HYR & FYR

Graue Stände und langweilige Broschüren? Dass Jobmessen auch anders aussehen können, wollen Volker Zanetti und Bastian Schwithal von der Agentur Kindai zeigen. Die Idee, Recruiting, mit spielerischen Elementen zu verbinden, kommt aus den USA. Zanetti und Schwithal haben sie jetzt nach Berlin gebracht: Vorige Woche fanden die ersten Hyr & Fyr Games auf dem Gelände der Spreewerkstätten statt. Und wir waren vor Ort.

Die Idee ist simpel: Die etwa 150 Teilnehmer werden in Teams eingeteilt und durchlaufen vier Spielstationen. Diese werden jeweils von Startups gehostet: von der Unternehmensberatung Intraprenör, der Agentur Dark Horse, der Jobsharing-Plattform Tandemploy und dem „Work-Crafting-Anbieter“ Happy Works. Allen Startups ist gemeinsam, dass sie sich Themen wie Work-Life-Balance und innovative Arbeitsweisen auf die Fahne geschrieben haben.

„Bei den interaktiven Spielen geht es darum, seine eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen“, erklärt Veranstalter Bastian Schwithal. „Und natürlich zeigen alle Teilnehmer, also die potenziellen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, Fähigkeiten, die in der Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts gefordert sind. Also Leadership, Personal Branding, Kreativität, interkulturelle Kommunikation und Teamwork.“

Während man sich beim „Tandemgrill“ von Tandemploy dem „härtesten Bewerbungsgespräch der Welt“ stellen muss, geht es bei Intraprenör mit dem Spiel „Let me google that for you“ darum, seine Suchmaschinen-Skills unter Beweis uz stellen.

Bei Dark Horse sollen Schritt für Schritt Probleme erkannt werden – um anschließend kreative Lösungsansätze zu finden. Bei dem Spiel „My perfect wallet“ zum Beispiel präsentieren sich die Teilnehmer in Paaren gegenseitig den Inhalt ihrer Portemonnaies – und staunen, was eine Geldbörse so alles über einen Menschen aussagen kann. Hat der andere einen Führerschein, welches Herkunftsland steht auf dem Ausweis und wer ist das auf dem Passbild?

Nachdem man sich ausführlich ausgetauscht hat, soll nun das perfekte Portemonnaie für den Partner hergestellt werden – also für einen Menschen, den man vor 15 Minuten noch gar nicht kannte. Aus den bereitgestellten Bastelutensilien werden Prototypen fabriziert, die auf die jeweiligen Persönlichkeiten zugeschnitten sind.

Wichtiger Bestandteil der Messe, finden die Veranstalter, sind die Food Trucks. Es gibt Pulled Pork und Kaffeevariationen. „Schließlich schafft auch Essen Gemeinsamkeit“, sagt Schwithal. Eingerahmt wird das Programm durch Fachbeiträge und Panels von Sozialwissenschaftlern und Recruiting-Experten. Und konkrete Jobangebote gibt es schließlich auch noch: eine schwarzes Britte mit Stellenausschreibungen bei kleineren Startups und größeren Unternehmen wie den Berliner Wasserbetrieben oder Zalando.

Die Besucher sind zum Teil Studenten auf der Suche nach dem ersten Job, teilweise Startup-Recruiter, die Ausschau nach Talenten halten – aber auch Messeveranstalter, die selbst auf der Suche nach Inspiration sind.

Denn eins ist klar: Die Generation Y möchte anders angesprochen werden. Veranstaltungen sollen Spaß machen. „Die jungen Leute wollen Events statt Veranstaltungen“, sagt eine Teilnehmerin, die Anregungen für ihre eigene Jobmesse sammeln möchte.

Das Fazit zieht Schwithal, der Veranstalter: „Ob jemand wirklich in das Unternehmen und auch ins Team passt, lässt sich schwer in einem Bewerbungsgespräch herausfinden. Findet das erste Kennenlernen in einem informelleren Rahmen, beim gemeinsamen Spielen und Essen statt, bietet sich die weitaus größere Chance, auch hinter die Fassade eines interessanten Menschen zu schauen.“

Bild: Kindai Projects