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Das Anti-Shark-Tank: So wird die „Höhle der Löwen“

Der Löwe an sich ist ein völlig anderes Tier als der Hai. Ja, beide sind gefährliche Raubtiere, beide fressen gelegentlich Menschen an und beide sind begehrte Trophäen von Großwildjägern. Aber das war es mit den Gemeinsamkeiten. Der Löwe mag es trocken, liegt gerne mal faul im Schatten herum und ist überhaupt viel kuscheliger als der Hai.

Dem Löwen entsprechend wählte Vox bei der Präsentation seiner neuen Startup-Show „Die Höhle der Löwen“ in München ein warmes Ambiente: rote Beleuchtung, Lagerfeuerromantik und bunte, gemütliche Designersessel statt kühlem Blau und Bildern von Wolkenkratzern an der Wand.

Zur Erinnerung: Blau und Großstadt ist die Optik der US-amerikanischen Fernsehshow „Shark Tank“ (also: Haifischbecken), die als Vorbild für die Höhle der Löwen dient. In diesem Haifischbecken pitchen zitternde Jungunternehmer ihre Ideen vor einer Jury aus millionenschweren Geschäftsleuten. Erobert man ihr Herz oder weckt ihren Jagdtrieb, investieren sie in das Unternehmen. Wenn nicht, wird man vor der Kamera zerrissen und fliegt raus.

In Deutschland kommt das zahmer daher. In den Ausschnitten, die Vox am Donnerstag präsentierte, inszeniert der Sender die Juroren nicht als harte Kapitalisten, sondern als gutgelaunte Unternehmer, die sichtlich Spaß an der Show haben. Da ist der Freizeitunternehmer Jochen Schweizer, der Reiseveranstalter Vural Öger (mit 72 Jahren Alterspräsident), die Verpackungsherstellerin Lencke Wischhusen, die Teleshopping-Unternehmerin Judith Williams und der Doo-Gründer Frank Thelen.

„Eine klassische Adaption“, gibt Vox zu

Vor der Kamera testen sie Essen von zwei jungen Leuten, die eine mexikanische Fastfoodkette eröffnen wollen, beurteilen Schlafsäcke für Hunde, Brautkleider für lesbische Hochzeiten und machen auch schon mal einen Kopfstand auf der Bühne, wenn es der Sache dient. Zum US-amerikanischen Vorbild sagt Vural Öger: „Junge Gründer grundlos abzufertigen – das ist nicht meine Natur. Warum auch? Jungen Leuten, die eine neue Idee verwirklichen wollen, versuche ich Hoffnung zu geben.“ Für Geschäftsideen gebe keine Bank in Deutschland Geld, deshalb versuche er in der Fernsehshow zumindest einer kleinen Zahl an Jungunternehmern zu helfen.

„Es ist eine klassische Adaption“, sagt Vox-Chefredakteur Kai Sturm. „Wir glauben, dass das Programm in Amerika die harte Seite des Kapitalismus zeigt. Die Haie sind nur darauf aus, ein Geschäft zu machen.“ Die deutsche Variante setze mehr auf Beratung der jungen Unternehmer, der Sender wolle ein eher weibliches Publikum ansprechen.

Immer wieder betont Sturm, es handle sich nicht um eine Casting-Show, bei der die Kandidaten in Konkurrenz treten. Hier, so die Nachricht, bekommt jeder seine Chance.

Die präsentierten Geschäftsideen entsprechen dem deutschen, eher weiblichen Zielpublikum. Apps fürs Handy oder Ideen aus der IT-Welt schaffen es offenbar kaum in die Show. Stattdessen gibt es etwas für den Gaumen, für die Augen und fürs Herz.

Wann geht’s los? Wer moderiert? Und welche Startups nehmen teil? Die Antworten gibt’s im zweiten Teil.

Bild: Philip Artelt


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Diese Startups nehmen bei „Höhle der Löwen“ teil

Den Gaumen und die Augen spricht das Startup Zuckerzahn von Kanika Kaltenberg und Stephan Baltroweit an: bildhübsche Stewardessen im rosa Fünfziger-Jahre-Look, die einen Getränkewagen wie im Flugzeug umherschieben. Darin sind nicht Cracker und Tomatensaft, sondern ausgesuchte Süßigkeiten – echtes Eye Candy eben. Auf Messen und anderen Events können Unternehmen damit Aufmerksamkeit erregen, sagt Kaltenberg.

Die Margen stimmten, jeder Kunde sei begeistert. „Aber keiner kennt uns.“ Im Radio haben die Unternehmer von der Fernsehshow gehört und sich beworben. Von den Löwen fordern sie 50.000 Euro, die sie in Werbemaßnahmen investieren wollen. Begeistert erzählt Kaltenberg von professionellen Aufklebern auf den Servicewagen, schönen Hochglanzbroschüren und von diesen speziellen rosafarbenen Briefkuverts, die sie in Deutschland nicht kaufen kann. All das würde in greifbare Nähe rücken, wenn ihr Pitch vor der Kamera funktioniert.

Für das Herz sind Florian Metz und Florian Spathelf zuständig. Ihr Unternehmen Meine Spielzeugkiste ist quasi eine Videothek für Spielzeug. Mitglieder bekommen Spiele per Post zugeschickt und können diese so lange behalten und bespielen, wie sie wollen. Die Unternehmer wurden von Vox angesprochen, ob sie an der Show teilnehmen wollen. Meine Spielzeugkiste hat per Crowdfunding schon mehrere hunderttausend Euro zusammengetragen, etwa eintausend zahlende Kunden hätten sie bereits, erzählt Spathelf.

Jetzt gehe es darum, die nächste Marke zu knacken: 10.000 Kunden, 100.000 Kunden. Viel wichtiger als Geld scheint den Unternehmern dabei das Netzwerk und die Expertise, die die Löwen mitbringen: Spathelf hat es auf das Vermarktungstalent von Judith Williams ebenso abgesehen wie auf Frank Thelens Kenntnisse der neuen Medien. „Wir brauchen nicht dringend Geld. Die Investoren sind ja keine Geldautomaten“, ergänzt sein Kollege Florian Metz. Die 150.000 Euro sind da offenbar nur ein Zubrot, denn Metz träumt schon vom nächsten Investor: einem VC, der einen Millionenbetrag in das Unternehmen stecken soll.

Frank Thelen will „Unternehmer, die Eier haben“

Von hohen Investments sei man in Deutschland noch weit entfernt, meint der Investor Frank Thelen und schielt auf die Milliarden, die in US-Venture-Capital-Firmen umgesetzt werden. „Wir brauchen Unternehmer, die Eier haben“, sagt er mit Blick auf die Gründerszene im Silicon Valley.

Der Weg in die Angestelltenlaufbahn sei zwar nicht vorgegeben, aber noch zu sehr in den Köpfen von Eltern und ihren heranwachsenden Kindern verankert. Viele von ihnen wüssten nicht, dass man auch etwas anderes im Leben machen kann. „Ich würde auch nie ein anderes Fernsehformat machen. Aber hier ging es mir darum, diese Message in die Wohnzimmer zu bringen.“

Bei Vox wird derzeit noch aus den rund 100 einstündigen Pitches ausgewählt und zusammengeschnitten. Für den Sender ist das Format ebenfalls ein Risikoinvestment, so ganz ohne poppige Musik, glockenhelle Stimmen, Bachelors und Models. Chefredakteur Sturm hofft, dass seine knuffigen Löwen trotzdem so erfolgreich werden wie die kühlen Haie in den USA: „Ich kann nicht versprechen, dass es ein Hit wird. Aber wir glauben an die Kraft unserer fünf Löwen.“

„Höhle der Löwen“ bei Vox – alle Infos in Kürze:

Starttermin ist der 19. August

Geplant sind acht Folgen, die jeweils zwei Stunden dauern

Ausgestrahlt wird die Show zur besten Sendezeit ab 20.15 Uhr

Moderiert wird die Sendung von Amiaz Habtu, bekannt durch das Straßen-Quiz „Wer weiß es, wer weiß es nicht?“ (Vox) und das Wissensmagazin „Abgefahren“ (ZDFneo) sowie als Stadionsprecher der Basketballmannschaft „Rheinenergie Köln“.

Weitere bereits bekannte Teilnehmer sind etwa der Stockbrothersteller Knüppelknifte, die Fahrzeugreinigung MyCleaner oder der Geldbeutel-Shop Crispywallet.

Mehr Bilder von der Preview in München:

So wird die „Höhle der Löwen“

Bild: Philip Artelt