Homeday-Gründer Dmitri Uvarovski, Steffen Wicker und Philipp Reichle (von links)

Wer einen Makler anheuert, muss ihn auch bezahlen. Dieses sogenannte Bestellerprinzip, was im vergangenen Jahr eingeführt wurde, sorgte in den vergangenen zwölf Monaten für eine Vielzahl an Gründungen im Makler-Bereich. Zwar greift diese Veränderung bei Vermietungen und nicht bei Verkäufen von Immobilien. Dennoch planen Startups wie McMakler, auch dort die Makler zu ersetzen.

Aber: So schnell die jungen Unternehmen wie Domiando auf der Bildfläche auftauchten, so schnell waren manche auch wieder verschwunden. Rockets Vendomo etwa stellte seinen Dienst zu Ende 2015 ein und auch ImmobilienScout24 scheiterte mit einem potentiellen Wettbewerber.

Doch nicht jedes Immo-Startup glaubt an ein Makler-freies Leben. Abseits des Anti-Makler-Hypes bastelt Homeday aus Köln seit 2014 an einem gegenläufigen Konzept: es will Makler nicht ersetzen, sondern vermitteln. Bereits im Mai 2016 konnte das Unternehmen um Simfy-Gründer Steffen Wicker und Philipp Reichle damit eine siebenstellige Finanzierung einsammeln. Offiziell gibt das Startup die Investition aber erst jetzt bekannt. Das Geld kommt unter anderem von den bekannten Risikokapitalgebern Project A Ventures und Paua Ventures sowie Axel Springer Digital Ventures und der Investmentgesellschaft von Alexander Samwer, Picus Capital. Es soll für Marketing und Produktaufbau genutzt werden. Die genaue Summe möchte Wicker nicht verraten. Bereits 2015 konnte das Startup eine Seedrunde einsammeln – auch hier hält Wicker sich bedeckt.

Geld verdient Homeday über eine Provision, die das zwei Jahre alte Unternehmen pro verkaufter Immobilie vom Makler einstreicht, der Verkäufer zahlt dem Startup nichts.

Selbst eingestellt hat das Startup keine Makler. Es will aber dabei helfen, den Prozess einer Maklerfirma zu optimieren: Makler werden mit den Immobilien der Eigentümer gematcht, die bei Homeday eine Anfrage stellen. Das Startup begleitet beide Parteien durch den Verkaufsprozess.

In den kommenden Wochen wird etwa die Hälfte des Homeday-Teams um Gründer Wicker nach Berlin ziehen, etwa zehn Mitarbeiter blieben in Köln, erzählt Wicker. Der Grund: In Berlin gebe es bessere Vorraussetzungen, ein internationales Unternehmen aufzuziehen.

Wicker gründete 2006 den Musikstreaming-Dienst Simfy, den er kurze Zeit nach dem Verkauf an Music Networx verließ. Simfy scheiterte an Streaming-Giganten wie Spotify, der Dienst wurde eingestellt. Im Interview erklärt Wicker die Hintergründe zur Umsetzung von Homeday und wieso er im Immobilien-Sektor gründet.

Steffen, wie kommst Du von der Gründung eines Musik-Startups zur Gründung eines Makler-Startups?

Als wir 2006 mit Simfy gestartet sind, lag der Musikmarkt am Boden. Es gab keine Möglichkeit, unkompliziert und legal online Musik anzuhören. Damals starteten gerade die ersten legalen Downloadshops, die ein sehr limitiertes Angebot von circa eine Million Titel hatten und jeden Titel für ein bis 1,50 Euro verkauften. Uns hat damals sehr stark motiviert, eine einfache und vor allen Dingen legale Lösung zu entwickeln, um Musik zu hören.

Ich finde Märkte spannend, die von außen betrachtet nicht oder nur sehr ineffizient zu funktionieren scheinen. Ähnlich wie der Musikmarkt in den Jahren 2005 und 2006, ist der Immobilienmarkt von außen betrachtet sehr ineffizient, und leider in weiten Teilen sehr unprofessionell. Fast jeder kann eine Geschichte von einem schlechten Maklererlebnis erzählen. Wir wollen den Maklermarkt ins digitale Zeitalter überführen.

Was hast Du bei Homeday anders gemacht als damals bei Simfy?

Zunächst haben wir uns von vornherein für einen Markt mit besseren Grund- und Einstiegsvoraussetzungen entschieden. Im Gegensatz zum monopolistischen Musikmarkt, in dem von den drei verbliebenen Major-Labels Konditionen diktiert und Margen abgeschöpft werden, ist der Immobilienmarkt stark fragmentiert. Zum anderen sind die Umsatzgrößen und Deckungsbeiträge im Immobilienmarkt deutlich größer. Beim Musik-Streaming ist der Deckungsbeitrag pro Nutzer und Monat weniger als 1,50 Euro.

Im vergangen Jahr sind einige Startups aus dem Boden geschossen, die den Makler ersetzen wollen. Ihr bastelt seit 2014 an einem gegenteiligen Konzept. Warum?

Viele Startups, die im Mietmarkt gestartet sind und dort den herkömmlichen Makler ersetzen wollten, haben aus unserer Sicht einige Themen oder Bereiche falsch eingeschätzt. Den Einfluss des Bestellerprinzips, und dass dieses zu einer grundlegenden Transformation des Mietmarktes führt, haben viele überschätzt. Genau wie die Anzahl an Prozessen und Strukturen, die sich digitalisieren lassen. Ebenso die Marktgröße, denn das Maklerprovisionsvolumen vor der Einführung des Bestellerprinzips lag bei lediglich 500 bis 700 Millionen Euro.

Der Aufwand, der bei der Akquise und Vermittlung von Mietobjekten entsteht, haben viele allerdings unterschätzt. Im Ergebnis sind viele der Startups langsamer gewachsen als geplant und schaffen es nicht – auch aufgrund der Marktgröße – eine Wachstumsfinanzierung zu erhalten.

Was ist bei Homeday anders?

Wir haben Homeday unabhängig vom Bestellerprinzip gegründet. Wir sehen die grundlegende Notwendigkeit, den Immobilien-, insbesondere den Maklermarkt zu digitalisieren. Wir konzentrieren uns mit Homeday vorwiegend auf den Verkauf von Immobilien. Dieser Markt ist um ein vielfaches größer, 5,5 Milliarden Euro allein in Deutschland. Wir haben mit unserem Ansatz ein Modell gefunden, das sehr gut skalierbar ist und uns erlaubt, schnell zu wachsen.

Wir sind ja auch ursprünglich mit der Idee gestartet, den Makler zu ersetzen. Um den Markt und seine Besonderheiten besser zu verstehen, haben wir aber zunächst damit angefangen, selbst Immobilien zu vermitteln.

Dabei haben wir jeden einzelnen Schritt – von der Akquise bis zum Verkauf – hinterfragt und über Verbesserungsmöglichkeiten nachgedacht. Wir haben dann gemerkt, dass wir viele der Hypothesen, die wir zum Thema Digitalisierung und Effizienzsteigerung hatten, verwerfen mussten. Vieles davon ging am Markt vorbei, oder der Markt war noch nicht reif dafür.

Bild: Homeday; Update, 12. Juli 2016, 15 Uhr: die Beteiligungen von  Axel Springer Digital Ventures und Picus Capital wurde hinzugefügt. Hinweis: Axel Springer ist Gesellschafter der Business Insider Deutschland GmbH, dem Medienhaus von Gründerszene. Weitere Informationen zu Business Insider findet ihr hier: www.businessinsider.de/informationen/impressum