Seit sechs Wochen befinden sich viele Tech- und Internetaktien auf Talfahrt. Zu Wochenbeginn wurde es richtig dramatisch: Bevor Schnäppchenjäger bis zum Ende des Handelstages die Kurse wieder hochtrieben, starteten die Aktien der ganz Großen mit verheerenden Abschlägen:
- Google: 565 Dollar – 7 Prozent
- Amazon: 451 Dollar – 9 Prozent
- Apple: 92 Dollar – 13 Prozent
- Alibaba: 58 Dollar – 15 Prozent
- Facebook: 72 Dollar – 18 Prozent
- Netflix: 85 Dollar – 18 Prozent
- Twitter: 21 Dollar – 19 Prozent
Viele Kommentatoren sehen darin die Vorboten für das Platzen einer Tech-Blase. Grund sei die wackelige Wirtschaftslage in China. Besonders pessimistisch ist der amerikanische Investor Bill Gurley, der in den Marktbewegungen ein Zeichen dafür erkennen will, dass das goldene Zeitalter des Silicon Valley schon beendet sein könnte. Gurley ist Partner bei Benchmark, einer Investmentfirma, die im Silicon Valley und in San Francisco sitzt und unter anderem an der Finanzierung von Uber und Snapchat beteiligt war. Hier in Berlin ist der VC beim Forschernetzwerk ResearchGate mit an Bord.
„Wir sind an einem Wendepunkt“, analysiert er die Lage. Noch in diesem Jahr würden wir tote Einhörner sehen, so Gurley. Also Unternehmen, die vor dem Börsengang oder von Risikokapitalgebern mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden.
Die Grafik zeigt Seed-, Startup- und Early Stage Venture Capital Investitionen in USA und Europa im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2007.
Bereits im März auf der SXSW-Konferenz warnte Gurley, dass die „komplette Abwesenheit von Angst“ im Silicon Valley Investoren dazu verführt hätte, zu große Risiken im Bereich von Tech-Firmen einzugehen. Außerdem wäre in Zeiten des Booms nur an schnelles Wachstum gedacht worden. Ohne Nachhaltigkeit und Profitabilität zu berücksichtigen. Dieser Silicon-Valley-Optimismus könnte zum Tod von Tech-Riesen noch in diesem Jahr führen. Eine dramatische Wende im Markt stehe kurz bevor. Gurleys Fazit: Taumelnde Tech-Aktien könnten aufgeblasene Bewertungen in Frage stellen. Der Crash stehe unmittelbar bevor. Hier einige Tweets aus Gurleys Twitter-Rant:
5/ If so, we may be nearing the end of a cycle where growth is valued more than profitability. It could be at an inflection point.
— Bill Gurley (@bgurley) August 21, 2015
6/ Investors are likely to refocus on business model viability and path to profitability. This will seem like an abrupt sea-change to many.
— Bill Gurley (@bgurley) August 21, 2015
7/ Which Unicorn entrepreneurs/CEOs are prepared for such a shift? Who can adjust quickly?
— Bill Gurley (@bgurley) August 21, 2015
Auch in Deutschland gab es Reaktionen auf die fallenden Kurse. Der stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Startups, Thomas Bachem, postet auf Facebook: „Ich möchte nicht einer derjenigen sein, die immer nur über erfolgreiche Aktien-Investments reden und an den Tagen, an denen es schlecht läuft, schweigen. Ich muss zugeben, dass es gerade nicht ganz einfach ist, mein Portfolio anzusehen.“ Dazu gibt’s die dramatische Kurve der abstürzenden Kurse zu sehen.