Insurtech  – oder wie Startups Versicherungen modernisieren – Swiss Innovation OutpostFintech – wer dominiert die Branche?

Die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 hat ein neues Zeitalter eingeläutet. Spätestens seit dem Crash stellt Fintech als eine der neuen Disziplinen den Markt für Finanzdienstleistungen gehörig auf den Kopf. Die Branche wird mittlerweile nicht mehr nur von einigen großen Unternehmen bestimmt, sondern von vielen neuen Playern jüngeres Kalibers: Fintech-Startups.

Fintech hat einige der erfolgreichsten Startups der letzten Jahre hervorgebracht – erstaunlicherweise aber nur wenige aus der Schweiz. Die Szene wird eher von Branchen-Außenseitern als von Insidern dominiert und disrupted. Die Payment-App Square, die gerade einen Siegeszug feiert, wurde zum Beispiel von Twitter-Gründer Jack Dorsey gegründet.

Trotz ihres Erfolgs und ihres Rufes, der den Schweizern in Sachen Finanzen seit Jahren vorauseilt, konnten bisher nur wenige Schweizer Startups im Finanzsektor überzeugen. Die Schweizer mischen stattdessen tatkräftig in einem neuen Bereich mit: Insurtech.

Don’t believe the hype? Was es mit Insurtech auf sich hat

Der Begriff, der seit kurzem in aller Munde ist und dessen Berichterstattung sich gleichzeitig als euphorisch und abfällig abzeichnet, spaltet derzeit die Branche. Vertreter sehen hier die Zukunft der Versicherungsbranche, Gegner befürchten den Untergang. Doch was genau steckt eigentlich dahinter? Und ist der Insurtech-Hype gerechtfertigt?

Der Begriff Insurtech setzt sich aus den Wörtern Insurance und Technology zusammen und beschreibt damit die Nutzung von Technologien in der Versicherungsbranche – und somit die Weiterentwicklung dieser durch technische Systeme sowie alternative Geschäftsmodelle.

Das Potenzial zur Modernisierung ist, ähnlich wie im Finanzsektor, sehr hoch. Deshalb sind mittlerweile viele Startups in der mit Fintech verwandten Disziplin vertreten. Mit innovativen Ideen und modernen Ansätzen revolutionieren Insurtech-Startups die Versicherungsindustrie von Grund auf: So verwenden sie Technologie auf eine extrem nutzerzentrierte Art und Weise und stellen so die Verbraucherfreundlichkeit von Versicherungen in den Vordergrund – und in Frage.

So fordern Startups die Marktriesen heraus

Welche Erfolgschancen versprechen sich Insurance-Startups in einem Markt, der bislang von großen Konzernen dominiert wurde?

Dank ihrer flachen Hierarchien und dadurch, dass sich häufig noch keine festen Strukturen etabliert haben, sind Startups oft besser in der Lage, Trends zu erkennen und entsprechend zu handeln. Auch die Nutzung von Technologie wie Big Data Lösungen findet in Startups oft intuitiver statt. Dies kommt den jungen Gründern zu gute, denn: Der Schlüssel zum Erfolg in der Insurtech-Branche sind Daten. Ohne Daten keine Informationen. Und ohne Informationen keine Versicherung.

Statt auf Datenauskünfte wie klassische Formulare zu setzen, bedienen sich Insurance-Startups modernster technologischer Ansätze. Spezielle Anwendungen auf Smartphones können einem Versicherungsanbieter beispielsweise stets aktuelle Informationen und Daten über den Kunden geben. Dies geschieht automatisch, ist ohne größere Kosten stets up to date und vereinfacht so Arbeitsprozesse.

Money, money, money: Wie die Insurtech-Szene traumhafte Summen kassiert

Diese Entwicklung lohnt sich: Eine 2016 von Venture Scanner veröffentlichte Übersicht zeigte, dass die Insurtech-Branche die größte Anzahl an Startup- und Gründungsaktivitäten aufwies als jede andere Industrie. Außerdem außergewöhnlich: Die Anzahl und Höhe der Summen, die Insurtech-Startups kassierten. Besonders großzügig zeigten sich Investoren in den Bereichen Kranken-, Auto- und Produktversicherung.

Wie überzeugt ein solch komplexer und risikoreicher Markt Investoren? „Trotz der Komplexität des Produkts ist das Versicherungs-Businessmodell relativ einfach – es basiert auf Policy Premium Income und Asset Management“, so Spenzer Lazar von TechCrunch. Er ist davon überzeugt, dass der traditionelle modus operandi des Marktes weiter verändert und disrupted werden wird.

Neue Realität für traditionelle Versicherungskonzerne

Was bedeuten diese Veränderungen für die Flaggschiffe der Versicherungsbranche? Die Durchschlagskraft von Startups und die große finanzielle Förderung, die sie für sich sichern konnten, haben die Rahmenbedingungen grundlegend verändert: Versicherer müssen ihre Businessmodelle an die neuen Begebenheiten anpassen, um überlebensfähig zu bleiben. Denn die neuen innovativen Marktplayer entscheiden mit ihrer Wettbewerbsfähigkeit über die Art und Weise, in der sich die Branche weiterentwickeln wird.

Traditionsunternehmen auf innovativen Pfaden: Die Swiss Life

Genau dies hat auch der größte Lebensversicherer der Schweiz erkannt und handelt dementsprechend: Die Swiss Life hat ein eigenes Innovationslabor gegründet und verbindet so das Beste aus beiden Welten: In dem 2015 gegründeten Swiss Life Lab sollen die neuesten technologischen Trends identifiziert und so zukunftsträchtige Geschäftsmodelle zu Finanzen und zur Vorsorge zu entwickelt werden.

Denn Tradition bedeutet nicht Stillstand: Mit dem Innovationslabor wollen die Züricher, die seit mehr als 150 Jahren für Zuverlässigkeit stehen, sich zum einen mit der Digitalisierung bestehender Geschäftsmodelle beschäftigen: Zum anderen wollen sie aber auch Startups im digitalen Bereich bei der Gründung und der Verwaltung unter die Arme greifen, indem sie Dienstleistungen zu den Themen Internet, Vorsorge und Immobilien anbieten.

Better together: Startups und Konzerne machen gemeinsame Sachen

Ivo Furrer, Schweiz-Chef der Swiss Life, sieht darin eine Verbindung zwischen Old und New Economy: „Das neu gegründete Swiss Life Lab soll uns wichtige Impulse für zukünftige Geschäftsmodelle, den Einsatz neuer Technologien und die Ansprache junger Zielgruppen bringen.“ Das Lab werde außerdem eine wichtige Rolle als Intermediär zu der sich rasch entwickelnden lokalen Startup-Szene spielen.

Um diese Zusammenarbeit in die Wege zu leiten, hat sich das Swiss Life Lab zwei Startup-Größen ins Boot geholt: Die Leitung des Innovations-Labs werden der erfahrene Unternehmer Adrian Bührer und Doodle-Gründer Myke Näf übernehmen. Die beiden Branchengrößen legen ihren Fokus auf digitale Innovationen im Bereich von Fintech, Versicherung und Immobilien und wollen so Synergien und Kontaktpunkte mit Startups schaffen und anwendbare Lösungen und Produkte entwickeln.

Die Schweizer als Startup-Helfer: Swiss Innovation Outpost

Um deutschen Startups den Eintritt in den Schweizer Markt zu ermöglichen und um die Beziehungen zwischen Startups und etablierten Playern der Industrie zu verbessern, ist die Swiss Life ein Teil des Swiss Innovation Outpost. Dieser Zusammenschluss von erfolgreichen Branchengrößen und Startups der Schweiz freut sich auf eine enge Zusammenarbeit und Austausch mit Startups und Gründern.

Mehr Informationen zum Swiss Innovation Outpost und zu Swiss Life finden Interessierte hier.

 

Artikelbild: Viktor Jakovlev via Unsplash.com