Kale&Me_Team
Kale&Me_Team Die Kale&Me-Gründer David Vinnitski (links), Annemarie Heyl und Konstantin Timm

Auf Instagram posieren Bloggerinnen mit Saftflaschen. Produzent Kale&Me freut es: Dem jungen Unternehmen bringen die Bilder viel Aufmerksamkeit. Denn Instagram-Kanäle wie die von Deborah Flügge (debiflue) oder Caro Daur (carodaur) sind mit Abonnentenzahlen im fünf- beziehungsweise sechsstelligen Bereich extrem reichweitenstark. Ein Blick auf die Fotos zeigt, wieso: Zu sehen gibt es dort vor allem teure Uhren, zerfetzte Jeans, nackte Haut und sehr dünne Beine. Offenbar ein erstrebenswerter Lebensstil, zu dem neuerdings auch bunter Saft der Marke Kale&Me gehört. Diesen Eindruck erwecken jedenfalls die besagten Kanäle.

Wie kam es dazu? Der Kosmetikkonzern L’Oréal schrieb Kale&Me kurz nach dem Start im Frühjahr dieses Jahres an, man wolle die Säfte auf einer Firmenfeier anbieten. So kam es, erzählt Kale&Me-Mitgründerin Annemarie Heyl, dass Blogger auf die Produkte aufmerksam wurden. Seitdem erhalte das Startup täglich bis zu 15 Anfragen von Bloggern, die die Säfte zugeschickt bekommen – und sie im Gegenzug ihren Abonnenten vorstellen möchten. Inzwischen, räumt Heyl ein, gebe es aber auch einige bezahlte Kooperationen mit Instagram-Größen.

Seinen Sitz hat die Anfang 2015 gegründete Kale & me GmbH in Hamburg. Die Säfte haben unterschiedliche Farben, tragen Namen wie Amy Almond oder Pamela Pine – und sind durchnummeriert. Warum das so ist? Die Kunden sollen sich die Säfte im Rahmen einer Trink-Kur einverleiben. Dabei sollen die Säfte feste Nahrung ersetzen. Wer sich auf das Prozedere einlässt, soll drei Tage lang jeweils sechs Flaschen Saft trinken. Und das in einer bestimmten Reihenfolge. Denn nach Angaben des Herstellers sind die Inhaltsstoffe der Getränke aufeinander abgestimmt. Deshalb die Zahlen auf den Flaschen.

Doch machen knapp zwei Liter flüssiges Obst und Gemüse pro Tag überhaupt satt? Mitgründerin Annemarie Heyl meint natürlich: ja. Sie fühle sich während der Kuren „ultra fit“. Überhaupt nehme man ja noch immer 900 Kalorien zu sich. Die Kur solle keine Diät sein, sondern eine Rückbesinnung auf das Wesentliche anleiern.

Auf der Webseite von Kale&Me kann man die Säfte sowohl einzeln als auch in Paketen kaufen. Kernprodukt ist, natürlich, die 18 Flaschen umfassende Box für die dreitägige Saft-Party. Sie kostet 79 Euro. Das Sixpack kostet 27 Euro, die einzelne Flasche 4,50 Euro. Spätestens Anfang Januar soll es zusätzlich eine Abo-Option geben.

Zum wissenschaftlichen Hintergrund heißt es von Kale&Me, die Säfte würden den Körper mit der empfohlenen Menge an Nährstoffen versorgen. Der Darm werde nur wenig beansprucht. Die Säfte sollen bis auf einige exotische Ausnahmen aus saisonalem und heimischem Obst bestehen, kaltgepresst sein und keine Zusatzstoffe enthalten.

Momentan produziert Kale&Me alle zwei Wochen 4.000 Flaschen in einer Mosterei in der Lüneburger Heide.

Annemarie Heyl und Konstantin Timm, zwei der drei Gründer, lernten sich während eines Auslandssemesters in Südafrika kennen. Beim Steak-Essen (!) beschlossen die beiden, eine Saftkur zu machen. „Bei mir hat das unheimlich angeschlagen“, erzählt Heyl, sie sei schon morgens um 7 Uhr energiegeladen aus dem Bett gesprungen. Von der Saft-Idee angefixt, flogen beide Ende 2014 zurück nach Deutschland, wo sie zusammen mit David Vinnitski, der zu dem Zeitpunkt noch bei Google in Dublin im Vertrieb arbeitete, Kale&Me gründeten. Mittlerweile arbeiten Heyl, Timm und Vinnitski hauptberuflich für ihr Startup.

Klar, dass auch andere schon auf den Saft-Zug aufgesprungen sind. Da wäre zum Beispiel Rawganic, das ebenfalls in Hamburg sitzt, oder Antidote Juice aus München. Auch sie verkaufen Säfte in Kur-Paketen. Hier wird außerdem mit den Zusätzen „Detox“ (Entgiftung) und „Cleanse“ (etwa Reinigung) geworben. Mitgründerin Annemarie Heyl sagt, der Detox-Trend sei wissenschaftlich nur schwer zu belegen. Daher wolle man sich bei Kale&Me von Schlagworten wie diesen fernhalten.

Bild: Kale&Me