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2014_03_Kerbholz_team_MG_2492-print_4000px Die Kerbholz-Initiatoren Matthias Köppe, Mauritius Blees, Adrian Roepe und Nils Niendieker (von links)

Manchmal verläuft das Leben anders, als man denkt. So wie bei Mauritius Blees, der eigentlich BWL studierte und gar nicht ans Gründen dachte. Dann begann er, gemeinsam mit einem Freund neben dem Studium Sonnenbrillen aus Holz zu verkaufen. Das ist nun vier Jahre her – und mittlerweile verkaufen sie neben Sonnenbrillen auch andere Brillen und Uhren. Aus dem studentischen Nebenprojekt ist ein Unternehmen mit Millionen-Umsatz geworden.

Die Geschichte des Kölner Unternehmens Kerbholz begann 2012, als Blees und sein Kumpel Matthias Köppe bei einer Reise durch Mittelamerika Gefallen an Schmuck aus Holz fanden. Zurück in Deutschland beschlossen sie, Sonnenbrillen aus eben jenem Material herzustellen. Weil die beiden Kölner damals nicht wussten, wie sie solche Gestelle bauen lassen sollten, fragten sie einen befreundeten Optiker um Rat. An einem Wochenende erklärte er den angehenden Gründern, was bei Brillen wichtig sei. „Wir waren ziemlich naiv damals“, erinnert sich Blees. „Wir waren ja BWLer, von Zeichnungen und Design hatten wir keine Ahnung.“ Mit Hilfe des Freundes erstellte das Team, zu dem sich dann auch die Mitgründer Christian Kontz und Adrian Roepe gesellten, Entwürfe für die ersten Kerbholz-Brillen.

Die ersten zwölf Brillen

Die Freunde ließen die ersten paar Hundert Brillen in China produzieren. Die Gestelle bestehen zum Beispiel aus Rosen- oder Sandelholz, welches laut Blees aus Indien, Indonesien, Kanada oder eben China kommt. „Heute wundere ich mich darüber, dass der Hersteller eine so kleine Stückzahl einfach so produziert hat“, sagt Blees. Mit den Studienkollegen setzte er einen Onlineshop auf, über die sie einige der Brillen verkauften. Und auch auf Designmärkten waren sie vertreten, auf ihrem ersten wurden sie zwölf Brillen los: „Wir waren total stolz.“

Insgesamt verkauften sie 2012 1.000 Brillen, über den Onlineshop und auch in einigen Läden. Noch waren die Gründer im Studium, das Unternehmen führten sie nebenbei. „Irgendwann rief uns dann ein Händler an und fragte nach Nachschub“, erzählt Blees. „Da mussten wir ihm sagen, dass wir leider keine Brillen mehr haben.“ Daran gedacht, weitere Gestelle produzieren zu lassen, hatten die Gründer nicht. „Für uns war es damals nicht das Ziel, das Business groß aufzuziehen“, so Blees. Es sei lediglich ein Nebenprojekt gewesen: „Wir hatten ziemliches Glück, dass uns Händler solche Patzer verziehen haben.“

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Bildschirmfoto 2016-10-26 um 16.41.40 So sehen die Kerbholz-Brillen aus

Ein langes Nebenprojekt

Erst zwei Jahre später entschieden sie sich, Kerbholz Vollzeit zu betreiben. Kontz stieg jedoch aus, um sich weiter auf sein Studium zu konzentrieren. Als erster Mitarbeiter kam Nils Niendieker hinzu, der auch Anteile am Unternehmen übernahm.

Um Kerbholz größer aufzuziehen, brauchte es Kapital. Das bisher von Familie und Freunden geliehene Geld reichte nicht – auch weil die vier beschlossen, zu den Brillen noch Uhren als Accessoires hinzuzunehmen. „Die Banken wollten uns kein Geld geben“, erinnert sich Blees. Also griffen sie auf die Crowd zurück. In nur vier Tagen sammelten sie 100.000 Euro auf der Crowdinvesting-Plattform Fundsters ein.

2014 machte Kerbholz nach eigenen Angaben einen Umsatz in Höhe von etwa 500.000 Euro – mit vier Mitarbeitern. Erst im vergangenen Jahr stellten sie weiteres Personal ein. Blees sagt, in demselben Jahr hätten sie sich zudem das erste Mal ein eigenes Gehalt ausgezahlt, für jeden rund 2.000 Euro brutto im Monat. Davor hätten sie sich mit Nebenjobs und Gespartem über Wasser gehalten.

„So viel Geld musst du erstmal verdienen“

2015 stieg der Umsatz laut Blees dann auf über zwei Millionen. Wie viele Produkte Kerbholz verkaufte, will er nicht verraten. Nur so viel: Die Accessoires der Kölner finden sich nach seinen Angaben in 450 Läden in zehn Ländern weltweit. Auch Onlineshops wie Zalando oder Mister Spex bieten die Produkte an.

Doch die Gründer hätten unterschätzt, wie „liquiditätsfressend“ das Geschäft sei, sagt Blees. So mussten sie sich immer wieder Geld von Freunden und Familie, Crowdinvestoren sowie schließlich von Banken leihen. Und sie sind auch derzeit wieder auf der Suche nach Kapital. Blees sagt: „Wir benötigen das Geld, um die Spanne zwischen Produktion und Verkauf zu decken.“ Diese Interimsfinanzierungen seien normal, noch immer sei Kerbholz darauf angewiesen. „Als funktionierendes Gewerbe braucht man Kredite“, glaubt er. Außer der Gründer und Crowdinvestoren hält noch Business Angel Christoph Blom Anteile an Kerbholz.

Bald schon wollen die Kerbholz-Unternehmer zurück auf den amerikanischen Kontinent, wo alles begann. Dieses Mal jedoch, um dort ihre hölzernen Accessoires auf den Markt zu bringen.

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Bild: Kerbholz; Hinweis: Der Artikel wurde um 16 Uhr aktualisiert.