Philipp-Freise-KKR

Wenn sich der US-Investor KKR an Unternehmen beteiligt, dann geht es um große Summen. Hierzulande führte die in New York und Menlo Park ansässige Private-Equity-Firma etwa die 50-Millionen-Runde beim Freizeitportal GetYourGuide an oder steckte einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag in das Frankfurter KI-Unternehmen Arago. Der US-Geldgeber ist hinter den großen Exits her. Zum Beispiel erwarb KKR 2012 für 150 Millionen Dollar die Hälfte der ursprünglich aus Frankreich stammenden Bilddatenbank Fotolia, das zweieinhalb Jahre später für insgesamt 800 Millionen Dollar von Adobe gekauft wurde.

Bislang investierte KKR im Tech-Bereich – genauer: Technologie, Medien und Telekommunikation (TMT) – allein Geld aus der eigenen Bilanz. Das soll sich mit dem neuen Fonds ändern. Der Next Generation Technology Growth Fund ist stattliche 711 Millionen US-Dollar schwer. Zwar kommen 200 Millionen von KKR selbst. „Der größere Teil stammt aber von internationalen institutionellen Investoren aus den USA, Europa und Asien“, erklärt KKR-Partner Philipp Freise gegenüber Gründerszene. Will heißen: Zu den Geldgebern gehören etwa Pensionskassen oder Versicherungen. Freise: „Immer gut, wenn sich noch mehr solcher Investoren in der Tech-Szene engagieren würden.“

Ganz jungfräulich ist der nun final geschlossene Fonds nicht mehr, etwa 100 Millionen US-Dollar des Kapitals wurden bereits investiert, 90 Prozent davon in Europa, in GetYourGuide und zwei israelische Tech-Startups. Das repräsentiere aber nicht die Ziele des Fonds. „Wir wollen die eine Hälfte in den USA und die andere in Europa und Israel investieren“, verdeutlicht Freise. Von den bisherigen Engagements im TMT-Bereich habe KKR etwa 20 Prozent in Deutschland investiert.

Im Fokus dabei: Künstliche Intelligenz, Sicherheit, Reisen und SaaS. „In all diesen Bereichen sehen wir in Europa sehr spannende Geschichten mit globalem Potenzial“, so Freise. Vor allem Deutschland und Frankreich habe KKR dabei auf dem Radar. Bei all dem liegt das Augenmerk auf Unternehmen, die sich schon bewiesen haben und nun international expandieren möchten. „Wir nehmen kein Tech-Risiko auf uns, wir sind kein Wagniskapitalgeber“, betont Freise. Dafür könne KKR aber mit einem Netzwerk von rund 100 Beteiligungen gute Kontakte knüpfen. Insbesondere für europäische Unternehmen, die jenseits des Atlantiks wachsen wollen. Entsprechend stehen die Skalierbarkeit und gute Unit Economics – wie profitabel wird das Geschäft, wenn es ausgerollt werden kann? – im Fokus.

Investiert werden sollen die im Fonds verbleibenden gut 600 Millionen Dollar in den kommenden fünf Jahren. Einzelne Engagements können dabei bis zu 100 Millionen Dollar schwer sein. „Der Durchschnitt wird aber etwa bei der Hälfte liegen“, erklärt Freise. Der KKR-Partner sieht generell ein Erwachsenwerden der Szene in Europa und viel verfügbares Kapital in den ersten Unternehmensphasen – aber auch eine weiterhin klaffende Finanzierungslücke im Bereich ab der Serie B, also in den Phasen, bevor Digitalunternehmen interessant werden für Private-Equity-Finanzierungen. Dennoch glaubt er an genügend Investment-Gelegenheiten in dieser Phase. Allzu euphorisch gibt er sich aber nicht. „Ich will ja nicht unsere Wettbewerber mobilisieren“, sagt Freise und lacht.

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