Der Dogo-Kampf-Roboter soll anstelle von Soldaten gefährliche Räume auskundschaften, um Ecken gucken oder Keller absichern

Für die US-Soldaten im Irak-Einsatz waren Einsätze im Häuserkampf von Fallujah die wohl schwierigsten Aufgaben überhaupt: Überlegene Feuerkraft hilft wenig gegen einen Gegner, der mit dem Gewehr im Anschlag im Haus geduldig auf den ersten Soldaten wartet, der durch die Tür kommt.

„Kick the Door“ heißen solche Einsätze, und wer als Erstes eine Haustür ein- und hindurchtritt, geht ein hohes Risiko ein. Die Antwort des israelischen Roboterherstellers General Robotics für solche Situationen heißt Dogo.

Der Roboter soll anstelle von Soldaten gefährliche Räume auskundschaften, um Ecken gucken oder Keller absichern. Das Miniaturkettenfahrzeug passt in den Rucksack eines Soldaten und wird per drahtloser Videofernbedienung auf einem Tablet gesteuert.

Das US-Militär hat ähnliche Miniroboter bereits im Einsatz, doch die Israelis haben ihr Modell um eine entscheidende Funktion erweitert: Auf dem Rücken des Geräts ist eine halb automatische, kompakte Glock-26-9-mm-Pistole eingebaut, die per Schwenkhalterung schräg nach oben zielen kann.

Roboter kann auch schießen

Die Pistole hat ein Zehnschussmagazin und kann per Touchscreen auf Ziele gerichtet und abgefeuert werden. In einem Video zeigt der Hersteller, wie Soldaten im simulierten Einsatz Scharfschützen mit dem Gerät ausschalten und Hinterhalte aufdecken.

Entwürfe für bewaffnete Landroboter gibt es bereits relativ viele. Doch diese Geräte sind meist als Defensivwaffen geplant: Der koreanische Technikkonzern Samsung etwa hat mit dem SGR-A1 einen Wachroboter mit Maschinengewehr für die Absicherung der Grenze zu Nordkorea entwickelt.

Das US-Militär testet seit einigen Jahren halb automatische, fernsteuerbare Waffenhalterungen zur Absicherung von Lagern und veranstaltete 2013 einen offenen Test für autonome Geländefahrzeuge mit Maschinenwaffen.

Doch diese Geräte sind allesamt Hunderte Kilo schwer und übermannsgroß. Der offensiv einsetzbare Killerroboter im Rucksack ist neu – und dürfte Bedenken von Ethikern und Sicherheitsforschern neu beleben: Was, wenn ein solches Gerät mit einer autonomen Steuerung versehen wird? Was, wenn die Fernsteuerung vom Gegner gehackt wird?

Ein Versuch wurde eingestellt

Die Versuche der US-Armee mit einem Gefährt namens Swords wurden 2013 wieder eingestellt, nachdem der Roboter auch ohne Kommando Bewegungen ausgeführt hatte. Was in der Luft mit den Avenger-Drohnen den Militärs bereits selbstverständlich erscheint, wird im Bodeneinsatz noch mit Misstrauen betrachtet.

Bislang sind Bodenroboter vor allem als Minenentschärfer oder Lastenträger im Einsatz. Zudem entwickelt der US-Hersteller Vecna seit zehn Jahren den Sanitätsroboter Bear, der verwundete Soldaten unter Beschuss vom Schlachtfeld bergen und versorgen soll.

Noch gibt es weder in der Luft noch am Boden Roboter im Einsatz, die selbstständig die Entscheidung zum Schuss treffen können. Das US-Militär hatte 2012 die Entwicklung eines von künstlicher Intelligenz (AI) getriebenen Geräts vorerst und mindestens bis zum Jahr 2022 ausgeschlossen.

Forscher veröffentlichen Warnung

Im vergangenen Jahr hatten über 3.100 Robotik- und AI-Forscher einen offenen Brief veröffentlicht, in dem sie eindringlich vor der Entwicklung von Offensivwaffen warnen, die nicht unter direkter Kontrolle eines menschlichen Piloten stehen. Der israelische Killerroboter wäre demnach erlaubt, da er noch vom Menschen ferngesteuert wird.

Fraglich ist, ob diese Bedenken in einem Konflikt zwischen hoch entwickelten Industriestaaten Bestand hätten. Samsungs Wachroboter können bereits Menschen unter allen Sichtbedingungen klar identifizieren und auf sie zielen – nur der Befehl zum Schuss muss noch per Knopfdruck gegeben werden.

In einem Krieg zwischen Robotern aber hätte das Gefährt, das nicht erst auf das Okay seiner Bediener warten muss, einen klaren Vorteil. Die Technologie dafür ist bereits vorhanden.

Dieser Text erschien zuerst in der Welt.

Bild: Screenshot / Youtube / General Robotics Ltd.