Die Löwen testen die Eareble-Mützen

Halloween naht und auch die Investoren erleben in der neuesten Folge von DHDL eine Menge Skurrilitäten.

Der skurrile Gründer

Den Anfang machte Steffen Oppermann. Drei Tage in der Woche arbeitet er als Gynäkologe, den Rest seiner Zeit widmet er seiner großen Leidenschaft: Zombiemasken. In die hat er sich im Alter von 15 Jahren verliebt. Bei einer Schultheateraufführung von Tolkiens „Der Hobbit“ bastelte Oppermann Elfenohren – und hörte in den folgenden 25 Jahren mit dem Masken Basteln nicht mehr auf. Zwischen acht und zehn Stunden sitzt Oppermann an den handgefertigten Masken-Prototypen, bevor er sie in größerer Stückzahl in China produzieren lässt. Nun soll sein Startup Wizardo Deutschland mit Latex-Masken von Monstern, Untoten und exotischen Tieren versorgen. Im Gegensatz zu den Produkten der Konkurrenz seien seine sehr flexibel, sagt der Gründer und zerknautscht eine Maske mit einer Hand. Außerdem erlaube ein besonders breites Halteband Mimik auf den Latex-Gummi-Überzug zu übertragen. 85.000 Euro will der Gynäkologe für 20 Prozent seiner Firma haben.

Für Jochen Schweizer sind die Zähne fletschenden Latex-Lappen jedoch zu grässlich. Er umgebe sich lieber mit schönen Dinge, so der Löwe, und auch Judith Williams findet das Design düster. Selbst Carsten Maschmeyer ist zart besaitet. Er schalte sogar den Fernseher um, sobald der Gruselfaktor steigt, verrät der Investor. König-der-Löwen-Masken für Kinder wären eher nach seinem Gusto. Trotz guter Marge und sehenswerten Umsätzen will kein Investor die Latex-Untoten im Portfolio haben. Frank Thelen verspürt sogar Atemnot beim Überstülpen. Damit ist der Pitch vorbei. Kein Deal für den Gynäkologen des Schreckens.

Der skurrile Deal

Den finanziellen Tiefpunkt erreicht die Show wenig später mit dem Scuddy-Pitch. Die zwei Studienfreunde Jörn Jacobi und Tim Aschebeck haben einen E-Roller entwickelt. Das Modell ist marktreif und hat eine Straßenzulassung. In die knapp siebenjährige Entwicklung haben die beiden Maschinenbauer bislang fast 200.000 Euro von ihrem eigenen Geld gesteckt.

Nun wollen sie zehn Prozent ihrer Unternehmensanteile an die Investoren abgeben. Dafür verlangen sie einen Euro. Ja, kein Scherz. Die Unternehmensbewertung liegt bei ambitionierten 10 Euro. Statt großer Investitionen erhoffen sich die beiden vielmehr Kontakte und Unterstützung bei Produktion und Vertrieb. Oder, wie einer der norddeutschen Gründer schnodderig hinzufügt: „Wir brauchen einen kleinen Schups von hinten, damit wir richtig beschleunigen. Also, liebe Investoren, nun mal Butter bei die Fische.“

Die sind keineswegs abgeschreckt und von dem Produkt angetan. Zwei PS kann der Scuddy vorweisen und 30 Kilometer fahren, bevor er eine Stunde zum Aufladen braucht, behaupten die Gründer. Außerdem kann er auf Paketgröße zusammengeklappt und so leicht verschickt oder in Bus und Bahn transportiert werden. Seit zwei Jahren sorgt er bereits für Gewinne.

Abgefahren, findet Schweizer und fragt: „Wo ist der Haken?“ Dass ein Gründer kein Geld will, versteht er nicht: „Ihr habt ja nichts zu verschenken.“ Doch die Unternehmer bleiben bei ihrem Plan: „Lieber 90 Prozent von ‘ner Hochzeitstorte als 100 Prozent von ‘nem Kuchen“, sagt Gründer Ascheberg. Thelen muss den Scuddy hingegen erst auf Schraube und Zahnrad prüfen und schwingt sich auf das Gerät. Dank Einkaufskörbchen und Sitz erinnert das jedoch eher an ein Eletromobil der Seniorenklasse. „Wenn du Spaß haben willst, fährst du im Stehen“, ruft ihm der Gründer nach.

Währenddessen wollen Dümmel und Schweizer den Deal schnell abschließen. Sie hängen ein paar Nullen an den verlangten, symbolischen Euro und wollen für 100.000 Euro und ihre Vertriebs- und Marketing-Netzwerke 25,1 Prozent Formenanteile. Der E-Roller soll zudem auf Städtereisen und Events von Schweizer vermarktet werden.

Das könnten für den Gründern zu viele Firmenanteile sein, spekuliert Maschmeyer und unterbietet die Kollegen. Er bleibt bei dem symbolischen Euro, verlangt nur 20 Prozent und verspricht Working Capital: „Wenn Sie Geld brauchen, rufen Sie einfach an!“ Und tatsächlich bekommen die beiden Gründer bei einem Viertel ihrer Firma Bauchschmerzen. Trotzdem: Das Rennen machen Dümmel und Schweizer. Maschmeyer geht leer aus.

Das skurrile Produkt

Das nächste Produkt hört auf den Namen Marvelboy und tanzt bei der Präsentation zu Gangnam Style. Das Besondere: Es ist ein mannshoher Roboter, der eigentlich Softeis verkauft. Und wer hat‘s erfunden? Richtig, ein Schweizer Bürgermeister. Matthias Gering präsentiert den Marvelboy 1.0 und wünscht sich 250.000 Euro für 30 Prozent an seiner Firma, um Marvelboy 2.0 fertigzustellen und in Serie zu produzieren. Kunden können auf einem Touchpad Eissorte, Waffel und Streusel kombinieren. Marvelboy füllt dann autark die softe Leckerei in Förmchen und kassiert eiskalt ab.

Derzeit ist der Roboter zwar schon im Einsatz, aber leider noch zu groß, sagt der Gründer. Das User-Interface lasse zu Wünschen übrig, meckert Thelen. Den Kaufbutton findet er nicht auf Anhieb. Auch die anderen Löwen sind nicht leicht zu ködern. Williams hält den Roboter-Verkäufer nur für ein Gimmick, auch Dümmel sieht kein Geschäftsmodell. Maschmeyer hält eine Investition für verfrüht. Einzig für Schweizer würde der softe Eisroboter aus der Nähe von St. Gallen ein „Eventmodul“ sein. Doch die Kosten für Wartung und Reparatur seien zu hoch. Auch Schweizer serviert den Schweizer ab.

Und dann ist da dieser eine kleine Moment

Nachdem ein Startup innovative Kinderschuhe vorgestellt hat, aber ohne Deal die Bühne verlassen muss, fragt Judith Williams die Investoren, wer bei ihnen zuhause für das Klamotten Kaufen der Jüngsten zuständig ist. Frauensache, entgegnet Schweizer. „Bei dir wundert mich das überhaupt nicht“, giftet Williamsen. „Lustig, dass das jetzt kommt“, entgegnet Schweizer. Hinter der Bühne scheinen sich die beiden nicht ganz grün zu sein.

Die Deals im Überblick:

  • Wizardo-Gründer Dr. Steffen Oppermann erhofft sich für seine Zombie-Masken 85.000 Euro und will dafür 20 Prozent hergeben. Die Investoren sind jedoch schnell verschreckt: Ein Deal kommt nicht zustande.
  • Ebru und Erol Kaynak versuchen den Löwen einen Mix aus Bio-Kartoffel- und Gemüse-Chips namens MyChipsbox schmackhaft zu machen. 12,5 Prozent wären ihnen 200.000 Euro wert. Thelen ist überzeugt und erhöht auf 300.000 Euro für 25 Prozent, Dümmel kontert und will das Anfangsgebot der Gründer zu 12,5 Prozent akzeptieren. Die Gründer wollen ihre Anteile nicht verwässern und entscheiden sich für den Gemischtwarenhändler.
  • Die Studienfreunde Jörn Jacobi und Tim Aschebeck präsentieren ihren E-Roller Scuddy und verlangen die exorbitante Summe von einem Euro für zehn Prozent. Dümmel und Schweizer erhöhen auf 100.000 Euro und 25,1 Prozent. Maschmeyer hält mit dem symbolischen Euro und 20 Prozent dagegen. Die Gründer entscheiden sich aber gegen ihn.
  • Das Startup Filii Barefoot will Kinder wieder zum Barfußlaufen ermuntern und hat dafür Schuhe entwickelt. Klingt verrückt? Ist es nicht. Eine besondere Sohle soll das Gefühl von echtem Boden unter den Zehnen erlauben und Fehlstellungen vorbeugen. Die Gründer samt kleiner Tochter benötigen für den Erfolg jedoch Kapital in Höhe von 125.000 Euro. Zehn Prozent der Firmenanteile sollen dafür den Besitzer wechseln. Doch die Gründer scheinen keine Lust zu haben. Keiner investiert.
  • Matthias Gering präsentiert den Marvelboy und will eines Tages alle Eisverkäufer dieser Welt ersetzen. Für 30 Prozent wünscht er sich 250.000 Euro. Die Investoren kriegen aber kalte Füße und steigen aus.
  • Die Designer Dietmar Hirsch und Manuel Reisacher kombinieren für ihre Geschäftsidee Earebel Strickmütze und  Kopfhörer, damit beim Spazierengehen und Joggen die Stöpsel nicht aus den Ohren rutschen. Für 125.000 Euro wollen sie 10 Prozent abgeben. Doch Thelen befürchtet Kabelbrüche, Williams ist mit der Klangqualität unzufrieden. Dann erlöst Dümmel die Gründer und macht ihnen ein Angebot. Für 30 Prozent will er das Geld überweisen. Die Gründer schlagen ein.
Bild: VOX / Stefan Gregorowius