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Das Berliner Startup CineApp war mit seinem Produkt etwa zwei Jahre zu früh dran. Damals startete das Unternehmen mit dem Plan, Kinotickets aufs Smartphone zu bringen. Mehrere Unternehmen sprangen auf den Trend auf; Kinohelden, Cinepass oder MobyTick waren darunter. Doch über die Jahre hat sich kein großer Player durchgesetzt, ein Mytaxi der Branche blieb aus. Ein Problem: Bislang leiteten die Apps ihre Nutzer nur auf die Homepage der Kinos weiter. Ein umständlicher Weg.

Diesen Februar ist es dem CineApp-Team um Henrik Helmer nun gelungen, die Tickets wirklich aufs Smartphone zu bringen. Über das Smartphone lässt sich ein Ticket bestellen, der Sitz auswählen und bezahlen. Beim Kartenabreißer im Kino reicht es, das Handy mit QR-Code vorzuzeigen. „Es lag vor allem daran, dass die Kassensysteme den Service mittlerweile möglich machen“, sagt Helmer im Gespräch mit Gründerszene.

Steht nun der Durchbruch bei den Kino-Apps bevor? Das Berliner Team hat sich jedenfalls für einen Werbeangriff gerüstet. Vor kurzem konnte das Startup einen „deutlich“ sechsstelligen Betrag von Investoren einsammeln. Außerdem übernahm das Unternehmen den Konkurrenten MobyTick, wie Gründerszene vom Unternehmen erfuhr.

Jetzt liegt die große Hoffnung auf den Marketing-Kanälen: Seit ein paar Tagen läuft ein TV-Spot über die Sender von ProsiebenSat.1. Dafür hat das Unternehmen hinter der App – die Cinema Mobile GmbH – einen Media-Deal mit dem Fernsehsender abgeschlossen. Ein Spot könne schonmal 1.000 Downloads bringen, erzählt Helmer.

Das Wachstum mache sich mittlerweile bemerkbar: Seit Mitte Juni hätte man die Nutzerzahlen „mehr als verdoppeln“ können, sagt der Gründer. Insgesamt sei die Zahl siebenstellig, den Anteil der regelmäßigen User will das Startup jedoch nicht verraten. Konkurrenten wie Cinepass, die nur an das Reservierungssystem der Kinos weiterleiten, hätten „mit echtem mobilen Ticketing nur wenig zu tun“, urteilt Helmer über die Konkurrenz.

Doch kommt das junge Unternehmen an den Kinoketten wie CinemaxX vorbei? Schließlich besitzen diese auch eigene Angebote. Und ihre Ticket-Apps sind laut Auswertung des Analyse-Diensts AppAnnie bislang in den Download-Charts der App-Stores höher gerankt. Helmer glaubt trotzdem an sein Konzept: In anderen Branchen sei zu beobachten, dass sich eine Plattform für mehrere Anbieter eher durchsetzt. „Die Leute wollen sich nicht für jeden Kinobetreiber eine eigene App herunterladen.“

Bei der Zahlungsbereitschaft experimentiert CineApp gerade mit Gebühren. Eigentlich ist der Service kostenfrei, aber in Tests erheben sie zwischen 50 Cent und einem Euro zusätzlich für einen mobilen Ticketkauf – ohne Schlangestehen.

International glauben Investoren an den Erfolg von den Kinoticket-Apps – vor einiger Zeit hat etwa eine ähnliche Plattform von Alibaba 260 Millionen Dollar erhalten. Und Atom aus den USA hat ebenfalls einen hohen Millionenbetrag eingesammelt.

Gerade der Erfolg von Chatbots könnte den Diensten jedoch zum Verhängnis werden. Eine schnelle Bestellung über einen Messenger scheint ein einfacher Anwendungsfall zu sein. „Ein großer Trend weg von Apps ist beim Endkunden derzeit noch gar nicht wirklich zu erkennen“, sagt CineApp-Macher Helmer. Er würde die neue Technologie jedoch im Auge behalten.

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