Rocket-Chef Oliver Samwer

Ein bedeutender Abgang. Zwei Kinnevik-Manager werden bereits nächsten Monat aus dem Aufsichtsrat von Rocket Internet ausscheiden. Kinnevik-CEO Lorenzo Grabau und Erik Mitteregger hatten im Jahr 2014 noch den Börsengang von Rocket Internet begleitet. Die schwedische Investmentfirma hält knapp 13 Prozent an Rocket Internet. Beide Firmen haben in der Vergangenheit außerdem zahlreiche gemeinsame Investitionen geleistet – unter anderem in die Rocket-Hoffnungsträger HelloFresh und die Global Fashion Group.

Das Verhältnis zwischen den Co-Investoren soll aber in der jüngsten Zeit längst nicht ohne Spannungen geblieben sein. Bereits im Dezember gab Grabau seinen Sitz als Vorsitzender des Rocket-Aufsichtsrats ab. Grund soll ein Streit über den geplanten Börsengang von HelloFresh gewesen sein, den Rocket-Chef Oliver Samwer forcieren wollte. Laut Manager Magazin hielt Kinnevik den Börsengang über Anwälte im Rocket-Aufsichtsrat auf. Nach dem Vorfall hieß es zunächst noch, Grabau werde Mitglied des Aufsichtsrates bleiben. Doch mit diesen beiden Abgängen wird Kinnevik künftig nicht mehr im Aufsichtsrat der Firmenschmiede vertreten sein.

Markieren diese Personalien nun das Ende der engen Zusammenarbeit beider Unternehmen? Wie das Handelsblatt von Insidern erfahren haben will, soll sich Lorenzo Grabau bestimmte strategische Änderungen vorgestellt haben, die Rocket Internet auf Erfolgskurs bringen sollten. Die Ideen seien aber von Oliver Samwer nicht geteilt worden.

Offensichtlich werden die Differenzen zum Beispiel bei der Bewertung der Portfolio-Unternehmen: Kinnevik geht dabei deutlich konservativer vor als Rocket Internet. Will heißen: Die Überzeugung, große Erfolge erzielen zu können, ist nicht (mehr) so stark. Der schwedische Großinvestor setzt laut WSJ die Werte der Startups um 48 bis 63 Prozent niedriger an – so unter anderem bei Westwing, Home24 oder Linio. Kinnevik zieht für solche Bewertungen Umsätze vergleichbarer börsennotierter Unternehmen heran. Rocket orientiert sich an den letzten Finanzierungsrunden der Startups.

Erst vergangene Woche musste Rocket zudem die Bewertung seiner Global Fashion Group, bei welcher auch Kinnevik investiert ist, von drei Milliarden auf eine Milliarde korrigieren – und gleichzeitig zusätzliches Kapital versprechen. Dies schickte die Aktie auf Talfahrt, sie verlor seitdem insgesamt über 20 Prozent.

Bei der Hauptversammlung von Rocket Internet am 6. Juni soll Ersatz für die scheidenden Kinnevik-Manager gewählt werden. Zur Wahl stehen dabei Stefan Krause, ehemaliger CFO der Deutschen Bank sowie ehemaliger CFO und Vorstand für Vertrieb und Marketing von BMW, und Pierre Louette, CEO Delegate von Orange.

Bild: Hubert Burda Media