Cookies-Gründer Garry Krugljakow (links) und Lamine Cheloufi

Nach ihrem Abgang beim Banking-Startup Number26 tauchten Garry Krugljakow und Lamine Cheloufi erst einmal ab und werkelten im Stillen an einer neuen Idee: Cookies. Sie wollen mit der neuen Payment-App den Durchbruch beim Bezahlen zwischen Freunden schaffen. Gerade hat das Startup eine Seed-Finanzierung über 1,5 Millionen Euro verkündet.

Besonders die Unterstützer ziehen die Aufmerksamkeit auf sich: Der StudiVZ-Gründer Ehssan Dariani ist Gründungsinvestor, Holtzbrinck Ventures gibt als Wagniskapitalgeber Geld und drei Wunderlist-Macher sind als Business Angels mit dabei.

Im Interview haben die beiden Cookies-Gründer verraten, wie sie sich von den zahlreichen anderen P2P-Startups unterscheiden und warum sie glauben, dass ihre Idee größer ist als die von Number26:

Garry und Lamine, es gibt in Deutschland bereits zahlreiche P2P-Startups etwa Cringle und Lendstar. Paypal funktioniert sogar ohne App. Und Avuba hat im Sommer seinen Dienst eingestellt. Warum nun Cookies?

Garry: Wir haben einen 60-Sekunden-Anmeldeprozess entwickelt, nach dem man sofort Geld senden und empfangen kann, zusätzlich unterstützt die Cookies-App alle Bankkunden. Das Ganze funktioniert komplett ohne IBAN oder TANs. Über die verschiedenen Plattformen, also iOS, Android und Web, kann man uns kostenlos verwenden.

Lamine: Dabei ist wichtig, dass die sensiblen Daten im Gegensatz zu manchen Mitbewerbern nur auf dem Smartphone gespeichert sind und nicht auf irgendeinem Server, auf den ihre Entwickler Zugriff haben. Auf diesen Punkt der Datensicherheit legen nicht alle Mitbewerber Wert. Einige entscheidende Features verraten wir aber noch nicht. Am Ende ist entscheidend, wer das beste Produkt auf den Markt bringt – und das wollen wir in Deutschland im kommenden Jahr schaffen.

Ihr plant aber ein europäisches Angebot, oder?

Garry: Erstmal wollen wir in Deutschland starten und von da aus in die Nachbarländer expandieren.

Wie wollt ihr die Idee verbreiten?

Lamine: Grundsätzlich besteht unser Marketingkonzept aus zwei Pfeilern. Zum einen gute Pressearbeit – bislang waren alle Journalisten von unserem Produkt und dem Team begeistert. Als zweiten Pfeiler wollen wir eine mitreißende Geschichte erzählen und haben uns dafür einen talentierten Storyteller mit an Bord geholt.

Yapital hat es bereits mit einer Art Nachrichten-Blog versucht. Und die Geschichte von dem ehemaligen StudiVZ-Gründer Ehssan Dariani kennt zum Beispiel in Belgien niemand. Wie soll das funktionieren?

Garry: Vielleicht holen wir uns ja dann den belgischen Ehssan mit ins Team (lacht).

Lamine: Ehssan ist ja nur ein Teil unserer Geschichte, zum anderen ist bei einem Peer-2-Peer-Dienst Viralität das Kernelement. Wir müssen es schaffen, eine kritische Masse für den Dienst zu gewinnen. Das ist klar.

Garry: Mit den Machern von Wunderlist haben wir außerdem Business Angels dabei, die es bereits geschafft haben, eine App global auszurollen – aus Berlin heraus. Und die waren lange Zeit unter den Top Apps der App-Stores. Ein guter Dienst macht für sich selbst Marketing.

Bevor ihr Cookies gegründet habt, wart ihr beide bei Number26. Was habt ihr dort gemacht?

Lamine: Ich war Head of Product und seit Tag eins dabei. Damals hieß das Startup noch Papayer und wir haben an einer Kreditkarte für Teenager mit zugehöriger App gearbeitet.

Garry: Ich war bei Number26 auf der Business-Seite und habe den Launch mit vorbereitet. Da ich zuvor mehrere Jahre im Bankenwesen gearbeitet habe, waren Fragen zu Datenschutzrichtlinien und den Kooperationen mit den Banken ein Teil meiner Aufgaben.

Wer sich ein Foto von Number26 aus dem vergangenen Jahr anschaut, sieht drei bekannte Gesichter: Josef Vataman war damals CTO und hat Number26 mitgegründet, Maximos Sapranidis arbeitete als Lead Developer und Lamine, du bist auch auf dem Foto. Jetzt sind alle genannten Leute bei euch. Warum seid Ihr weg von Number26?

Lamine: Jeder hat seine individuellen Gründe, ein Unternehmen zu verlassen. Wir haben weiterhin ein professionelles Verhältnis und jeder kümmert sich um die Entwicklung seines Unternehmens.

Papayer

Ein Bild aus alten Tagen: Sapranidis (2. von links), Vataman (4. von links) und Cheloufi (2.von rechts) mit dem Papayer-Team, das später zu Number26 wurde.

Okay, wenn ihr euch dazu nicht äußern wollt, schauen wir mal auf das Produkt. Number26 bietet eine umfassende Banking-App. Warum ist eure Idee größer?

Lamine: Die Branche schaut schon seit Jahren auf den Markt und wartet auf den Durchbruch beim Peer-2-Peer-Payment. Jedes Jahr fragen sie sich, wann der Player kommt, der diese Lücke schließt. Mit Cookies können wir sehr viele Menschen erreichen und eine große Innovationslücke schließen. Bald werden wir mehr verraten.

Garry: Besonders der Blick ins europäische Ausland, zum Beispiel nach Schweden, zeigt, dass man woanders mit dem Thema schon sehr viel weiter ist.

Wie lässt sich P2P weiterentwickeln?

Garry: Wir wollen nach der geschlossenen Beta-Phase, für die man sich jetzt anmelden kann, das direkte Feedback der Beta-User in die Verbesserung des Produkts einfließen lassen. Mehrere Use Cases liegen bei uns in der Schublade und unser System ist so konzipiert, dass wir sie sehr schnell entwickeln können. Hauptsache ist, dass das Produkt spielerisch einfach ist, ja sogar Spaß macht.

Lamine: Erst einmal wollen wir uns auf Launch der App konzentrieren. Viele Wettbewerber verlieren den Fokus, wenn sie eine Bezahlung mit QR-Codes, NFC-Stickers und anderen Features anbieten. Sie verzetteln sich, wenn sie es mit einem Produkt alles sofort abdecken wollen.

Ist das nicht bei Number26 genau der Fall, dass sie viele Features anbieten?

Lamine: Klar, aber das ist ein ganz anderer Use-Case mit einem Banking-Angebot.

Dort können die Leute per Money Beam auch Geld an Leute versenden.

Lamine: Unser Produkt löst ein anderes Problem, nämlich das Geldversenden so offen wie möglich zu gestalten. Es funktioniert mit jedem deutschen Bankkonto und ist viel einfacher, da der Nutzer kein zusätzliches Bankkonto eröffnen muss.

Und die berühmte Frage: Wie wollt ihr mal Geld verdienen?

Lamine: Wir wollen erst einmal eine engagierte Nutzerbasis aufbauen. Wir haben mehrere Modelle in der Schublade, mit denen wir Geld verdienen können. Für den Nutzer bleibt Cookies aber kostenlos.

Bild: Cookies; Papayer
Hinweis: Number26 hat 2013 am Accelerator-Programm von Axel-Springer Plug and Play teilgenommen, einem Joint Venture von Axel Springer und dem Plug and Play Tech Center. Der Verlag ist darüber in das Startup investiert. Er ist auch Gesellschafter der Business Insider Deutschland GmbH, dem Medienhaus von Gründerszene. Weitere Informationen zu Business Insider findet ihr hier: www.businessinsider.de/informationen/impressum