Hyperloop vor Landschaft. So ungefähr stellt sich Elon Musk das Transportsystem der Zukunft vor.

Es war eine imposante Präsentation, die Hyperloop CEO Dirk Ahlborn vor wenigen Wochen auf der gemeinsamen Mobility Konferenz von Wired und Gründerszene hielt. Er entwarf das Bild eines völlig neuen und vor allem sehr schnellen Transportsystems. Hyperloop steht für ein neuartiges Zugsystem. In einer teilweise unter Vakuum stehenden Röhre sollen Passagiere mit bis zu 1.225 km/h auf einem Luftkissen ihr Ziel erreichen. Würde man das System in Deutschland einsetzen, könnte man in 40 Minuten von München nach Hamburg fahren. Oder in etwas mehr als einer Stunde von Berlin nach Paris. Aber wird dieses Transportsystem irgendwann Wirklichkeit? Ein Pro und Contra.

Nein. Hyperloop wird nicht realisiert.

Don Dahlmann meint: Man kann jetzt viele Probleme aufzählen, die mit Hyperloop verbunden sind. Dass es teuer ist, zum Beispiel. Oder die Frage, wie viel Energie so ein System verbraucht. Oder wie man die Röhre ausgerechnet in Kalifornien erdbebensicher bekommt. Aber selbst wenn Ahlborn und sein Investor Elon Musk alle technischen Probleme lösen, am Ende werden sie an etwas ganz anderem scheitern: der bestehenden Infrastruktur. Denn so eine ähnliche Idee wie Hyperloop gab es schon mal. Sogar schon in den 70er Jahren. Der Transrapid. Nicht ganz so schnell, technisch aber deutlich einfacher, als die Hyperloop-Idee. Gescheitert ist der Transrapid nicht an der technischen Umsetzung sondern an der schon bestehenden Infrastruktur. Für den Transrapid hätte man nicht nur komplett neue Trassen bauen müssen. Auch Bahnhöfe hätten verlegt oder umgebaut werden müssen.

Für Hyperloop gilt das Gleiche. Für die bestehenden Bahnhöfe ist er nicht geeignet, die müssten angepasst oder neu gebaut werden. Wenn man dies aus Kostengründen nicht machen will, dann bleibt nur der Neubau. Aber wo soll der passieren in Innenstädten, in denen um jeden Quadratzentimeter Platz gekämpft wird? Einer der Vorteile von Bahnhöfen ist, dass sie meist mitten in der Stadt liegen. Der Hyperloop würde aber höchstens bis in die Vororte fahren, dann wäre Schluss und die Passagiere müssten umsteigen. Der Zeitvorteil, den Hyperloop gegenüber dem Flugzeug haben soll, wäre auf jeden Fall dahin.

Nein – gegen die bestehende Konkurrenz kommt Hyperloop nicht an und wird es auch nicht tun. Das beste Beispiel ist China. Nachdem man jahrelang den Transrapid getestet hatte, entschloss man sich, die bestehenden Gleise und Bahnhöfe zu modernisieren. Hochgeschwindigkeitszüge verbinden nun alle wichtigen Städte in China. Den Transrapid gibt es auch. Er zuckelt zwischen dem Flughafen Shanghai und einem Vorort hin und her. In Stadt Shanghai hat er nie geschafft, obwohl die Trasse genehmigt war.

Die Technik von Hyperloop

Ja. Hyperloop wird kommen.

Frank Schmiechen meint: Hyperloop ist nicht einfach nur eine neue Transporttechnik. Hyperloop stellt die Infrastruktur der Städte und der Personenbeförderung in Frage, wie wir sie kennen. Unsere Systeme sind in die Jahre gekommen. Sie sind überfordert. Eisenbahnen gibt es seit fast 200 Jahren. Wir haben uns dran gewöhnt, dass man mit der Bahn von Berlin nach Frankfurt mehr als vier Stunden benötigt oder von San Francisco nach Los Angeles deutlich mehr als sechs Stunden im Auto sitzt. Reisen mit dem Flugzeug sind anstrengend, weil man die meiste Zeit mit Sicherheitschecks, Warten und anschließender Fahrt im Nahverkehr in die Zentren der Städte verbraucht.

Die Aufgabe von Hyperloop ist es nicht nur, Menschen mit unglaublicher Geschwindigkeit zu transportieren. Das neue System soll sich perfekt in ein Gesamtpaket einer zukünftigen Infrastruktur für Personenbeförderung integrieren. Von der Planung, Buchung und Durchführung der Reise wird alles besser organisiert, schneller und geschmeidiger sein als das Reisen mit unseren heutigen Fortbewegungsmitteln. Stau? Gedrängel? Stress und Gestank? Das muss nicht sein. Wir haben inzwischen die Technik, um alles besser zu machen. Hyperloop wird ein Teil davon sein.

An vielen Einzelteilen, die später ein Ganzes ergeben werden, wird gerade gearbeitet. Google arbeitet zum Beispiel mit Hochdruck an Drohnensystemen, die das Pendeln in die Zentren der Städte übernehmen. An Autobahnkreuzen vor der Stadt sollen Mini-Flughäfen für selbstfliegende Elektro-Shuttles entstehen. Oder Umsteigemöglichkeiten in selbstfahrende Autos. Der Büroarbeiter von morgen fährt auf den großen Parkplatz, steigt in eine Drohne oder ein selbstfahrendes Elektroauto für sechs bis acht Passagiere und wird ohne Stau und Verzögerungen direkt vor sein Büro in der City geflogen oder gefahren. Am Abend geht es wieder zurück. Keine Wartezeiten. Kein Stau. Kein Lärm oder Schmutz. Diese Knotenpunkte vor den Städten wären ein perfekter Standort für Hyperloop-Bahnhöfe.

Wer heute über Transportsysteme nachdenkt, muss die Infrastruktur der Zukunft mitdenken. Elon Musk, Ideengeber für Hyperloop, beweist, dass er das Vorstellungsvermögen besitzt, dass dazu nötig ist. Und die Kraft, um seine Visionen umzusetzen. Hyperloop wird kommen. Als schnelle Verbindung zwischen nationalen und globalen Ballungsräumen. Energieeffizient, sauber, schnell und smart. Als wichtiger Baustein unseres Transportsystems der Zukunft. Schneller als wir es uns heute vorstellen können.

Hyperloop-CEO Dirk Ahlborn im Interview

Foto: Screenshot / Youtube / TechInsider