John Steed und seine Assistentin Emma Peel. Stilikonen der 60er Jahre. Lange bevor Hoodies in Mode kamen.

Wir sind eigentlich ganz ruhige Menschen hier bei Gründerszene. Eher zurückhaltend. Es braucht schon einiges, um uns so richtig auf die Palme zu bringen. Das ist vielleicht auch eine Berufskrankheit. An vielen Tagen sind wir froh, dass wir nicht aus professionellen Gründen in die allgemeine Erregung einstimmen müssen, weil die aufregenden Geschichten, die uns per Twitter und Co. vor die Füße gespült werden, einfach gar nichts mit digitaler Wirtschaft oder Startups zu tun haben. Für den Fall, dass ihr irgendeine Aufregung verpasst habt, kommt hier unserer Service für das Wochenende. Lehnt euch zurück, genießt die Sonne, einen schönen Drink und regt euch in aller Ruhe auf.

So wie Neil Young zum Beispiel. Der alte Kauz wird auf seine alten Tage zum Kämpfer für einen besseren Sound. Die Streamingdienste gefallen ihm nicht, weil sie die Musik komprimieren müssen, damit sie durch all die techischen Gerätschaftschaften passt. Wenn es nach Young geht, verliert sie dadurch ihre Seele und deshalb möchte er dort nicht mehr dabei sein. Außerdem war er ja an der Entwicklung des Abspielgerätes Pono beteiligt, das Musik in voller Pracht in die Ohrmuscheln liefert. Auf der dazugehörigen Website gibt es die unverstümmelte Musik zum Download. Wir bleiben cool und hören uns das mal genau an.

Dann gab es da noch die Gründerin Pia Poppenreiter, die durch ein Interview mit uns für Aufregung sorgte. Denn sie hat sich dafür entschieden, einige ihrer Eizellen einfrieren zu lassen. Dieses sogenannte Social Freezing wurde bekannt, weil Firmen wie Apple oder Facebook in den USA ihren Mitarbeiterinnen die Kosten dafür abnehmen. Die zum Teil verständnislosen Reaktionen auf dieses offene und persönliche Interview hätten uns fast etwas aufgeregt. Viele Männer haben offenbar noch nicht verstanden, dass das Kinder kriegen nicht nur ein privates Thema für Frauen ist. Wir hatten eigentlich erwartet, dass man gerade in der Startupszene etwas weiter ist. Aber einige Männer sahen sich sogar bemüßigt, Witze über den Namen Poppenreiter zu machen. Mit mäßigem Erfolg und unter vollem Namen. Manche Leute disqualifizieren sich einfach selber. Da braucht es eigentlichen keinen aufgeregten Kommentar.

Hammeraufregend war natürlich auch das Interview des YouTube-Stars LeFloid mit unserer Bundeskanzlerin. Darüber musste sich natürlich ganz dringend jeder aufregen, der in der Lage ist, bis 140 zu zählen, ohne sich dabei die Smartphonefinger zu brechen. Ende der Woche war es erneut die Kanzlerin, die für Erschütterungswellen in den üblichen Kanälen sorgte. Frau Merkel und das kleine Flüchtlingsmädchen. Da blieb kein Auge trocken. Und jeder musste ganz dringend eine Meinung – meistens Verachtung für die Bundeskanzlerin natürlich – dazu haben. Auch ohne den Film in voller Länge gesehen zu haben. Man kann sich schließlich nicht um alles kümmern.

Die legendäre Jungendzeitschrift Bravo war irgendwie in der Versenkung verschwunden. Bis sie 100 Tipps veröffentlichte, die sich Mädchen zu Herzen nehmen sollten, wenn sie bei den süßen Boys landen wollen. Zum Beispiel mehr so schräg von unten gucken, rosiges Rouge auflegen und einfach mal tollpatschig in den total süßen Typen hineinstolpern. Das findet der nämlich unheimlich putzig und verliebt sich sofort. Mit Bravo-Garantie. Auch das durfte natürlich nicht einfach so stehen bleiben. Große Aufregung. Einmütiges Urteil im Netz: falsches Frauenbild, die spinnen wohl, das sind Artikel, vor denen uns der Gemeinschaftskundelehrer immer gewarnt hat. Bravo reagierte brav, zog tatsächlich die Berichterstattung zurück und entschuldigte sich in aller Form. Da nicht für. Uns geht’s jetzt schon viel besser. Aber das mit dem schräg von unten gucken ist doch eigentlich wirklich ganz süß.

Ach ja. Wer sich bis jetzt noch nicht so richtig aufregen konnte, für den hier noch ein Schnelldurchlauf: Spreadshirt will keine Pegida-T-Shirts drucken. Ist das politisches Bewusstsein oder einfach nur eine Werbeaktion? Rocket Internet holt sich die nächsten 500 Millionen Euro, wächst hier eine Blase die bald platzt oder werden mit den Fantastillionen Märkte besetzt, die in Zukunft noch mehr Geld zurück bringen?  Und schließlich der eiserne Minister Wolfgang Schäuble. Hat er wirklich im Handumdrehen die Idee von Europa, das Ansehen Deutschlands in der Welt und die Griechen verraten? Sportlich.

Aber das nur nebenbei. Wir freuen uns lieber. Auch über die kleinen Dinge des Alltags. Unter #myfirstrecord geisterten auf Twitter rührende, musikalische Geständnisse durch unseren Twitterstream. Und dann passierte das hier.

Dieser Gruß aus dem Jahr 1975 trieb uns die Tränen der Rührung in die Augen. Wir haben halt nah am Wasser gebaut und möchten uns dafür in aller Form entschuldigen. Und bevor wir jetzt endgültig in das Sommerwochenende verschwinden noch das Gründerszene-Motto der Woche. Es stammt von SumUp-Gründer Stefan Jeschonnek: „Es darf keine Fuck-ups geben.“ Nein, darf es nicht. Auf keinen Fall. Nur noch etwas handverlesene Musik:

Kennt die noch jemand? Slade hatten in den 70ern einige Hits. Und einige gute Songs. 

Die fantastische US-Band Wilco hat ihr neues Album gratis zum Download ins Netz gestellt. Ein Video gibt es noch nicht. Deshalb das hier:

Und dann ist vor ein paar Tagen John Steed von uns gegangen. Sein Stil wird überleben. Uns alle. 

Foto: Avengers / Youtube