Hanno Renner
Hanno Renner Hanno Renner im Café in München

Veraltete HR-Programme, die allen Mitarbeitern Mühe und Zeit kosten? Wenn es nach dem Münchner Gründer Hanno Renner geht, sind Startups und Mittelständler in Deutschland bald mit seiner neuer Software namens Personio ausgestattet. Gemeinsam mit Roman Schumacher, Ignaz Forstmeier und Arseniy Vershinin hat er das Programm im Sommer 2015 auf den Markt gebracht. 15 Mitarbeiter arbeiten mittlerweile für das junge Unternehmen.

Personio sei eine „Lösung für alles“ werben die Gründer auf der Webseite, Personaler könnten das bestehende Team über das Programm managen – genauso wie neue Bewerber. Jeder Mitarbeiter kann zudem Zugriff zu Personio bekommen und so Urlaubstage beantragen, seinen Vertrag einsehen oder persönliche Daten ändern.

Die ersten Monate nach dem Start hat sich das Startup selbst finanziert. Erst kürzlich gaben Business Angels und Investoren 2,1 Millionen Euro für den Hoffnungsträger aus München – auch die drei Samwer-Brüder steckten Geld in Personio. Wir haben Hanno Renner in München getroffen.

Hanno, dein Startup Personio verkauft eine HR-Software, die viele Funktionen bündelt und HR-Mitarbeitern Arbeit abnehmen soll. Das klingt nicht sehr aufregend, funktioniert bisher aber sehr gut. Wie kam es dazu?

Einer meiner Mitgründer, der mittlerweile im Ausland lebt und nicht mehr für Personio arbeitet, hat die Schwächen der üblichen HR-Tools in seiner Zeit als CTO bei Westwing in Russland bemerkt. Irgendwann war es für ihn einfach zu nervig, alle Informationen – egal ob Urlaubstage, Vertragsänderungen oder Gehälter – in irgendwelchen Excel-Sheets zu vermerken. Und wie man das als guter Entwickler eben so macht, hat er dann einfach selbst ein ganzheitliches Tool dafür gebaut.

Das hat er dir dann überlassen?

Ich habe mit ihm darüber gesprochen und fand das Produkt sehr spannend. Daraufhin habe ich bei mehreren HR-Abteilungen angefragt und mich erkundigt, welche Funktionen ihnen in ihren vorhandenen Programmen fehlen und dabei versucht, den Markt zu verstehen.

Schließlich gibt es bereits jede Menge Tools für HR-Manager…

Die gibt es, aber die meisten sind veraltet oder fokussieren sich auf sehr spezielle Themen. Es gibt in Europa bisher keine moderne Cloud-Lösung, mit der man das Mitarbeiter- und Bewerbermanagement in einer Software abdecken kann.

Seid ihr also die ersten, die ein modernes HR-Tool entwickeln? Das kann ich mir kaum vorstellen.

Es gibt professionelle Tools wie SAP, Oracle oder Workday für große Unternehmen. Aber wir bedienen ausschließlich Unternehmen zwischen 10 und 1.000 Mitarbeitern. Damit gehören alleine in Deutschland 400.000 kleine und mittelständische Unternehmen zu unseren potentiellen Kunden. Für diesen Bereich gibt es bisher kaum moderne Lösungen.

Warum nicht?

Das liegt zum einen daran, dass man nicht einfach eine bestehende On-Premise Software in eine Cloud-Lösung umwandeln kann. Das muss man von Anfang an anders programmieren. Zweitens wurde der HR-Bereich in den vergangenen Jahren sehr stiefmütterlich behandelt. Während andere Unternehmensbereiche digitalisiert wurden, wird im HR noch sehr viel mit Excel-Listen gearbeitet. Erst durch die hohen Mitarbeiteransprüche der Generation Y ist das Thema HR immer wichtiger geworden und bekommt jetzt zunehmend mehr Aufmerksamkeit. Davon profitieren wir natürlich auch.

Kannst du ein konkretes Beispiel nennen, das zeigt, wie revolutionär eure Software ist?

Unsere Lösung soll zwar die Probleme von HR-Managern lösen, bezieht aber dabei das ganze Unternehmen mit ein. Jeder Mitarbeiter bekommt einen eigenen Account und kann somit in Prozesse wie Onboarding, Fehlzeiten oder auch ins Recruiting aktiv mit einbezogen werden. Damit kann die administrative Arbeit auf mehrere Schultern verteilt werden und die Mitarbeiter fühlen sich eingebunden.

Ihr konntet euch in den ersten Monaten komplett selbst finanzieren und habt Kunden gewonnen ohne einen Cent für Marketing auszugeben. Wie ging das?

Das Geld für die GmbH kam aus unseren Ersparnissen. Gleich zu Beginn haben wir die Software an die ersten Kunden verkauft, die häufig für zwölf Monate im Voraus zahlen, was uns positive Cashflow-Effekte beschert hat. HR-Manager tauschen sich untereinander sehr intensiv aus und empfehlen sich gegenseitig Tools und Programme, das hat uns weitere Kunden gebracht. Deswegen waren wir in den ersten zwölf Monaten nicht auf Investoren angewiesen.

Vergangene Woche habt ihr eure Seedrunde verkündet, die mit 2,1 Millionen Euro sehr hoch ist. War das so geplant?

Die Finanzierungsrunde hatte eine sehr gute Dynamik und konnte daher schnell abgeschlossen werden. Ich habe erst im März mit der Suche nach Investoren begonnen und Ende Mai waren wir schon beim Notar. Viel mehr Zeit hätte ich mir dafür aktuell auch nicht nehmen können, dafür habe ich zu viele andere Dinge zu tun. Deswegen haben wir nicht mit sehr vielen Investoren gesprochen. Zum Glück habe ich gute Intros zu den passenden Investoren bekommen.

So bist du auch an die Samwer-Brüder gekommen?

Genau. Ich habe mich sowohl mit Alex Samwer als auch mit Oli Samwer getroffen, die dann beide investiert haben. Besonders froh bin ich aber auch über die Business Angels, beispielsweise die Gründer von eGym und Stylight, die ebenfalls Teil der Runde sind und mit ihren eigenen Unternehmen schon viel gesehen haben. Die nehmen sich Zeit für uns, mischen sich aber nicht ungefragt in das Geschäft ein.

Was habt ihr mit den eingesammelten Millionen vor?

Wir werden viele neue Mitarbeiter anstellen und weiter wachsen. In diesem Jahr wollen wir eine Million Euro Umsatz machen. Allerdings werden wir nicht so schnell wachsen wie anfangs, sondern erst einmal Prozesse und Strukturen etablieren, damit uns der Laden nicht irgendwann um die Ohren fliegt.

Viele eurer Kunden sitzen in Berlin, einige Investoren ebenfalls. Habt ihr jemals überlegt, nach Berlin umzuziehen?

Ich bin viel in Berlin, aber wir haben hier unser Netzwerk und fühlen uns einfach sehr wohl. Außerdem mag ich es, dass in München nicht alles gehypt wird und man in Ruhe vor sich hin arbeiten kann.

Aber die Stadt ist viel teurer für Startups…

Das stimmt, besonders die Mieten und Gehälter sind im Vergleich höher. Aber dafür gibt es in München keine so hohe Fluktuation bei den Mitarbeitern, weil hier nicht so viele Startups sind, die sich gegenseitig die Leute abwerben.

Danke für das Interview, Hanno.

Unsere Redakteurin Hannah Loeffler ist diese Woche in München, um dort spannende Gründer und ihre Startups kennenzulernen. Für Anmerkungen und Ideen schreibt ihr eine Mail an hannah@gruenderszene.de.

Bild: Gründerszene