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bild jpeg Zu heiß für Klamotten auf der Webseite von Lazeeva

Nico Hribernik redet gerne über Sex, aber nicht einfach nur über Sex. Sein Lieblingsbegriff ist positiver Sex. Er meint damit alles, was rechtlich legal ist und was bestimmten Werten entspricht, die er für sein Startup festgelegt hat. „Gewaltverherrlichung, Sexismus und Prostitution gibt es bei uns beispielsweise nicht“, zählt er auf. Dafür andere Formen der Pornografie, aber auch Sexspiele, Dating-Plattformen und Virtual Reality Porn.

Der gebürtige Wiener gründete im Dezember 2015 mit zwei Freunden – Tilmann Petersen und Dennis Hauck – das Unternehmen Lazeeva. Es bietet einen alternativen Store für Apps, die von Google und Apple nicht gelistet werden. „Die beiden Stores schließen viele Apps aus, die sich an über 18-Jährige richten – vor allem im Erotikbereich“, erklärt der 34-jährige Gründer. In dem Fall müssten die Hersteller erstmal beweisen, dass ihre Angebote nicht jugendgefährdend und im Einklang mit den Richtlinien der Stores seien. „Einige Unternehmer bezeichnen Produkte deshalb als Hilfsmittel für Massage oder Beckenbodentraining, obwohl es sich ganz klar um Vibratoren handelt“, so Hribernik.

Apple durchsucht jede App automatisch mittels eines Crawlers, der unerwünschte Inhalte herausfiltert. „Findet der sexuelle Inhalte, wird die App aus dem Store entfernt“, erzählt Hribernik. Zwar mache Google das nicht in dieser rigiden Art und Weise, sondern reagiere nur, wenn eine App von anderen Nutzern als potenziell gefährdend markiert werde: „Dann allerdings haben es solche Unternehmen besonders schwer, wieder gelistet zu werden.“

Lazeeva bietet all diesen Apps eine Plattform, sofern sie die selbstauferlegten Richtlinien erfüllen. „Wir fragen uns bei jeder App, ob wir sie auch unseren Schwestern oder Freundinnen zeigen würden“, so der Gründer. Falls ja, sei sie für Lazeeva geeignet. „Unsere Content-Editorin und Store-Managerin haben die besondere Aufgabe, alle Inhalte auf diese Frauenfreundlichkeit zu prüfen“, sagt Hribernik.

Acht Menschen arbeiten mittlerweile für das Startup mit Sitz in München. Derzeit hat es 22 Apps gelistet, in den nächsten Wochen sollen laut dem Gründer etliche neue dazukommen. Ein Angebot, das automatisch Geld einspielen soll. „Wir haben ein Revenue-Share-Modell, ähnlich wie bei Google Play oder beim App Store“, sagt der Gründer. Sprich: Das Startup verdient an jedem Download einer App mit. Außerdem lässt es sich auch an Käufen, die innerhalb der App gemacht werden, beteiligen.

Dafür erhielt es im vergangenen Jahr einen sechsstelligen Betrag von zwei Frühphasen-Investoren: von einer Privatperson und einem Unternehmen aus Norwegen, das sich auf Online-Advertising im Erotikbereich spezialisiert hat. Derzeit sammeln die Gründer gerade Kapital für die nächste Finanzierungsrunde ein.

Lazeeva funktioniert nur auf Android-Handys und nicht auf iPhones, da dort keine Apps fremder Anbieter heruntergeladen werden können. Derzeit befindet sich die Software in einer Testphase, es gibt sie in einer Beta-Version zum Download. „Etwa 12.000 Kunden haben sie auf ihrem Handy installiert, rund 1000 davon nutzen sie aktiv in der Woche“, sagt der Unternehmer. Und etwa 60 bis 70 Prozent seien bereit, dafür Geld auszugeben. „Das ist in einer Branche nicht üblich, in der es viel gratis im Netz gibt“, findet Hribernek.

Die Konkurrenz ist riesig, wenn man alle Sex-Seiten dazuzählt, die man umsonst oder gegen Gebühr im Internet findet. Außerdem gibt es einen alternativen Sex-App-Store auf dem Markt: Mikandi aus den USA. Auch Mikandi bietet Apps eine Heimat, die sonst nicht gelistet werden.

Nach Angaben von Hribernik sei das die einzige Gemeinsamkeit mit seinem Unternehmen. „Mikandi ist von der Ästhetik und Qualität der Apps das, was Lazeeva nicht sein will“, sagt Hribernik. Er meint damit beispielsweise, dass Mikandi auf seiner Startseite auf Fotos aus harten Pornos setzt. Die Frauen auf der Webseite von Lazeeva sind dagegen zumindest zur Hälfte angezogen.

„Unsere strategische Zielgruppe sind Frauen und Pärchen“, sagt Hribernek. Ein Großteil der Kunden komme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Um sie zu erreichen, schaltet Lazeeva Werbung auf Pornoseiten im Netz, aber auch auf Facebook und Google. Außerdem habe das Startup eigene Playlists auf Spotify und eine wöchentliche Radioshow auf Ibiza: „Mit Musik wollen wir uns als Lifestyle-Marke etablieren.“

Trotz all der Offenheit in der Kommunikation, gibt sich das Startup auch bedeckt. Der Store versteckt sich auf dem Handy-Display hinter einem Icon, das unverfänglich aussieht. „Wer da darauf klickt, muss erst noch einen vierstelligen Pin eingeben, bevor er weiterkommt“, erzählt Hribernek. Außerdem würden Apps, die von dort heruntergeladen werden, innerhalb des Stores und nicht auf dem Desktop gespeichert: „Wir nennen das unser Geheimfach“, sagt der Gründer und verspricht: Die Schwiegermutter könne jederzeit das Handy in die Hand nehmen und kriege nichts mit.

Bild: Screenshot / webseite Lazeeva