Ibo Evsan (links) mit dem schauspielernden Juristen Ingo Lenßen, einem Social-Trademark-Kunden

Im Berufsleben von Ibrahim „Ibo“ Evsan gibt es eine strenge Taktung: Ungefähr alle vier Jahre, so hat er es sich selbst einmal verschrieben, ist es Zeit, etwas Neues zu machen. Deshalb gab Evsan 2009 die Führung des 2005 getarteten Videoportals Sevenload ab und gründete das Spiele-Startup Fliplife, deshalb folgte 2014 Social Trademark, ein Unternehmen für Reputations-Management. Und deshalb ist es jetzt, im Frühjahr 2017, wieder Zeit für etwas Neues.

Das Projekt, dem sich Evsan ab Montag Vollzeit widmen wird, heißt Connected Leadership, es ist eine Unternehmensberatung für digitale Transformation. Die Beratungstätigkeit, erzählt Evsan im Gespräch mit Gründerszene, habe ihm in den letzten Jahren am meisten Spaß gemacht. Er gibt auch ehrlich zu: Die Startup-Jahre seien für ihn vorbei. „Etwas Großes zu starten ist nicht mehr so einfach. Die Strukturen haben sich verändert.“ Trotzdem will er das neue Projekt als durchaus ambitioniert verstanden wissen: „Das wird riesig!“

Im Moment besteht die Beratung nur aus Evsan und drei Mitarbeitern. Einige Kunden hat man bereits, auch „signifikante Umsätze“ fahre man ein. Vor allem aber gibt es eine Methode, von Evsan entwickelt: die „acht Felder der digitalen Transformation“. Damit lasse sich strukturiert und – so zumindest der Plan – eines Tages auch automatisiert überprüfen, wie gut ein Unternehmen auf den digitalen Wandel eingestellt ist und welche Baustellen es noch gibt. Zu den Themenfeldern gehören digitale Strategie, Customer Experience, Online Marketing oder Automatisierung. Die Methode soll nun weiter verfeinert und verbessert werden – und soll dann auch eine Skalierung erlauben. „Big-data-driven Consulting“ nennt Evsan den Ansatz.

Skalieren sollte eigentlich auch Social Trademark, die Idee von 2014. Das war damals die klare Ansage. Jetzt gibt Evsan zu: „Manchmal ist man mit einer Idee zu früh dran.“ Er halte das Vorhaben, exponierten Einzelpersonen wie Managern bei ihrer Darstellung in sozialen Medien zu helfen, „immer noch für einen No-Brainer“. Und es habe auch funktioniert: Die Agentur erreiche inzwischen einen siebenstelligen Umsatz und habe die letzen Monate immer mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen. Doch das gewünschte Wachstum trat nicht ein. In den Konzernen, wo die potenziellen Social-Trademark-Kunden vor allem verortet wurden, geht es eben immer noch sehr langsam voran.

Seine Anteile an Social Trademark behält Evsan, auch die Gesellschafter Amir Kassaei (im April 2015 eingestiegen) und Jürgen Heraeus (stieß wenige Monate später hinzu) bleiben an Bord. Die Geschäftsführung übernimmt Mitgründer Till Zier. Dass das Unternehmen mit derzeit zehn Mitarbeitern noch einmal versucht, den Turbo einzuschalten, will Evsan nicht ausschließen. Möglich, dass dann noch einmal Investoren gesucht würden und mit mehr Automatisierung in Richtung Massenmarkt gegangen werde. Dann aber ohne ihn: Ibo Evsan ist jetzt Berater.

Bild: Angelika Klein, Social Trademarks