht so schnell, wie man hofft.“

In der Ausbildung der Flüchtlinge seien die Organisationen auch auf die finanzielle Hilfe von Startups angewiesen, sagt Anne Riechert: „Mit staatlichen Institutionen zusammenzuarbeiten, ist einfach zu langsam.“

Diesen Gedanken unterstützt auch Paula Schwarz. Die Moderatorin der Runde und Gründerin des Startup Boat, einem Inkubator, der Lösungen für Flüchtlinge entwickelt, findet: „Schnelle und kreative Lösungen finden ist die Stärke unserer Szene.“

Die Diskussion macht deutlich: Startups und Flüchtlinge brauchen sich gegenseitig. „Diversify or die!“, fasst Riechert zusammen. Zuletzt will ein Zuschauer wissen, wie Startups mit ihrer Vorreiterrolle in Sachen Flüchtlingen überhaupt eine deutschlandweite Wirkung erzielen können. Dariani beantwortet diese Frage optimistisch und regt dazu an, den Gedanken aus den Startups heraus in die Welt zu tragen: „Fangt die Diskussion auf Euren Facebook-Pages an!“

Bild: Georg Räth / Gründerszene