Im Juni 2015 spuckte Hungr noch große Töne. Das Berliner Startup wollte den Lieferdienstmarkt aufmischen, ein internationaler Rollout wurde bereits in der Beta-Phase angekündigt. Für die großen Player am Markt hatten die Berliner deutliche Worte: „Wenn du die Nutzer dieser Plattformen [Delivery Hero und Co.] fragst: Keine dieser Produkte liefert ein fantastisches Erfahrungserlebnis“, behauptete Hungr-Gründer Rasmus Wolff damals gegenüber Gründerszene.

Mit einem kuratierten Lieferdienstvermittler plante der ehemalige Chief Developement Officer von Just Eat, das Nutzererlebnis zu verbessern. Das Konzept? Bei Hungr sollten sich die Nutzer zuerst ihr Essen auswählen, dann erst eines der Restaurants, die dieses Essen anbieten. Zur Auswahl standen nur Restaurants, die auf anderen Plattformen die besten Bewertungen erzielten. Mit der Konkurrenz von etwa Delivery Hero hat das wenig gemein.

Doch funktioniert hat das nicht. Wie Wolff Gründerszene erzählt, wird das Startup seinen Dienst am heutigen Dienstag einstellen. Der Grund: ein zu harter Wettbewerb unter den – mit sehr viel Geld finanzierten – großen Playern. „Das Problem für ein kleines Startup wie uns ist, dass Delivery Hero und Co. überfinanziert sind. Sie beherrschen den Markt mit den ganzen Discounts, die sie ausgeben können – weil sie das Geld dafür haben.“

Und die großen Player sind wirklich groß: Bei dem mit mehr als drei Milliarden Dollar bewerteten Lieferdienstvermittler Delivery Hero sind fantastische Summe an der Tagesordnung, wie die 580-Millionen-Übernahme des türkischen Wettbewerbers Yemeksepeti.

Vor acht Monaten konnte das im März 2015 gegründete Hungr eine Seedrunde in einer Höhe von einer halben Million Euro einsammeln. Das Geld kam von Business Angels wie Treatwell-Mitgründer Laurens Groenendijk. Mehr als die Hälfte des Investments habe das Startups ausgegeben. Doch das Geld habe nicht gereicht, um am Markt zu bestehen, gibt Wolff zu. Die acht Mitarbeiter des Startups wurden entlassen.

Mit das Schlimmste am Scheitern des Unternehmens sei, dass nun wieder nur die Großen am Markt seien, so Wolff. Dadurch komme so gut wie kein Innovationspotenzial auf. Wolff werde sich nun darauf konzentrieren, andere Startups zu beraten, wie zum Beispiel bei seinem Board-Posten beim Berliner Unternehmen Itembase. Er wisse nun: „Das kleine Startup zu sein, wenn sich die großen Player bekriegen, ist ganz und gar nicht lustig.“

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