Accelerator, Inkubator, Company-Builder, Business-Angel, Venture-Capital – wer heute einen Investor sucht, hat so viele Anlaufstellen wie selten zuvor. Gleichzeitig kann es bei dieser Flut schwer werden, den richtigen Partner beziehungsweise Investor zu finden. Grund genug für Gründerszene, um einmal einen differenzierten Blick auf die Startup-Förderlandschaft zu werfen und einige der bekanntesten Startup-Unterstützer vorzustellen.

Inkubator Company-Builder Accelerator Investor Business Angel VC Venture Capital

Viele neue Investoren und Brutkästen in Deutschland

Wer fleißig die Gründerszene-News in den vergangenen Monaten verfolgte, hat es sicherlich schon gemerkt: Noch nie gab es so viele Neugründungen von Inkubatoren in Deutschland wie derzeit. Für Gründer ergeben sich daraus immer umfangreichere und feiner auf unterschiedliche Bedürfnisse abgestimmte Möglichkeiten, zum einen um an einen Investor zu gelangen, zum anderen aber auch Hilfestellungen beim Teambuilding, der Ideenfindung und dem Networking zu bekommen.

Alle Teile dieser Serie im Überblick

Teil 1 – Die Investorenlandschaft in Deutschland

Teil 2 – Welche Company-Builder gibt es, was leisten sie?

Teil 3 – Accelerator-Programme und Business Angels

Teil 4 – Venture Capital als taditionelle Investmentform

Bereits 2002 hat die Weltbank sogar ein internationales Netz an Inkubatoren ins Leben gerufen, um Startups in Entwicklungsländern unter die Arme zu greifen. Längst nicht mehr nur in öffentlich geförderten Gründerzentren, sondern immer stärker auch aus privater Hand finden dabei Beratung und Coaching statt, können Mietflächen und Infrastruktur bezogen oder umfangreiche Service- und Dienstleistungspakete in Anspruch genommen werden.

Unterschiede zwischen den USA und Europa

Betrachtet man die Inkubatoren-Landschaft diesseits und jenseits des Atlantik, wird schnell deutlich, dass sich die vorherrschenden Formen längst an die jeweiligen Mentalitäten angepasst haben: Während in den USA mit Y-Combinator (Scribd, Dropbox, Reddit, Airbnb, Disqus, Posterous) und Techstars die erfolgreichsten Startup-Förderungen in vielen Fällen auf Accelerator-Ansätzen basieren, herrscht insbesondere in der Gründungshochburg Berlin das Modell des Company-Builders vor, allen voran das mittlerweile berüchtigte Unternehmen der Samwer-Brüder – Rocket Internet.

Oder anders ausgedrückt: In den USA wird eher Wert auf einen schnellen Marktstart für innovative Ideen gelegt, deren Gefahr zu scheitern deutlich höher liegt, die aber auch auf einen größeren Markt mit ausgeprägterer Internet-Affinität losgelassen werden. In Europa hingegen steht tendenziell stärker die langfristige Strategie im Fokus, wozu auf etablierte Modelle mit Proof-of-Concept zurückgegriffen wird. Innovative Accelerator-Ansätze in den risikofreudigen USA, ausführungsbetonte Company-Builder-Mentalität in der Ingenieursheimat Deutschland.

Begriffe noch nicht eindeutig definiert

Wenn in den Medien von den unterschiedlichen Formen von Startup-Investments gesprochen wird, sind die verwendeten Begriffe zudem meist nicht eindeutig voneinander abgegrenzt, was die Wahl des richtigen Investors weiter erschwert. Oft unterscheiden sich die Angebote hinsichtlich der zur Verfügung gestellten Leistung und Mittel. Für Gründer von besonderem Interesse dürfte dabei sein, wie hoch der vom Inkubator, Business-Angel, Venture-Capitalist oder Fonds eingeforderte Unternehmensteil als Gegenleistung für die Startup-Förderung ist.

Eine einfach Matrix zur Einordnung von Investoren

Generell lässt sich an einer relativ simplen (wenngleich etwas vereinfachten) Matrix darstellen, welche Art von Investor/Förderer für welches Unternehmen in Frage kommt. Drei Komponenten sind dabei entscheidend: das Commitment des Investors, die Größe der Finanzierung und der Zeitpunkt, zu dem das Kapital benötigt wird, weil sich damit meist das verbundene Risiko ableiten lässt.

Generell gilt dabei: Je später im Wachstumsprozess sich das Unternehmen befindet, desto höher sind die benötigten Finanzmittel, sodass eine andere Form der Finanzierungsart attraktiv wird. Vor allem zahlen Investoren zu späteren Zeitpunkten auch höhere Bewertungen, weil das Risiko einer Gründung durch die gewonnenen Einsichten und Erfahrungen bereits reduziert wurde.

Dabei nimmt mit steigender Höhe der Finanzierung häufig auch die Intensität der Unterstützung in Sachen Commitment, Know-how und Netzwerk ab. Oder anders formuliert: Ein VC wird in der Regel meist weniger „comitted sein“ als ein Business-Angel, sodass sich eine Finanzierungs-Comittment-Grafik ableiten lässt.

Infografik Finanzierung vs. Commitment

Welcher Investor für welchen Zeitpunkt?

Entsprechend solcher Überlegungen sollte auch der Investor gewählt werden, wobei sich grob diese Kategorien unterscheiden lassen:

  • Personeninvestoren: Business-Angel
  • Inkubatoren: Accelerator und Company-Builder
  • Venture-Capital: institutionelle und firmengebundene Venture-Capitalists, Investmentfonds, öffentliche Fördermittel oder Fonds

Während Business-Angels sich einem Startup intensiv widmen können, verfügen sie in der Regel nicht über die Finanzmittel, die in einer A-Round- oder Later-Stage-Finanzierung benötigt werden. Andersherum sind VCs und Fonds zwar finanzstark, haben aber meist derart viele Unternehmen in ihrem Portfolio, dass sie nicht in jedem einzelnen davon präsent sein können.

Als goldene Mitte verstehen sich Inkubatoren, wobei das Accelerator-Modell der früheren Phase und das Company-Builder-Modell etwas erfahreneren Gründern zuzuordnen ist, deren Gründer etwas risikoärmer sein dürften. Nicht zuletzt muss auch bei der Strategie unterschieden werden: Während sich Business-Angel oft auf den nationalen Aufbau und organisches Wachstum beschränken, steht bei Inkubatoren und VCs meist die internationale Expansion im Fokus.

In den weiteren Teilen dieser Serie definiert Gründerszene die unterschiedlichen Spielarten grob und stellt eine Auswahl an Company-Buildern, Acceleratoren, aber auch VCs und Gründerfonds vor.

Mitarbeit: Joel Kaczmarek

Bildmaterial: Alvimann