Robin Heintze Kind Karriere
Robin Heintze Kind Karriere Robin Heintze, Gründer und Geschäftsführer von Morefiremedia

Robin Heintze im Väter-Interview

In dem Format „Kind und Karriere“ stellen wir ab sofort Menschen aus der Startup-Szene vor, die mit der Herausforderung konfrontiert sind, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen. Dieses Mal erzählt Robin Heintze, Gründer und Geschäftsführer der Online-Marketing-Agentur Morefiremedia, von den Schwierigkeiten und Freuden, die sich aus dieser Kombination ergeben.

Hallo Robin, stelle dich doch bitte kurz vor.

Ich bin Robin Heintze, 31 Jahre alt, Vater von zwei tollen Söhnen – einer vier Jahre, der andere grade drei Monate alt – und Gründer und Geschäftsführer von Morefiremedia. Nebenbei bin ich als Dozent für Suchmaschinen-Marketing tätig, außerdem bin ich begeisterter Fußballer und Läufer.

Was macht deine Partnerin?

Meine Freundin ist Lehrerin an einer Förderschule, genießt aber im Moment ihre Elternzeit.

Auf welche Unterstützung kannst du noch zurückgreifen?

Unsere Eltern wohnen zwar nicht unmittelbar in unserer Nähe, springen aber regelmäßig ein. Ansonsten helfen Freunde uns aus und was ganz wichtig ist: Wenn es brennt, halten mir im Büro die Kollegen den Rücken frei, sodass ich mir Zeit für familiäre Themen nehmen kann.

Hast du Elternzeit beantragt?

Beim ersten Kind bin ich eine Zeit lang immer einen Tag pro Woche zu Hause geblieben. Da lag die Firmengründung allerdings auch erst drei Monate zurück und es war extrem schwierig für mich, mir Freiräume zu erarbeiten. Beim zweiten Kind habe ich jetzt direkt den ersten Monat nach der Geburt Elternzeit genommen. Das Ausfüllen der Anträge und die Formalitäten, sind natürlich nicht gerade sexy, aber die Gegenleistung ist es allemal wert und die Regelung an sich sensationell! Tragischerweise fiel der Zeitraum meiner Elternzeit genau auf die Fußball-WM…

Das Team – das von Morefiremedia, nicht die Nationalmannschaft – hat in der Zeit tolle Arbeit geleistet. Okay, die Nationalmannschaft auch. Ich musste lediglich die wichtigsten E-Mails, die ich vorher gefiltert hatte, beantworten und ab und zu am Telefon Fragen beantworten. Dadurch ist kein Vakuum entstanden und alles konnte reibungslos weiterlaufen.

Was ist das Beste am Vatersein? Was ist doof?

Das Beste? Die Kinder! Das kann man nicht beschreiben! Die zu oft gehörte Phrase „Man bekommt so viel zurück!“ ist einfach wahr. Vor zwei Jahren wurde mein Sohn gefragt, mit welchem Kind er am liebsten spielt. Er hat geantwortet: „Mit dem Papa.“

Was doof ist? „Doof“ ist hier das falsche Wort. Denn es ist ja nicht die Schuld von den Kindern, dass ich weniger Zeit für andere Sachen habe, die ich gerne mache. Und dass ich nachts weniger Schlaf bekomme. Und dass ich nicht mehr frei über meine Zeit verfügen kann. Und dass ich es gelegentlich bereue, wenn ich am Wochenende lange ausgehe und am nächsten Morgen gefordert werde. Es ist nicht ihre Schuld, sondern ihr gutes Recht!

Welche Probleme oder Schwierigkeiten ergeben sich aus der Kombination Kind-Karriere?

Es ist ein Balance-Akt, bei dem ich versuche, allen so gut wie möglich gerecht zu werden, ohne mich dabei zu zerreißen. Ich will die Kinder oft sehen, Zeit mit ihnen verbringen und für sie da sein. Das Gleiche gilt für meine Freundin und natürlich auch für Freunde.

Aber parallel bin ich beruflich gefordert, da ich Verantwortung für die Firma, die Mitarbeiter und die Kunden trage. Das führt dazu, dass ich die Arbeit mittlerweile anders aufteile. Kunden- und Mitarbeiter-Termine lege ich sehr eng getaktet auf meine Büro-Zeit und alles andere mache ich oft „nach Feierabend“, also wenn die Kinder im Bett sind. So schaffe ich es trotzdem, abends mit ihnen zu essen und die Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen.

Wie ist die zeitliche Gewichtung zwischen Kind und Karriere?

Ich arbeite sehr gerne und daher auch gerne viel. Aber natürlich versuche ich, die Aufteilung für alle Beteiligten so harmonisch wie möglich zu gestalten. Gott sei Dank komme ich mit sehr wenig Schlaf aus, sodass ich für beides viele Stunden am Tag zur Verfügung habe.

Strukturierst du deinen Tag anders, seitdem du Vater bist?

Ja, komplett anders. Ich glaube, ich habe ihn überhaupt zum ersten Mal wirklich strukturiert. Wie genau, hängt von der aktuellen Situation ab. Aber dank meiner Selbstständigkeit kann ich sehr gut auf verschiedene Umstände reagieren.

Wie sieht so ein Tag bei dir jetzt aus?

Ein typischer Tag kann so aussehen, dass ich um sechs aufstehe, eine Stunde arbeite, die Kinder wecke und dann mit ihnen frühstücke. Dann bringe ich den Großen in den Kindergarten, fahre ins Büro, mache in der Mittagspause Sport, fahre gegen 17 Uhr nach Hause und schalte in den Familienmodus um, das heißt: Spielen, Abendessen, ins Bett bringen. Dann verbringe ich ein wenig Zeit mit meiner Freundin und sitze gegen 22 Uhr wieder am Rechner und beantworte Mails.

Was machst du morgens als Erstes? E-Mails checken oder Kinder wecken?

Das ist situationsabhängig. Kinder wecken macht aber mehr Spaß.

Was hast du von deinen Kindern gelernt?

Dass ich zum Glück selber sehr oft noch nicht ganz erwachsen bin, aber viel zu oft auch doch. Dass sich auf den Boden schmeißen und schreien eine nicht zu unterschätzende Verhandlungsstrategie ist. Dass die Pharma-Industrie einpacken kann, wenn bekannt wird, wie gut Gummibärchen Schmerzen in Luft auflösen.

Wie wichtig ist dir die Work-Life-Balance deiner Mitarbeiter und wie wird sie in deinem Unternehmen durchgesetzt?

Work-Life-Balance finde ich sehr wichtig, aber das sagt wahrscheinlich jeder. Wir versuchen zum Beispiel alles, damit die Mitarbeiter ihre Urlaubswünsche realisiert bekommen, was meistens auch dreiwöchige Fernreisen sind. Nur wenn sie sich gut erholen, können sie das ganze Jahr auch richtig motiviert arbeiten. Neue Mitarbeiter beantworten oft abends oder am Wochenende E-Mails, was ich dann immer untersage. Wenn etwas extrem Dringendes ansteht, rufe ich an. Alles andere kann warten.

Natürlich gibt es auch Phasen, in denen sehr viel Arbeit entsteht und da erwarte ich dann auch, dass das ohne großes Murren gemeinsam gestemmt wird. Aber das ist kein Dauerzustand und wir versuchen dann, an anderen Stellen zu kompensieren. Grundsätzlich haben alle Mitarbeiter viele Freiräume, sodass sie sich ihre Arbeit flexibel einteilen können, Homeoffice machen dürfen und Pausen so, wie sie es wollen.

Welche Tipps hast du für werdende Väter, die Kind und Karriere unter einen Hut bekommen wollen?

Seid in erster Linie tolle Väter! Das heißt nicht, komplett auf Karriere zu verzichten, sondern die Zeit, die für die Kinder da ist, so weit wie verträglich auszudehnen. Und diese Zeit auch bewusst zu nutzen und zu genießen – also Smartphone weglegen, wenn es nichts brutal Dringendes gibt. Dann wird auch automatisch die Zeit für die Karriere effizienter genutzt.

Wichtig auch: Die Ansprüche an sich selbst realistisch stellen. Denn man wird nie allen so gerecht, wie man es gerne hätte.

 

Foto: Robin Heintze