Sina Heller mit Abbey, einem der Office-Hunde

Seit Anfang 2016 ist Sina Heller als HR-Managerin Teil von Vertical Media, dem Verlagshaus hinter Gründerszene. Erfahrung mit der Arbeit in einem digitalen Unternehmen konnte sie zuvor bereits bei der E-Post in Bonn und Berlin sammeln. Im Interview erzählt sie, womit man bei ihr im Bewerbungsprozess richtig punkten kann und warum sie Job-Kandidaten im Interview Wasserflaschen verkaufen lässt.

Welche Fragen sind richtige Sina-Klassiker, die Bewerber von dir im Interview immer zu hören kriegen?

Ich möchte auf jeden Fall wissen, was der Bewerber für Kenntnisse und Fertigkeiten in Bezug auf die Stellenausschreibung gesammelt hat. Dann interessiert mich natürlich, warum er oder sie für Gründerszene brennt. Zudem frage ich immer nach konkreten Beispielen: Wenn sich jemand als „konfliktfähig“ beschreibt, ist es gut, wenn er ein paar Situationen nennen kann, in denen diese Eigenschaft unter Beweis gestellt wurde.

Wenn Kandidaten in ihrem Lebenslauf Leistungen aus alten Jobs auflisten, will ich auch wissen, wie sie da genau vorgegangen sind. Ich will wissen, ob ein Mitarbeiter bereits selbst Prozesse aufgesetzt hat und wie er das angegangen ist. Wenn es um Sales-Positionen geht, ist es wichtig, ein Gefühl dafür zu kriegen, wie ein Bewerber verkauft und an neue Kunden herangeht.

Spielst du dann auch Ad-hoc-Sales-Situationen mit den Bewerbern durch?

Tatsächlich kam das neulich mal vor, da ging es um ein Sales-Praktikum. Wir haben die Kandidatin dann gebeten, uns innerhalb von 30 Sekunden die Wasserflasche, die auf dem Tisch stand, zu verkaufen. Und sie hat das wirklich grandios gemacht, das hatten wir selbst gar nicht erwartet. Mittlerweile ist sie Teil des Teams.

Ansonsten stelle ich lieber zirkuläre Fragen statt nach den Stärken „Wenn ich deinen Ex-Chef jetzt anrufen würde, was würde er mir über dich erzählen?“ Das hilft dabei, die Selbstreflexion anzuregen.

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Welche Art der Bewerbung bevorzugst du?

Bei uns kann man sich auch mit seinem LinkedIn- oder Xing-Profil statt eines Lebenslaufs bewerben. Bisher finde ich es ganz gut, wenn Bewerber diese Möglichkeit wahrnehmen. Allerdings nur, wenn das Profil auch entsprechend ausgefüllt ist. Der Titel „Sales Manager“ oder „Projektmanager“ reicht mir da nicht. Ich will wissen, woran jemand gearbeitet hat, ob man Budget- und Mitarbeiterverantwortung hatte et cetera.

Was Anschreiben angeht, fragen wir gerne nach Abwandlungen. Für den Sales-Bereich bitten wir die Bewerber oft, sich in einem Absatz zu pitchen. Für meine Stelle wurde das damals auch verlangt. Ich kann jedem nur von typischen Massenbewerbungen abraten. Das kriegt der Personaler ziemlich schnell mit, wenn er so ein Exemplar vor sich liegen hat. Da steht dann beispielsweise, dass die Stellenanzeige auf Stepstone gesehen wurde – obwohl wir sie dort gar nicht ausschreiben. Oder es wird kein direkter Bezug auf die ausgeschriebene Stelle genommen – oder noch schlimmer: Der Einstieg ist direkt so langweilig – beispielsweise „Hiermit bewerbe ich mich auf die Stelle XY…“ – dass ich direkt aussteige.

Was wünschst du dir stattdessen? Was rätst du Job-Kandidaten?

Ich finde es es super, wenn sich die Leute etwas trauen, kreativ sind und sich dann beispielsweise per Video bewerben. Neulich hatten wir eine Art Erklärvideo mit Papierschnipseln, die hin- und hergeschoben wurden und in dem der Bewerber uns erklärt hat, warum er der Richtige für uns ist. Das war jetzt nicht megaprofessionell, aber die Idee war klasse und die Arbeit, die dahintergesteckt hat, haben wir wertgeschätzt. Seit April ist der Kandidat jetzt Teil des Teams.

Und wir hatten auch mal eine Bewerbung in Form einer Infografik, die fand ich auch sehr, sehr gut.

Wie läuft der Bewerbungsprozess bei Vertical Media dann weiter ab?

Erst screenen wir die Bewerbung, die schaue ich mir mit dem jeweiligen Supervisor an. Dann gibt’s eine Einladung zum Telefoninterview, gerne ebenfalls mit dem Supervisor. Und wenn dann immer noch alles passt, wird der Kandidat eingeladen und wir führen hier ein Gespräch, zu dem auch unser CEO Mark oft dazukommt, der möchte die Bewerber ja auch gerne kennenlernen. Und dann kann es sein, dass man auch noch zum Probearbeiten bei uns eingeladen wird, aber das ist sehr stellenabhängig.

Was sollte ein Bewerber in puncto Kleidung beim Job-Interview beachten?

Die Frage kommt häufig im Telefoninterview, wenn wir jemanden hierher einladen. Uns ist es wichtig, dass jeder so kommt, wie er sich wohlfühlt. Anzüge sieht man hier so gut wie nie, aber wenn jemand eben gerne Anzug trägt, soll er gerne so kommen, da sind wir sehr offen. Wir suchen ja keine Leute nach Schema F, sondern echte Persönlichkeiten!

Hast du sonst noch einen Tipp für den Bewerber?

Einfach authentisch sein, sich auf ein lockeres Gespräch bei uns freuen und sinnvolle Fragen stellen. Und: Die Leute sollten sich ruhig trauen, sich bei uns zu bewerben. Wir freuen uns auch immer über Initiativbewerbungen auf Stellen, die wir aktuell gar nicht ausschreiben. Wer weiß: Vielleicht wird ja in Zukunft so ein Job frei und es ergibt sich etwas…

Warum sollte man sich bei Vertical Media bewerben?

Was bei uns wirklich toll ist – und das ist nicht nur so dahingesagt: Wir haben viele unserer festen Mitarbeiter bereits als Praktikanten oder Werkstudenten kennengelernt und sie dann später übernommen. Uns liegt ganz viel daran, dass uns die Leute auch längerfristig erhalten bleiben. Ein Junior, der sich zum Manager mausert – das ist für uns der Best Case!

Außerdem arbeiten wir auf Augenhöhe miteinander. Praktikanten und Werkstudenten werden als vollwertige Mitglieder des Teams behandelt, wir ermöglichen flexible Arbeitsmodelle und schauen auf Leistung, nicht die Stundenzahl. Bis 20 oder 21 Uhr sitzt hier eigentlich niemand – wenn, dann nur mit Bier, beim Kickern oder einem entspannten, freundschaftlichen Gespräch.

Sina, vielen Dank für diese Einblicke.

Bild: Marie Gracher / Gründerszene